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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Schultern.
    «Meister van Kneyart, was führt Euch hierher?», grüßte Neklas, doch der Goldschmied achtete kaum auf ihn, als er Adelina erblickte. Mit wenigen Schritten schoss er auf sie zu.
    «Meisterin Burka.» Er spie die Worte geradezu aus. Unter seinem Mantel zog er ein hölzernes Kästchen hervor und hielt es ihr unter die Nase.
    Adelina starrte es verblüfft an. Es war das Konfektkästchen, das sie Entgen am Nachmittag verkauft hatte. Van Kneyarts Miene verfinsterte sich noch mehr.
    «Wie könnt Ihr es wagen, dieses Giftzeug weiterzuverkaufen? Noch dazu an meine Cousine? Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen, Weib? Wollt Ihr meine gesamte Familie umbringen?»
    Adelina schoss die Zornesröte ins Gesicht. «Das ist ja wohl …», brachte sie heraus, doch da mischte sich Neklas bereits ein: «Guter Mann, wie könnt
Ihr
es wagen», er schob sich halb vor Adelina, «meine Gemahlin derart anzugreifen?» Seine Stimme war gefährlich ruhig. «Glaubt Ihr, nur weil Ihr jetzt im Stadtrat sitzt, habt Ihr das Recht, sie auf diese unhaltbare Weise zu beschuldigen?»
    «Ihr!», schäumte van Kneyart und funkelte Neklas an. «Ihr steckt doch mit ihr unter einer Decke! Ha!» Als er sich der Doppeldeutigkeit seiner Worte bewusst wurde, stieß er ein grimmiges Lachen aus. «Ich verbiete Euch, in Zukunft auch nur noch einen Krümel dieses Höllenkonfekts unter die Leute zu bringen.»
    «Ihr verbietet es?» Adelina trat nun wieder neben Neklas und stemmte die Hände in die Seiten. «Mit welchem Recht verbietet Ihr es? Frau Entgen hat mich ausdrücklich um das Konfekt gebeten.»
    «Entgen ist ein dummes Huhn», polterte der Goldschmied wieder los. «Aber Ihr», nun fasste er sie wieder ins Auge, «Ihr seid des Teufels, Weib. Das Gift, das zwei gute Männer umgebracht hat, war in diesem», er schüttelte das Kästchen vor ihrem Gesicht, «Eurem Konfekt.»
    «Es war in meinem Konfekt», bestätigte Adelina. «Aber ich habe es nicht hineingetan.»
    «Das muss erst noch bewiesen werden. Ungeheuerlich, dass man Euch überhaupt noch erlaubt, diese Schlangengrube hier weiterzuführen. Wenn es nach mir ginge, müsste man Euch auf der Stelle die Meisterwürde entziehen und diesen Saustall schließen.»
    «Ihr geht zu weit, Meister van Kneyart.» Neklas’ Stimme blieb noch immer ruhig, gewann jedoch ungleich an Schärfe, als er fortfuhr: «Wenn Ihr nicht sofort mit diesen Anschuldigungen aufhört und mein Haus verlasst, lasse ich Euch hinauswerfen.»
    «Ihr lasst mich …?» Van Kneyart maß den um einiges kleineren und weniger kräftig gebauten Medicus mit hämischem Blick. «Gerade Ihr, der Ihr auch nicht besser seid. Glaubt Ihr, ich hätte nicht gehört, was man über Euch erzählt? Was Ihr vergangenen Winter im Narrenturm mit den Leichen getrieben habt? Und auch noch mit Billigung des Erzbischofs! Wenn Reese nicht so einen Narren an Euch gefressen hätte …» Ohne den Satz zu vollenden, fixierte er nun wieder Adelina. «Lasst Euch gesagt sein, wenn Ihr es noch einmal wagt, Entgen dieses Zeug anzubieten, wird es Euch schlecht ergehen!» Er holte aus und knallte ihr das Kästchen vor die Füße. Dabei sprang die Schließe auf, der Deckel brach ab und das teure Konfekt kullerte nach allen Seiten auf den Boden. «Ich werde schon noch herausfinden, wer meinen Vetter vergiftet hat. Gnade Euch Gott, wenn Ihr etwas damit zu schaffen hattet.»
    Die letzten Worte hatte er ihr regelrecht ins Gesicht geschleudert. Nun drehte er sich um und schoss, einem Racheengel gleich, zur Tür hinaus.
    Adelina und Neklas sahen ihm schweigend hinterher.
    Schließlich ging Adelina in die Hocke und sammelte die verstreuten Süßigkeiten auf.
    «Lass doch.» Neklas fasste sie an der Schulter und wollte sie wieder hochziehen, doch sie entwand sich seinem Griff. Schweigend klaubte sie das Konfekt und die zersplitterte Kiste vom Boden und legte alles auf den Tresen. Dann sortierte sie die Konfektstücke aus, die nicht kaputt gegangen waren, und legte sie zu denen, die Mira vorher aus der großen Kiste herausgesammelt hatte.
    «Nun komm, lass uns essen», forderte Neklas sie noch einmal auf.
    Adelina schüttelte den Kopf, doch er nahm sie einfach am Arm und zog sie mit sich.
    In der Küche setzten sie sich still zu den anderen an den Tisch. Neklas sprach ein kurzes Gebet, dann begannen sie zu essen.
    Eine unangenehme Spannung lag in der Luft. Kein Wunder, hatte doch der Goldschmied laut genug gesprochen, dass seine Worte ganz sicher bis in die Küche gedrungen

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