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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wehren, sie hatte keine andere Wahl. Ich schon. Auch wenn es mich zerstört hätte. Ich hatte eine Wahl, Neklas. Sie nicht.» Sie hielt inne und lächelte leicht. «Und dennoch hast du mich genommen.»
    «Ja.» Er rückte näher zu ihr und nahm sie in den Arm.
    Adelina seufzte leise. «Griet wird einen Mann finden, wenn sie will. Einen Mann …»
    «Der sie liebt», ergänzte Neklas.
    «Bis dahin müssen wir uns um sie kümmern.»
    «Das müssen wir», bestätigte er und drückte sein Gesicht in ihr Haar. «Und ihren Stiefvater, der diesen Namen nicht verdient, werde ich zur Rechenschaft ziehen!»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Das wirst du nicht tun. Du kannst ihm nichts beweisen. Griet ist noch ein Kind, ihr wird niemand glauben. Und ich halte es für besser, wenn sie nicht mehr daran denken muss. Stell dir vor, man ließe sie untersuchen, um zu sehen, ob sie noch … unversehrt ist. Das könnte ich ihr nicht antun.»
    «Nein, das können wir nicht.» Aufgewühlt setzte ersich auf, doch gleich presste er sein Gesicht wieder an ihre Schulter. «Wir können nichts tun! Müssen ihn ungeschoren davonkommen lassen. Aber ich kann doch nicht …»
    «Ich weiß.» Sie streichelte ihm über die Locken, die ihn für sie von Beginn an so überaus anziehend gemacht hatten. «Aber wir müssen tun, was für Griet das Beste ist.»
    «Adelina.» Er rückte ein klein wenig von ihr ab und strich mit dem Zeigefinger über ihre Wange. «Du bist die klügste und großherzigste Frau, die mir jemals begegnet ist.»
    Sie lächelte. «Es gab einmal eine Zeit, da hast du gesagt, dass Großherzigkeit auch Dummheit sein kann.»
    Um seine Mundwinkel zuckte es leicht. «Vielleicht stimmt das auch. Seit ich in dein Haus gekommen bin, hast du nur noch Scherereien.»
    «Das ist wahr.»

15
    Am übernächsten Tag saß Adelina bis zum späten Vormittag allein auf einem Hockerchen in der Apotheke. Nicht ein einziger Kunde hatte bisher den Weg zu ihr gefunden. Das konnte Zufall sein, die Geschäfte liefen nicht jeden Tag gleich gut; es war aber auch möglich, dass sie nun die Auswirkungen der kursierenden Gerüchte zu spüren bekam. In Köln blieb nun einmal nichts ein Geheimnis. Wahrscheinlich hatten auch Thomasius’ Predigten dazu beigetragen, dass ihre Apotheke heute leer blieb.
    Zum wiederholten Male zog Adelina ihre Geldkassette unter dem Tresen hervor und ging deren Inhalt durch, obwohl sie genau wusste, wie viele Silber- und Kupfermünzen sie enthielt.
    Als die Tür ging, hob sie überrascht den Kopf und stand auf.
    Ein rundlicher Mann im langen, für die Jahreszeit mit ungewöhnlich viel Pelz verbrämten Kaufmannsmantel trat ein und fuhr sich mit der flachen Hand über die Halbglatze, während er sich umsah. Erst dann kam er auf sie zu und grüßte. Er hatte eine ölige Stimme.
    «Was kann ich für Euch tun?» Adelina lächelte ihm höflich abwartend zu. Sie war sich sicher, diesen Mann noch niemals zuvor gesehen zu haben.
    «Die Frage lautet wohl eher, was ich für Euch tun kann», erwiderte der Mann, ohne zu lächeln. «Ein gemeinsamer Bekannter hat mir nahegelegt, Euch aufzusuchen,da ihr möglicherweise Interesse an wenig zugänglichen Ingredienzien für Eure Arzneien habt.»
    «Van Cramen?»
    «Die Dinge, die er mir aufgezählt hat, kann ich Euch beschaffen, allerdings nur, wenn Ihr mir die gesamte Summe des Preises im Voraus zahlt. Ihr versteht, gewisse Vorsichtsmaßnahmen sind vonnöten. Solltet Ihr Eure sogenannten Arzneien versehentlich falsch dosieren und damit Eure Kunden vergiften, landet Ihr bestenfalls im Kerker, und ich hätte das Nachsehen.»
    «Natürlich.» Adelina fühlte sich in Gegenwart dieses Menschen äußerst unwohl, bemühte sich jedoch um ein neutrales Gesicht. «Wie viel?»
    «Das hängt selbstverständlich von Art und Menge der Lieferung ab.» Der Mann bedachte sie mit einem Blick, der verriet, dass er sie für wenig helle hielt. «Was benötigt Ihr?»
    Adelina überlegte fieberhaft, dann antwortete sie liebenswürdig: «Zunächst einmal wünsche ich Euren Namen zu erfahren.»
    Der Kaufmann nickte ihr zu. «Berthold Magnussen», stellte er sich vor. «Kaufmann zu Hamburg.»
    «Ein Hansekaufmann seid Ihr?»
    Magnussen neigte bestätigend den Kopf. Adelina lächelte.
    «Nun gut, also: Eingelegte Fledermausflügel. Froschaugen. Tollkirschensaft.» Sie beobachtete ihn prüfend. Da er keine Miene verzog, setzte sie noch hinzu: «Und falls Ihr es beschaffen könnt, Alraunenwasser.»
    Der Kaufmann hob die Brauen. «Ist

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