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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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von ihr provozieren. Versteh mich nicht falsch.» Er hob abwehrend die Hände, als sie ihn wütend anfunkelte. «Ich habe schon gemerkt, dass euch beiden diese Konfrontationen Spaß zu machen scheinen. Doch in diesem Fall musste ich euch Einhalt gebieten.»
    «Sie ist zu weit gegangen.»
    «Das ist sie.»
    «Glaubst du, sie wird die Lehre abbrechen?»
    «Und tatsächlich ins Kloster gehen? Im Leben nicht, Adelina. Aber bedenke, sie ist noch ein Kind. Ihr muss erst klar werden, welche Konsequenzen ihr Handeln haben kann.»
    Adelina lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes und faltete die Hände im Schoß. «Können
wir
sie denn halten? Sie weiß viel über die Familie, vielleicht zu viel.» Ihr fiel die Sache mit Griet in ihrem Dirnenkittel ein, und sie schluckte heftig. «Können wir es verantworten, sie in der Lehre zu behalten?»
    «Für sie?» Neklas sah sie aufmerksam von der Seite an.
    «Für uns.» Entschlossen richtete Adelina sich wieder ein wenig auf und blickte ihm in die Augen. Er musste es erfahren. Es war unmöglich, ihm Griets Vergangenheit noch länger zu verschweigen. «Mira weiß mehr, als ihr und uns allen gut tut. Ich habe keine Ahnung, wie viel sie davon verstanden hat …»
    «Wovon sprichst du überhaupt?» Verwundert hob Neklas die Brauen.
    Adelina nahm seine Hand, ließ sie jedoch gleich wieder los.
    «Es gibt da etwas … Als du fort warst, in Bonn, da ist etwas geschehen.»
    «Was ist geschehen?» Alarmiert griff nun Neklas nach ihrer Hand und hielt sie fest. «Was? Hat es etwas mit Thomasius zu tun?»
    «Nein, nicht mit ihm.» Sie schüttelte heftig den Kopf. «Ich konnte dir noch nicht davon erzählen. Es geht um Griet.» Sie holte tief Luft, wusste jedoch nicht, wie sie fortfahren sollte, und stieß sie langsam wieder aus.
    «Mit Griet? Gibt es Schwierigkeiten mit dem Lernen? Nicht alle Kinder haben Talent für den Schulunterricht.» Beunruhigt runzelte er die Stirn. «Oder hat sie gar etwas angestellt?»
    Adelina wurde die Sache immer unangenehmer. Fahrig strich sie mit der freien Hand über die Bettdecke.
    «Adelina! Was ist geschehen?» Neklas fasste sie an den Schultern und schüttelte sie leicht. «Ich dachte, du habest sie gerne aufnehmen wollen. Ich wusste nicht … Was hätte ich denn tun sollen? Ich konnte sie nicht in Kortrijk lassen. Aber wenn du sie nicht im Haus haben willst, muss ich …»
    «Nein, Neklas!», unterbrach sie ihn erschrocken. «Das ist es doch gar nicht. Ich will nicht … ich will sie nicht aus dem Haus haben. Griet ist ein liebes Mädchen. Sie soll hier mit uns leben, als unser Kind.» Sie schluckte wieder.
    Neklas ließ die Hände sinken und blickte ihr vollkommen verwirrt ins Gesicht. Deshalb nahm sie sich zusammen und setzte erneut an: «Es ist etwas geschehen, das du wissen musst. Es war an dem Tag, als Mira hier eintraf …» Sie berichtete von Meister Winklers Besuch, von Griets merkwürdiger Aufmachung und Miras geistesgegenwärtiger Reaktion, das kleine Mädchen im Hinterzimmer festzuhalten.
    Neklas Miene wechselte von beunruhigt zu entsetzt, und als sie schließlich von ihrem Gespräch mit Griet erzählte, hatte sein Gesicht alle Farbe verloren.
    «Du glaubst also … du sagst, sie ist von diesem Mistkerl gezwungen worden … sie ist …»
    «Sie war eine Kindhure», bestätigte Adelina. Nachdem sie die schreckliche Nachricht los war, wurde sie etwas ruhiger.
    Neklas ließ sich vollkommen kraftlos gegen das Kopfende sinken und starrte ins Leere. Sie schwieg und wartete. Er musste sich erst mit dieser Ungeheuerlichkeit abfinden.
    Nach einer Weile drehte er ihr den Kopf zu. «Und was nun?»
    «Sie ist deine Tochter.»
    «Natürlich ist sie das.» Er setzte sich wieder auf und fuhr sich mehrmals durch die krausen Locken. «Natürlich ist sie das. O mein Gott, dieser Schweinehund! Man müsste ihn … Sie ist erst acht!» Er rieb sich die Augen.
    Sanft legte Adelina ihm eine Hand auf den Arm.«Vielleicht ist das unser Glück. Sie ist noch so jung. Vergessen wird sie wohl niemals, was ihr angetan wurde, aber sie wird lernen, damit zu leben.»
    Neklas nickte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. «Wenn es jemand erfährt! Und was ist mit ihrer Zukunft? Wird sie jemals einen Mann finden, der …?»
    «Neklas», Adelina verstärkte den Druck ihrer Hand. «Habe ich einen Mann gefunden?»
    Verwirrt blickte er sie an. «Das ist doch etwas Anderes.»
    «Ist es das wirklich? War mein Schicksal weniger schlimm als das ihre? Und bedenke, sie konnte sich nicht

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