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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Weg laufen.« Ich dachte jetzt an meine morgendlichen Befragungen von Quadrumatus Labeo und seiner Frau zurück und versuchte zu ergründen, ob sie so eine Vertuschung verborgen haben könnten.
    »War Mastarna einer der Ärzte, denen du heute begegnet bist?«, fragte Helena.
    »Nein, ich hab nur den Traumtherapeuten des Senators gesehen – Pylaemenes, ein bekloppter Chaldäer – und hatte dann einen etwas ruppigen Zusammenstoß mit Cleander, der gekommen war, um die Ehefrau mit seinen kalten griechischen Fingern zu kitzeln.«
    »Du bist obszön, Marcus.«
    »Wer, ich? Cleander hat Zosime einst griechische Theorie beigebracht, doch bei ihm hat das nicht viel gefruchtet. Er ist ein arrogantes Schwein, das auf bloße Sterbliche herabschaut. Vermutlich ist er wegen der Moneten in die Medizin gegangen, nicht aus karitativen Gefühlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich dem Tempel des Aesculapius lange verbunden fühlte. Was hat mir diese hexenhafte Freigelassene – die düstere, abweisende Phryne – denn noch erzählt? Der Senator hat einen zahmen Ägypter, der ihn wahrscheinlich mit gemahlenen Krokodilknochen füttert, und ja, da ist noch Mastarna. Mastarna, sagte sie, hat sich früher um den Toten gekümmert. Also befand sich Gratianus Scaeva in den Händen des eifrigen Chirurgen, mit dem Zosime sich gestritten hat.«
    Helena kaute langsam an einem etwas altbackenen Brötchen. Ich sagte bereits, sie genoss Herausforderungen. Ich hatte sie schon früher dabei beobachtet, wie sie ihre Zähne an harten Krusten erprobte, auf dieselbe Weise, wie meine Mutter stets behauptete, es sei ihr mütterliches Los, sich mit Resten und ungenießbarem Abfall rumplagen zu müssen. »Also«, fragte mich Helena schließlich, als ihre Kiefer dieser Strafe müde waren, »welche Bedeutung hat Scaevas Arzt in diesem Haushalt von Hypochondern?«
    »Die Antwort wird wahrscheinlich davon abhängen«, entgegnete ich, »welchen Zusammenhang wir zwischen Veleda und Scaeva finden. Wer hat ihn wirklich ermordet? War es Veleda, oder war sie es nicht? Und warum? Gab es irgendeine Verbindung zwischen Scaevas Tod und dem Zeitpunkt von Veledas Flucht – abgesehen davon, die Panik und den Tumult im Haus auszunutzen?«
    »Ihm wurde der Kopf abgeschlagen«, bemerkte Helena erstaunt. »Willst du damit andeuten, dass jemand anders als Veleda diese typisch keltische Handlung ausgeführt hat?«
    »Könnte sein. Ich habe die Leiche nicht gesehen, die natürlich längst verbrannt wurde. Ich würde Mastarna gerne fragen, ob er eine professionelle Untersuchung durchgeführt hat, als die Leiche seines Patienten gefunden wurde. Es hätte auch noch andere Verletzungen geben können, die davor zugefügt worden waren. Wer würde sich die Mühe machen, das zu überprüfen? Da ist ein Mann mit abgehacktem Kopf, also nimmt man an, das sei die Todesursache. Aber ich werde für alles offenbleiben. Er hätte auf andere Weise sterben können, und Veledas Anwesenheit brachte jemanden auf die Idee, ihr die Sache anzuhängen.«
    »Jemand mit sehr kühlem Kopf«, bemerkte Helena. »Selbst wenn Scaeva bereits tot war, kostet es Mut, eine Leiche zu enthaupten, stelle ich mir vor.«
    »Du hast recht. Die Stämme tun das in der Hitze des Gefechts, und sie machen es mit ihren Feinden, was als Ermutigung gedacht sein muss. Vielleicht sollte ich, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme«, sagte ich, »herausfinden, welche Feinde Gratianus Scaeva hatte.«
    Helena verzog das Gesicht. »Er war ein junger Mann. War er der Typ, Feinde zu haben?«
    Ich lachte verbittert. »Wohlhabend geboren, begütert, angesehen … Mir wurde gesagt, er sei ein wunderbarer Mensch gewesen – also glaub mir, Herzchen, er muss ein echter Drecksack gewesen sein!«

XIII
    D er nächste Tag begann mit einem Besuch bei meinem Vater in den Saepta Julia. Mein Bote Gaius war nicht zurückgekommen, aber ich fand ihn in Papas Antiquitätenlagerhaus. Gaius hatte die ihm aufgetragenen Fragen total vergessen und steckte mitten in Verhandlungen, wollte Papa Statuetten verhökern, die er auf unserer gemeinsamen Griechenlandreise aus Tempeln geklaut hatte. Papa saß wie üblich auf seinem abgewetzten alten Klappfeldstuhl, Gaius lümmelte wie ein Prinz in einer ausrangierten Sänfte mit einem fünf Fuß hohen vergoldeten Lehnstuhl. Die Tragestangen sahen noch ganz ordentlich aus, aber der Stuhl war völlig abgewetzt.
    »Er hat ein gutes Auge«, sagte mein Vater anerkennend und strahlte dabei.
    »Oh, er weiß

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