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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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erfahren, dass der Kaufvertrag bereits vor einigen Wochen aufgesetzt wurde.» Neklas blickte in die Runde. «Und zwar von Anton Keppeler selbst. Ihr werdet seine Schrift auf dem Dokument erkennen. Lediglich die Kaufsumme und die Bestimmungen hinsichtlich des Verbleibs der Witwe wurden von mir angefügt und vom Bruder der Witwe, der, wie bekannt sein dürfte, Advokat ist, unterzeichnet und gesiegelt. Aus welchem Grund hätte ich eine Sache, die schon so gut wie abgeschlossen war, durch einen Doppelmord», er betonte das letzte Wort, «beschleunigen sollen? Das wolltet Ihr mir doch unterstellen, nicht wahr, Bruder Thomasius? Betrachtet es genauer, und Ihr merkt, welchen Unsinn Ihr Euch da zusammengereimt habt.»
    «Kein Unsinn, wenn man Euch kennt», knurrte der Mönch, nun jedoch deutlich kleinlauter.
    «Was soll mir das Ganze?», fuhr jedoch der Goldschmied wieder dazwischen. «Ihr könnt meinetwegen einen ganzen Haufen solcher Ausreden erfinden. Für mich seid Ihr und Eure Gemahlin die Wurzel des gesamten Übels. Ich bestehe darauf, dass der Fall vor die Schöffen kommt, und zwar sofort. Die Apotheke wird geschlossen und …»
    «Nichts und.» Mit von der Reise staubigem und am Saum verschmutztem Mantel schob sich Georg Reese durch den Ring der Ratsherren hindurch. Er wirkte erschöpft und ungehalten. «Ich muss schon sagen, Meister van Kneyart, Ihr setzt mich in Erstaunen. Es gibt weder einen Beweis noch Zeugen, dass die Meisterin Adelina Burka an den Giftmorden irgendeinen Anteil hätte. Die Tatsache, dass unseligerweise gerade ihr Konfekt vergiftet wurde, macht sie noch nicht zur Täterin. Ebenso wenig ihren Gemahl, den, wie ich betonen möchte, vom Rat eingesetzten städtischen Medicus. Selbst die Mittäterschaft der im Turm einsitzenden Kräuterfrau Ludmilla ist nicht zweifelsfrei geklärt. Dennoch setzt Ihr alles daran, diese Leute vorzuverurteilen und ihnen zu schaden. Denn das tut Ihr, Meister van Kneyart, indem Ihr sie ins Gerede bringt oder womöglich die Apotheke schließen lasst. Ist Euch daran gelegen, den Mörder Eures Vetters zu finden oder nur daran, möglichst schnell jemanden auf dem Richtplatz zu sehen?»
    Erneut kam zustimmendes Gemurmel auf, doch das schien den Goldschmied nur noch zorniger zu machen.
    «Ihr wart von Anfang an voreingenommen, Reese. Wie könnt Ihr behaupten, die beiden seien nicht schuldig? Nur, weil sie Euch einmal bei der Aufklärung eines Vorfalls geholfen haben? Und das noch, wie ich betonen will, unter äußerst denkwürdigen Umständen, die Ihr tunlichst verschleiert habt? Eine gute Tat macht noch keinen Heiligen.»
    «Das ist wahr.» Reese nickte grimmig. «Aber ein Verdacht macht auch noch keinen Täter.»
    Nun lief van Kneyart langsam puterrot an. «Wasmacht Euch nur so sicher, dass diese beiden», er wies auf Neklas und Adelina, «nichts mit der Angelegenheit zu tun haben? Dieses unangebrachte Vertrauen kann doch letztendlich nur der Tatsache entspringen, dass Ihr ebenfalls in die Sache verwickelt seid.»
    Das Gemurmel wurde zum empörten Aufruhr, der in der nun entstandenen Pause immer lauter wurde.
    «Nun aber Schluss, Meister van Kneyart», empörte sich Overstolz. «Was ist nur in Euch gefahren, dass Ihr einen rechtschaffenen Mann nach dem anderen beschuldigt? So kommen wir doch nicht weiter. Ich schlage vor, wir vertagen diese Angelegenheit. Immerhin sind wir aus ganz anderen, jedoch nicht weniger wichtigen Gründen hier. Die anberaumte Sitzung muss abgehalten werden. Alles andere sollte warten, bis die Schöffen wieder vollzählig in Köln sind. Eine Entscheidung kann vorher auch überhaupt nicht gefällt werden.»
    Reese nickte ihm zu und übernahm nun wieder das Wort: «Ich danke Euch, Herr Overstolz. Auch ich schlage vor, nun mit der Sitzung zu beginnen. Ich bringe recht gute Nachrichten aus Bonn, denen wir zu diesem Zeitpunkt den Vorrang geben müssen.» Er machte eine ausholende Geste. «Ich bitte Euch, werte Herren, geht einstweilen schon in den Saal. Ich möchte noch ein paar Worte mit Meisterin Burka und ihrem Gemahl wechseln und komme dann nach.»
    Auf seine Aufforderung hin löste sich der Kreis der Männer zögernd auf. Die Ratsherren gingen, noch immer laut über den Vorfall diskutierend, in den Saal. Als sich die Tür schloss, drehte sich Reese aufatmend zu Adelina und Neklas um. Doch auch Thomasius war noch anwesend und machte keinerlei Anstalten, das Rathaus zu verlassen. Neklas bedachte ihn mit einemverächtlichen Blick. «Beachtet ihn nicht, Herr

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