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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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dass du dich ausruhst.»
    «Also gut. Sieh her, ich setze mich auf diesen Hocker und überprüfe meine Bestandslisten.» Adelina setztesich demonstrativ hin und zog einen Stapel Papiere unter dem Tresen hervor. Neklas legte den Kopf auf die Seite. «Du wirst dich schonen. Lass die Apotheke heute Nachmittag geschlossen.»
    Adelina warf ihm ein süßliches Lächeln zu und wartete, während er in die Küche ging und kurz darauf mit einem Apfel in der Hand wieder zurückkam. Er sah ihr noch einmal eindringlich in die Augen, biss in den Apfel und verließ das Haus. Kaum hatte sie ihn durch das Fenster auf dem Marktplatz aus den Augen verloren, stand Adelina auf, schob den Hocker beiseite und zog ihre Geldkassette hervor.
    Als wenig später eine junge Frau mit einem hustenden Kleinkind an der Hand die Apotheke betrat, empfing sie die beiden mit einem freundlichen Lächeln.

16
    Auch am Nachmittag fühlte sich Adelina noch elend; zu ihrem allgemeinen Unwohlsein hatten sich noch Kopfschmerzen gesellt, die sich auch durch die eingenommene Kräutermischung nicht vertreiben ließen. Dennoch bediente sie die wenigen Kunden, die den Weg in ihre Apotheke fanden, mit gleichbleibender Freundlichkeit. In den langen Pausen dazwischen grübelte sie darüber nach, wie man den Goldschmied seiner Vergehen überführen könnte. Dabei kam sie immer wieder zu dem Schluss, dass sie unbedingt noch einmal mit Ludmilla und auch den Dirnen sprechen musste. Vielleicht waren bisher noch immer die falschen Fragen gestellt worden. Mathys van Kneyart musste einen Weg gefunden haben, seinem Vetter das vergiftete Konfekt unterzuschieben. Vielleicht hatte er es selbst getan, vielleicht jemanden gedungen. Aber Ludmilla? Nein, die kam nicht in Frage. Eher hatte er einen seiner Knechte oder Gesellen damit beauftragt. Aber wie …?
    Als die Schelle an der Tür ging, zuckte Adelina zusammen.
    «Frau Entgen!» Sie trat der Besucherin entgegen. «Wie nett, Euch zu sehen. Wie ich hörte, wart Ihr heute schon einmal hier, leider vergebens.»
    «Guten Tag, liebe Frau Adelina! Ich musste einfach noch einmal herkommen.» Entgen lächelte zwar, doch um ihre Augen lagen noch tiefere Schatten als sonst. Sie schien noch immer schlecht zu schlafen, und ihreWangen wirkten fahl und eingefallen. Dennoch sprach sie in ruhigem, aufgeräumtem Ton. «Es tut mir so leid. Ich muss mich für das Auftreten meines Vetters entschuldigen. Er war ja so erbost, als er das Konfekt bei mir fand. Ich hoffe, er ist nicht grob geworden. Nun ja …» Entgen lächelte verlegen. «Er kann recht jähzornig sein. Aber er meinte es wohl nur gut.»
    «Macht Euch deswegen keine Gedanken», beruhigte Adelina sie und lächelte herzlich. «Belastet Euch nicht damit.»
    «O doch, meine liebe Freundin, das belastet mich sehr.» Mit dem Rand ihres Ärmels tupfte Entgen sich die Augen und seufzte. «Es ist einfach unverzeihlich, wie er sich verhält. Dabei will er doch nur den Tod meines lieben Bruders aufklären. Habt Ihr inzwischen etwas herausgefunden?»
    Adelina überlegte fieberhaft. Selbstverständlich durfte sie Entgen nichts von dem Verdacht gegen Mathys sagen.
    «Leider treten wir noch immer auf der Stelle. Deshalb würde ich die Frage gerne an Euch zurückgeben. Ist Euch in der Zwischenzeit etwas eingefallen, das uns weiterhelfen könnte?»
    «Ich, na ja, ich …» Entgen senkte verlegen den Kopf und nestelte an ihrer Gürteltasche herum. Dann hielt sie plötzlich etwas Goldenes in der Hand – einen Ring. «Dies hier habe ich gefunden.» Sie hielt inne und errötete leicht. «Ich musste doch Thönnes’ Sachen aufräumen. Seine Kleider habe ich dem Leprosenhaus gespendet. Dann habe ich seine Truhen und das Schreibpult durchgesehen und fand dies.» Sie hielt Adelina den Ring hin. «Er lag zuunterst in einer Lade.»
    Adelina nahm den Ring in die Hand. Er war sehrkunstvoll mit einem stilisierten Lilienmuster verziert; die Arbeit eines geschickten Goldschmieds. «Hat Euer Bruder diesen Ring gemacht?»
    «Bestimmt.» Entgen nickte. «Das Lilienmuster hat er gerne verwendet, vor allem bei Eheringen.» Sie biss sich auf die Lippen. «Er hat etwas eingraviert.»
    Adelina sah genauer hin und fand tatsächlich eine zierliche Inschrift auf der Innenseite. «Elsbeth, ewiglich», las sie und drehte den Ring dabei.
    Entgen stieß ein leises Schluchzen aus. «Er hat ihn dieser Dirne schenken wollen. Also hattet Ihr recht. Er wollte dieses Weib heiraten. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie entsetzt ich war, als ich

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