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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Sportschuhe. Mein T-Shirt ist rot, das von Mama weiß. Mama hat beschlossen, nur noch Weiß in dieser oder jener Form zu tragen, weil sie meint, dass das Reinheit symbolisiert. Diese Ansicht hat sie dem Buch der östlichen Religionen entnommen, das auf ihrem Nachttisch steht. Ich glaube, dass sie weiße T-Shirts trägt, weil sie unkompliziert sind. Man braucht nur ein Hanes-Shirt überzuziehen und ist für jeden Anlass richtig gekleidet.
    Wir treffen gegen zehn Uhr Vormittag im Heim ein, Zeit für Großmamas Vormittagsjause. Uroma hat ihr eigenes halb privates Esszimmer, in dem vier runde Tische und pro Tisch sechs Stühle stehen. Großmama ist ungefähr einen Meter vierzig groß, wiegt um die siebzig Kilo und hat damit gegenüber ihrem früheren Gewicht von über neunzig Kilo ganz schön abgenommen. Sie nimmt schon eine ganze Weile ab, und alle hatten schon die Panik, dass sie krank sein könnte. Schließlich stellte sich aber heraus, dass es an ihrer schlecht sitzenden Zahnprothese liegt.
    Heute besteht die Jause aus Eiscreme, und das heißt, Uroma ist im siebenten Himmel. Das Esszimmer ist voll besetzt, die Angestellten arbeiten schnell und hektisch, deshalb wird von uns erwartet, mitzuhelfen. Ich mache mich daran, Mr. Zarapata zu füttern. Vorsichtig gebe ich ihm genau abgemessene Löffel voll Orangensorbet. Aber er wird ungeduldig mit mir.
    »Du fütterst mich wie ein Baby«, krächzt er gereizt. »Kannst ruhig mehr aufladen.«
    Ich lade mehr auf den Löffel. Natürlich fängt er zu husten an. Ich wische ihm Speichel vom Mund. »Ich hab’s Ihnen ja gesagt«, merke ich an.
    »Du kleiner Rotzlöffel«, meckert er zurück.
    »Ja, ja. Machen Sie den Mund auf.«
    Er fügt sich und beschwert sich dann erneut, dass ich ihn wie ein Baby füttere. Und das geht so weiter, bis er sein Sorbet verdrückt hat und die Jausezeit vorüber ist. Bis ich ihm den Mund abgewischt, sein Kissen aufgeschüttelt und die Fußstützen seines Rollstuhls eingestellt habe, hat Großtante Kate das Brett auf einem der abgeräumten Tische aufgeklappt. Großtante Renee rollt Uroma an den Tisch, und Oma zieht fünf Stühle heran. Mr. Zarapata fragt, ob er auch mitspielen darf, aber die Familientradition erlaubt nur Blutsverwandten mitzuspielen. Er nennt uns alle Rotzlöffel - und Schlimmeres - bis ihn schließlich eine Schwester hinausrollt.
    »Wir hätten doch Steine für acht Mitspieler«, sage ich zu Oma.
    »Regeln sind Regeln«, antwortet sie.
    »Ja, aber wer stellt die Regeln auf?«, werfe ich ein. »Wir doch. Das bedeutet aber auch, dass wir sie ändern können.«
    »Regeln sind Regeln«, antwortet Renee.
    »Das stimmt«, gibt Kate ihr recht. »Regeln sind Regeln.«
    »Regeln sind eine Geisteshaltung«, mischt sich meine Mutter ein. »Im Universum gibt es keine Absolutismen.«
    »Ich will den Fingerhut«, bemerkt Renee.
    »Du hattest letzte Woche den Fingerhut«, sagt Oma.
    »Nein, ich hatte das Hütchen«, korrigiert Renee.
    »Du hattest den Fingerhut«, wiederholt Oma.
    »Kate hatte den Fingerhut«, sagt Renee. »Ich hatte das Hütchen.«
    Ich strecke den Arm aus und nehme den Fingerhut. »Hier, Renee.«
    Renee nimmt den Fingerhut. »Letzte Woche hatte ich das Hütchen. Du verwechselst das mit vor zwei Wochen.«
    »Wer fängt an?«, frage ich.
    »Warte, Christy«, sagt Oma. »Ich habe noch keine Spielfigur. Ich glaube, ich nehme das Bügeleisen.«
    »Ich wollte das Bügeleisen nehmen«, sagt Kate. »Nimm du doch das Schaukelpferd. Letzte Woche hat es dir jedenfalls Glück gebracht.«
    »Nein, der Schuh hat mir Glück gebracht«, sagt Oma. »Na gut. Dann nimmst du das Bügeleisen und ich den Schuh.«
    »Ich nehme das Rennauto«, sage ich. »Ich würfle schon mal, damit wir wissen, wer anfängt.«
    »Warte«, sagt Oma. »Deine Mutter hat noch keine Spielfigur. Und wir brauchen Geld. Wer übernimmt die Bank?«
    »Ich könnte die Bank übernehmen«, sagt meine Mama.
    »Mama, ich übernehme die Bank«, sage ich und greife mir einen Stapel aprikosenfarbiger Fünfhunderterscheine. »Bis du das Geld verteilt hast, ist es dunkel.«
    Meine Mama gibt mir einen sanften Klaps auf die Schulter. »Sei nicht so ungeduldig.«
    »Du bist so ungeduldig, Christy«, schilt meine Oma.
    »Das kommt, weil sie jung ist«, verkündet Renee.
    »Ich weiß, dass sie jung ist«, sagt Oma. »Aber sie ist auch ungeduldig. Allison ist nicht ungeduldig.«
    »Weil Allison Zeit hat«, flüstert Renee hörbar vor sich hin.
    »Weil ihr Mann gut verdient und sie nicht zu

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