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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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her», wies sie das Mädchen an. «Du nimmst dir eine Schale und sortierst all jene Konfektstücke aus, die nicht so aussehen wie diese.» Sie nahm eine der Süßigkeiten zwischen die Finger. «Das Konfekt liegt schon einige Tage in der Kiste, und manchmal geht der Honig- oder Zuckermantel ab. Oder die Kugeln bekommen unschöne Dellen oder Risse.» Sie wies auf ein besonders ramponiertes Stück. «Sammele alles heraus, was nicht mehr schön aussieht.»
    «Und was macht Ihr dann damit, Meisterin?»
    Adelina lächelte. «Das Konfekt, das ich nicht mehr verkaufen kann, essen wir normalerweise selbst.» Sie hob den Zeigefinger. «Aber ich warne dich. Wenn ich sehen sollte, dass du heimlich naschst, kannst du was erleben. Ob und wer von dem Konfekt bekommt, bestimme ich.»
    Mira nickte und nahm sich eine Steinschale aus dem Regal hinter dem Tresen. Während sie damit begann, das Konfekt zu sortieren, warf sich Adelina ihren Mantel über und überlegte fieberhaft, wo sie ihren Vater diesmal suchen sollte.
    Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn kaum war sie aus der Tür getreten, da sah sie Neklas, zusammen mit Albert, quer über den Markt kommen.
    Neklas’ Miene wirkte finster, obgleich er ruhig auf seinen Schwiegervater einredete. Bei der Apotheke angekommen, nickte er Adelina zu. «Dein Vater ist mir auf dem Laurenzplatz begegnet. Leider ist er …»
    «Ich wollte in den
Bunten Ochsen
», unterbrach Albert ihn eifrig. «Dort treffen sich doch die Zunftbrüder immer, nicht wahr?»
    Adelina nickte. «Ja natürlich, Vater.» Der
Bunte Ochse
lag neben dem Benediktinerkloster Groß St. Martin, nicht am Laurenzplatz.
    «Der junge Mann hier», Albert wies lächelnd auf Neklas, «war so freundlich, mich nach Hause zu begleiten, Sieglinde. Dafür habe ich ihn zum Essen eingeladen. Er ist Medicus, und ich dachte …» Er senkte vertraulich die Stimme und zwinkerte ihr zu, «… er könnte doch einmal Adelinas Husten untersuchen.» Nun senkte er die Stimme noch mehr: «Und sie kennenlernen …»
    Adelina riss verblüfft die Augen auf, dann schlug sie die Hand vor den Mund, um nicht laut zu lachen. Auch um Neklas’ Mundwinkel zuckte es, was jedoch die steile Falte auf seiner Stirn nicht zu mildern vermochte.
    Adelina riss sich zusammen und sagte: «Ist gut, Vater. Selbstverständlich ist der Herr Magister zum Abendessen eingeladen. Komm, geh schon mal ins Haus. Es ist noch ein bisschen Zeit, vielleicht möchtest du dich vor dem Essen etwas ausruhen?»
    «Eine gute Idee, Sieglinde.» Albert strahlte. «Ich gehe in meine Kammer und sehe mir das neue Buch über die Beschaffenheit der Elemente an, das Magister Arnoldus mir gestern gebracht hat.»
    Adelina nickte unbestimmt und sah ihrem Vater nach, bis er im Haus verschwunden war. Dann wandte sie sich wieder zu Neklas um. «Was ist geschehen?»
    Sie wussten beide, dass sie nicht ihren Vater meinte.
    Neklas runzelte grimmig die Stirn. «Thomasius geht in der Stadt um und predigt.»
    «Ich weiß.» Adelinas Miene verdunkelte sich, als siean den Vorfall auf dem Alter Markt dachte. «Er prangert die Unzucht der Eheweiber und -männer an.»
    Neklas sah sie so verblüfft an, dass sie ihm erklärte: «Bevor du von deiner Reise zurückkamst, war er hier auf dem Markt und hat gegen Schlupf- und Winkelhuren gewettert. Und gegen untreue Ehemänner. Er hat …»
    «Er ist ein Dämon», unterbrach Neklas sie. «Stand auf einer Kiste auf dem Laurenzplatz und erzählte den Menschen, sie sollen sich von den Ärzten fernhalten.»
    «Von dir?»
    «Von den Ärzten. Glaubst du, er würde sich auf so dünnes Eis wagen und Namen nennen? O nein, das macht er viel schlauer.» Neklas’ Gesichtsausdruck wechselte von grimmig zu fuchsteufelswild. «Er sprach von, warte mal, von verderbten Ärzten, die ihre Patienten nur zu Tode pflegen wollten und mit quacksalberischen Arzneimischern buhlen.»
    Adelinas Kinnlade klappte herunter. «Wie war das?»
    Neklas ging an ihr vorbei ins Haus, und sie folgte ihm eilig. Mitten in der Apotheke drehte er sich um. «Das war noch das Harmloseste, was er von sich gegeben hat. Ich konnte froh sein, dass ich so weit hinten stand und mich niemand erkannt hat.»
    «Das darf doch wohl nicht wahr sein», schimpfte Adelina. «Wie kommt er dazu … Jeder in der Stadt weiß, dass du und ich … dass wir …»
    «Jeder vielleicht nicht», grollte Neklas, «aber genug, um uns in Teufels Küche zu bringen, wenn er nicht damit aufhört.»
    «Wenn sich dann noch die Sache mit dem

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