Mord im Dirnenhaus
Mönch hin?»
«Thomasius?» Nun sah sich auch Neklas im Zwielicht der Vorhalle um.
«Er ist fort.» Adelina war bereits auf der Treppe. «Hoffen wir, dass er unsere Erkenntnisse nicht auf den Straßen und Plätzen der Stadt verkündet.»
Als sie aus der Rathaustür trat, atmete Adelina tief durch und stützte sich kurz am Türpfosten ab. Neklas, der dicht hinter ihr gegangen war, prallte beinahe gegen sie.
«Was ist mit dir?» Alarmiert nahm er sie bei den Schultern, um sie zu stützen.
«Nichts. Die Luft im Rathaus ist mir nicht bekommen.» Sie fröstelte. «Mir ist kalt. Schon seit wir hier angekommen sind.»
Besorgt nahm Neklas ihre Hände und drückte sie. «Hast du dich erkältet?»
«Möglich.» Mit langsamen Schritten steuerte Adelina nun auf den Alter Markt zu. «Ich sollte mir heute Abend einen heißen Ziegelstein ins Bett legen.»
«Vielleicht solltest du das gleich tun, meine Liebe.» Neklas musterte sie von der Seite. «Vielleicht ist dir auch die ganze Aufregung nicht bekommen.»
Spöttisch blickte sie ihm in die Augen. «Ich hatte in meinem Leben schon weitaus mehr Aufregung als diese. Nein, es geht schon. Wegen einer kleinen Erkältung musst du kein Aufhebens machen.»
Neklas lächelte schief. «Ich erinnere mich noch recht gut an deine letzte Erkältung. Die war keinesfalls zum Spaßen. Nein, ich möchte, dass du dich gleich niederlegst und dich ausruhst.»
«Ich werde nichts dergleichen tun. Es geht mir gut; ich kann mich genauso gut heute Abend ausruhen.»
Mittlerweile hatten sie die Apotheke erreicht. Adelina atmete noch einmal tief ein und rümpfte dann die Nase. «Die Goldgräber sind gekommen.»
Auch Neklas hatte den Gestank bereits wahrgenommen. «Wollen sie etwa die Abortgrube jetzt leeren? Tun sie das nicht gewöhnlich bei Nacht?»
«Ich habe darauf gedrängt, dass sie kommen.» Als sie das Haus betraten, kam ihnen Mira entgegengeeilt.
«Meisterin, da war Besuch für Euch. Frau Entgen wollte Euch sprechen. Sie hat fast eine halbe Stunde gewartet und ist gerade wieder weg.»
Überrascht blieb Adelina stehen. «Was wollte sie denn?»
Mira zuckte mit den Schultern. «Das weiß ich doch nicht.»
«Mira!» Neklas hob die Brauen und blickte das Mädchen mahnend an. Daraufhin verzog Mira missmutig das Gesicht. «Ich weiß es wirklich nicht, Meisterin. Sie hat sich nur in die Küche gesetzt und Magda beim Gemüseputzen zugesehen.»
«Ich hoffe, du hast der guten Frau etwas zu trinken angeboten?»
«Natürlich.» Über Miras Gesicht huschte ein hochmütiger Ausdruck. «Ich weiß doch, was sich gehört. Ich habe ihr auch von dem Konfekt angeboten. Doch sie wollte gar nichts. Sie hätte, glaube ich, gerne etwas davon genommen. Aber sie meinte, es täte ihr leid, aber ihr Vetter habe ihr ausdrücklich untersagt, Euer Konfekt zu essen. Ich habe ihr Bier eingeschenkt, aber davon hat sie auch nur einen Schluck getrunken. Was sie dann noch getan oder gesagt hat, weiß ich nicht. Ich musste doch die Salbentiegel putzen.»
«Ist gut, Mira. Geh wieder an deine Arbeit. Wo ist Griet?»
«Sie ist noch nicht von den Beginen zurück», erklärte Mira. «Aber Franziska ist schon los, um sie abzuholen.» Mit diesen Worten machte sie kehrt und verschwand an ihre Arbeit.
Adelina seufzte und lockerte das Gebende ihrer Haube.
«Was Entgen wohl von dir wollte?» Neklas trat an die Tür zum Hinterzimmer, öffnete sie einen Spalt und warf vorsichtig einen Blick hindurch. Dann nickte er zufrieden und zog den Kopf zurück. «Mira scheint beschlossen zu haben, deinen Anweisungen doch noch Folge zu leisten.»
Adelina lehnte sich gegen den Tresen und blickte sich in der Apotheke um. «Wie ich Entgen kenne, wollte sie sich für den Auftritt ihres Vetters entschuldigen. Sie ist eine wirklich nette Person, aber auch bedauernswert.»
«So? Na ja, vermutlich ist sie das.» Neklas trat auf Adelina zu und strich ihr mit den Fingerspitzen über die Schläfe. «Du fühlst dich heiß an. Vielleicht bekommst du Fieber.»
«Ich werde mich nicht mitten am Tag ins Bett legen», grollte sie.
«Du bist das halsstarrigste Geschöpf, das mir je begegnet ist.»
«Und dennoch hast du mich geheiratet.»
Neklas grinste. «O ja, gottlob habe ich das. Die anderen Männer dieser Stadt werden mir dafür dankbar sein.»
Adelina kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. «Hast du keine Patienten, die es zu besuchen gilt?»
«Die habe ich.» Er verschränkte die Arme vor der Brust. «Aber erst will ich sicher sein,
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