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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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angetan zu sein.
    »Kas ist auch gut für die Nerven«, sagte Iris, spießte ein Stück auf das spitze Messer und hielt es Orlowski vor die Nase. Er schüttelte unwillig den Kopf.
    Stille senkte sich über die Gruppe.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Iris plötzlich und sah Orlowski herausfordernd an.
    »Was machen?«, schrillte die Bioladen-Lady.
    Iris deutete auf die verbliebenen Pflanzen. »Na, wollen wir die vielleicht noch hinauftragen? Es ist schon Nachmittag. Irgendwann ist der Tag vorbei. Tragen, ihr erinnert euch. Deshalb sind wir hier.« Sie klang herausfordernd.
    Irmi hielt sich wohlweislich zurück. Sie fand ihre Beobachterrolle nicht uninteressant.
    »Meine Damen, meine lieben Damen«, sagte Orlowski und mimte den netten Onkel, wahrscheinlich hatte er an einem Rhetorik- und Deeskalationsseminar für DAV-Gruppenführer teilgenommen. »Wir sind alle ein wenig angespannt.«
    »Ich nicht«, maulte Iris.
    »Frau Staatsanwalt muss immer das letzte Wort haben«, keifte die Lehrerin, die ihre Schokobons inzwischen komplett aufgefuttert hatte.
    Der Heilpraktiker, der bisher geschwiegen hatte, mischte sich ein. »Darf ich eine kleine Meditation vorschlagen? Wir sollten alle unsere Ängste und Aggressionen in den Griff bekommen. So ein einschneidendes traumatisches Erlebnis für uns alle! Frau Kommissar, machen Sie doch auch mit.« Er zog ein Handy aus seinem Rucksack und entlockte ihm sphärische Klänge. »Nehmt euch an den Händen«, sagte er mit entrückter Stimme, »atmet tief durch, spürt euch in eurer Körpermitte. Spürt die Kraft, die zwischen uns fließt.«
    Iris von Gstalden gab ein gequältes Geräusch von sich, Irmi war dem Lachkrampf nahe und mühte sich dann aber um Ernst und Respekt vor ihrer Körpermitte. Die ja recht stattlich war.
    Irgendwann begann die Grundschullehrerin zu weinen.
    »Ja, lass es raus. Die negativen Energien müssen den Körper verlassen.« Die Stimme des Heilpraktikers klang, als käme sie aus einer anderen Welt.
    Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Off: »Was is des für a Zirkus?«
    Sie fuhren herum. Da stand Vitus und schaute sie missbilligend an.
    Der Heilpraktiker hatte sich erhoben. »Herr Weingand! Sie sind zurück!« Es klang, als wäre Vitus gerade zur Polkappe gepilgert, hätte eine Flagge gehisst und wäre nun wieder unbeschadet retour gelangt.
    »Ja sowieso. Und jetzt?«, fragte Vitus. »I muass jetzt ogreifn, sonst werd des heit nix mehr. Machts ihr no mit?«
    Der Heilpraktiker übernahm das Kommando. »Ihr Lieben, was meint ihr? Ich glaube, wir haben Kräfte gesammelt, oder?«
    Von der Lehrerin kam ein begeistertes Nicken. Die Frau vom Naturkostladen zuckte die Schultern, was man fast als Zustimmung werten konnte, denn sie war ein Mensch, dessen Lebensäußerungen generell im negativen Bereich lagen.
    Bernd Orlowski, der gerade seinen Führungsanspruch schwinden sah, warf sich in die Brust.
    »Wir danken dir für deine schöne Meditationsanleitung. Und ich sag jetzt mal unter uns Bergkameraden: Mir san mir. Pack mers, gehn mers an. Du doch sicher auch, Iris?«
    Man sollte kein Bairisch reden, wenn man's nun mal nicht kann, dachte Irmi, verkniff sich aber jeden Kommentar. Sie sah Iris an, die in wohlartikuliertem Hochdeutsch erwiderte: »Sicher, Bernd. Da packen wir es doch.«
    Vitus' Mund umspielte ein Lächeln. »Gut, dann schaugts her.« Er breitete eine Karte aus, auf der die weiteren Sanierungsgebiete eingezeichnet waren. »Mir nehmen uns jetzt des vor.« Er wies auf eine Flanke, die als »vordringlicher Standort« ausgewiesen war.
    »Was heißt das?«, fragte die Lehrerin, der anscheinend die Schoko- und Meditationskur so gut getan hatte, dass sie wieder Feuer und Flamme war.
    »Wir unterscheiden nach vordringlichen Sanierungsgebieten, dringlichen Gebieten und Gefährdungsgebieten. Hier geht es um Hochwasserschutz, zunehmende Erosion und eine Zerfallsstufe, die hier relativ weit fortgeschritten ist«, referierte Orlowski.
    Vitus mischte sich ein: »Die Bäume, die wir einpflanzen, fangen mit ihren Kronen Wasser auf, das dann erst gar ned zum Boden kimmt. Außerdem kann des Niederschlagswasser in durchwurzeltem lockerem Boden gut einsickern und fließt verzögert ab. Die tiefe Durchwurzelung hält den Boden fest und huift, dass kein Hang rutscht.«
    Bernd Orlowski schaute unwirsch. Vitus hatte ihm, dem Platzhirsch, die Show gestohlen. »Ja nun«, wiegelte er ab, »dann lasst uns beginnen.«
    Iris schlenderte zu Zilly hinüber. Irmi folgte ihr. Sie

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