Mord Im Garten Eden
seinem eigenen Bett schlafen.
Am Cadillac angekommen, sagte Feinermann zu Philip: »Sie brauchen mich nicht nach Hause zu begleiten. Die Marxe kennen den Weg.«
»Die Marxe?«, fragte Philip.
»Ein Insider-Scherzchen, Mr. P.«, sagte Donnie/Karl.
Philip und der Rabbi schüttelten einander die Hände. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
»Geht schon in Ordnung«, sagte Feinermann. »Ich werde diese Erfahrung nächste Woche in meine Predigt einfließen lassen.« Er öffnete die hintere Beifahrertür. »Übrigens, was ist aus den Gesichtsmasken geworden, meine beiden Marxe?«
»Sie liegen im Kofferraum«, antwortete Elvis/Groucho. »Warum?«
»Geben Sie sie mir, falls Sie keine weitere Entführung planen«, sagte Feinermann. »Ich könnte sie für die Purim-Feierlichkeiten brauchen. Warum die guten Stücke auf den Müll werfen?«
Diese letzten vier Geschichten bzw. Essays befassen sich weniger mit Verbrechen als mit meinem Lieblingsthema: die Familie. Mein Mann Jonathan und ich sind nun seit achtunddreißig Jahren verheiratet, und aus dieser Verbindung sind vier Kinder und eine Menge Material für meine Geschichten entstanden. Ich danke ihnen allen - meinem Mann, meinen Eltern, Kindern, Großeltern, Onkeln, Tanten, Cousinen und Cousins - für mein wunderbares Leben.
Frei Parken
»Frei Parken« ist eine charmante Geschichte, in der es um die Kluft zwischen den Generationen geht. Ihr Ursprung lag in einer Unterhaltung, die ich mit meiner Tochter Rachel hatte. Ich setzte das Gesellschaftsspiel Monopoly ins Zentrum der Geschichte, denn es ist ein Brettspiel, das schon meine Mutter und ihre Schwestern mit deren Mutter gespielt hatten. In unserer Familiengeschichte erzählt man sich, Großmama sei so bequem gewesen, dass ihre Töchter ihre Spielfigur um das Brett herum bewegen mussten.
Alle unsere Familientraditionen sind dämlich, aber wenigstens diese eine ist unverfänglich. Und Uroma hat vermutlich Spaß daran, obwohl sie das nie ausdrücklich gesagt hat. Mit ihren siebenundachtzig Jahren sagt Uroma überhaupt nicht mehr viel. Nicht dass sie senil wäre. Sie kennt alle ihre Kinder, Enkel und Urenkel, aber sie ist eben nicht mehr gesprächig. Mama sagt, dass sie überhaupt noch nie viel gesprochen habe, also nehme ich an, dass ihr die Umstellung leichtgefallen ist.
Uroma lebt seit ungefähr sechs Jahren in einem Altenheim. Es heißt Golden Years, und es ist ganz nett dort, besonders im Sommer. Es hat einen eingezäunten Garten mit einem weitläufigen Rasen, begrenzt von leuchtenden Tagetesbeeten. Hinter dem Zaun beginnt der Taylor’s Wood. Sein duftendes Laub und die knorrigen Baumrinden vermodern zu weichem Erdboden, der unter den Schuhen nachgibt. Im Garten steht, etwas abseits, auch eine alte Schaukel. Als ich jünger war, vertrieb ich mir die Zeit auf der Schaukel. Schon damals war der Sitz - ein schwarzer Ledergurt - brüchig und hart, und die Ketten, an denen er befestigt war, quietschten beim Hin- und Herschaukeln. Dieser rostige Quietschrhythmus schaukelte mich früher immer in einen Trancezustand, die Besuchszeit verging dann wie im Flug.
Aber mittlerweile bin ich zwölf und zu alt zum Schaukeln, auch zu alt, um im Wald Forscherin zu spielen. Mama erwartet mehr von mir. Nicht dass sie mich zwingen würde, mitzugehen. Aber wenn ich mitgehe, muss ich mich wie eine Erwachsene benehmen, was immer das zu bedeuten hat. Die Art und Weise, wie Erwachsene sich in Gegenwart von alten Leuten benehmen, hatte ich noch nie gemocht. Sie fühlen sich in ihrer Gegenwart unwohl, als sei Altsein ansteckend. Sie reagieren geradezu panisch auf Gesichtslähmungen, Blasenkatheter, Zahnlosigkeit und Sabbern. Ich habe mit all dem keine Probleme, aber vielleicht liegt das daran, dass ich Uroma seit ewigen Zeiten besuche. Abgesehen davon ist es mit meinen Mitschülern auch nicht viel anders: Emma kaut an ihren Haaren, Sammy Robertson drückt sich die Pickel aus, oder - und das ist am ekligsten - Jason Rathers bohrt in der Nase und schmiert die Popel in sein Geschichtsbuch. Großmama ist mir allemal lieber als Jason.
Das Personal hält uns für eine gute Familie. Wir besuchen Uroma mit schöner Regelmäßigkeit. Zweimal die Woche pilgern meine Oma, meine beiden Großtanten und meine Mama zum Altersheim. Das hat sich zu einer fast ritualisierten Gewohnheit entwickelt - am Dienstagnachmittag gibt es Soaps, Donnerstagvormittag Monopoly, und alle zwei Monate findet ein Brunch-Picknick mit allen
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