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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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waren. Selbst Moses zog ob der grimmigen Stille den Schwanz ein, verzog sich zu Fine unter die Ofenbank und verzichtete darauf, um abfallende Leckerbissen zu betteln.
    «Ich kann hier nicht bleiben», brach Miras Stimme plötzlich das Schweigen. «Ich werde Mutter bitten, mich hier wegzuholen.»
    Aller Augen richteten sich überrascht auf das Mädchen, das nun, scheinbar entschlossen, die Schultern straffte. «Mein Ruf, ich muss an meinen Ruf denken. Und an den meiner Familie, wenn …» Sie hielt inne und suchte nach Worten.
    Franziska klappte die Kinnlade herunter, Magda undLudowig schüttelten verständnislos den Kopf, Griet starrte das ältere Mädchen mit großen Augen an.
    Mira fuhr noch fort: «Wenn meine Familie gewusst hätte, was dies für ein Haus ist …»
    In diesem Moment klatschte Adelina ihre flache Hand auf den Tisch, dass nicht nur Mira erschrocken zusammenzuckte.
    «Du willst also gehen? Schön. Zwar müsstest du mit deinen spitzen Ohren mittlerweile genug Gespräche in
diesem
Haus belauscht haben, um erkannt zu haben, dass ich nichts mit dem vergifteten Konfekt zu tun habe, aber schön.» Adelina fixierte das Mädchen mit einem bitterbösen Blick.
    «Schön», wiederholte sie wenig später. «Du willst also doch ins Kloster, wie es dein Herr Vater vorgesehen hat; eine kleine Betschwester werden. Denn zu mehr reicht weder deine Mitgift noch deine Stellung und ganz sicher nicht dein Gehabe. Oder glaubst du, deine ewige Unlust und deine hochmütige Art würden dir im Kreis heiliger Schwestern wohl anstehen? Bitte, werde Nonne. Lass dich hinter der höchsten Klostermauer begraben. Aber lass dir gesagt sein, dass ich meiner Lebtage noch keine so ungeeignete Novizin gesehen habe.»
    Nun blickten alle überrascht zu Adelina, ihr Vater streckte begütigend eine Hand über den Tisch und wollte ihren Arm tätscheln. «Kind, was ist denn in dich gefahren?»
    «Nein, Vater, sei so gut und halt dich da raus. Mira ist mein Lehrmädchen, und ich muss ihr ein paar Wahrheiten sagen. Da sie ja sowieso das Haus verlassen will, dürfte ihr das wohl nichts anhaben.»
    «Adelina …», mahnte nun auch Neklas, fing sich jedoch nur einen vor Zorn sprühenden Blick ein.
    Mira war indes ein klein wenig in sich zusammengesunken, hielt den Kopf aber trotzig aufrecht. «Mutter wird eine andere Lehrstelle finden. In einem ehrbaren Haus.»
    Adelina stieß bei diesen Worten zischend die Luft aus.
    «Jetzt hör mir mal zu, Mädchen …»
    «Adelina!» Neklas schüttelte den Kopf, dann wandte er sich an Mira. «Was die Meisterin dir sagen will, ist, dass du selbstverständlich die Lehre in diesem unwürdigen Haus beenden darfst. Soweit uns jedoch bekannt ist, und das dürfte auch dir kein Geheimnis sein, hat dein Herr Vater dich als Letztgeborene fest für ein Leben hinter Klostermauern vorgesehen. Nur deiner Mutter ist es zu verdanken, dass du jetzt hier bist. Denn», er lächelte leicht, «so fromm du auch tust, und so viel du auch vor deinem Bett knien und beten magst, du bist für ein solches Leben nicht geeignet.» Er hielt inne und ließ seine Worte wirken, dann meinte er obenhin: «Du hast einen hellen Kopf, kannst leicht Gesellin werden eines Tages. Vielleicht, wenn das Schicksal es will, sogar mehr. Ein durchaus ehrbares Leben. Aber ich verstehe natürlich, dass du es in einem Haus wie dem unseren keinesfalls länger aushältst. Sei aber sicher, dass du, gerade da du von adliger Geburt bist, in Köln so rasch keine andere Lehrstelle bekommen wirst. Aber dir bleibt ja noch das Kloster, nicht wahr?», kam er wieder auf den Punkt. «Und nun geh in deine Kammer. Wir wünschen dich heute Abend nicht mehr hier zu sehen.»
    Mira sah ihn durchdringend an, und er hielt ihren Blick eisern fest. Als sie sich endlich davon losriss, blickte sie in Adelinas Gesicht, das noch immer vor Zornglühte. Langsam senkte Mira den Kopf, starrte für Sekunden auf die Tischplatte und stand dann schweigend auf. Die Küchentür klappte leise hinter ihr ins Schloss, dann hörten sie die Tür ihrer Kammer gehen.
    «Und nun esst endlich weiter, bevor alles kalt ist», sagte Neklas, nun in heiterem Ton.
    ***
    «Ich wäre auch allein mit ihr fertig geworden», murrte Adelina später, als sie neben Neklas auf dem Bett saß.
    «Selbstverständlich wärst du das», stimmte er ihr noch immer heiter zu. «Aber nach dem, was vorher passiert ist, hielt ich es für richtig, Mira zu zeigen, dass wir hier alle an einem Strang ziehen. Außerdem lässt du dich gerne

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