Mord Im Garten Eden
Nachmittag anfangen.«
Als Wang gerade gehen wollte, kam Marge ins Büro und wischte sich einen Fussel vom Aufschlag ihres schwarzen Jacketts. Sie trug eine beige Hose und dazu flache Schuhe mit Gummisohlen. »Das gefällt mir so an dunklen Farben. Man sieht keinen Dreck drauf. Aber weiß der Himmel, warum ich eine helle Hose angezogen habe. Das kann nicht gutgehen. Riech ich hier Kaffee?«
»Hab gerade frischen aufgebrüht«, sagte Decker. »Bedien dich.«
Marge ging zum Tisch hinüber und goss Kaffee in einen Pappbecher. Decker hatte immer frischen Kaffee für alle, die in sein Büro kamen. Dafür war er bei seinen Mitarbeitern hoch geschätzt. »Lombard arbeitet in einer großen Firma, in einem dieser noblen Läden, deren Briefkopf vor Namen nur so strotzt, ihr wisst schon, Cratchet, Hatchet, Patchet und so weiter.« Sie befragte ihren Notizblock. »Die Firma heißt Frisk, Taylor, Pollin, Berman und Pope. Sie haben fast fünfzig Partner. Lombard ist einer von denen.«
»Wie lange arbeitet er schon dort?«, wollte Decker wissen.
Marge stellte den Kaffee ab und blätterte in ihrem Notizbuch. »Ich weiß nicht, ob ich das habe... doch, da ist es. Fünf Jahre. Beständiger Zeitgenosse.«
Decker hob die Augenbrauen. »Vor langer, langer Zeit war ich auch mal sechs Monate lang Anwalt.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Wang.
»Damit geht er auch nicht hausieren«, meinte Marge, »aber das macht ihn bei der Polizeibehörde so vielseitig verwendbar.«
Decker lächelte. »Also, die Sache ist die: Als ich als Anwalt anfing, war allgemein bekannt, dass ehrgeizige Leute nicht lange in großen Firmen abhängen, wenn sie es nicht nach zwei oder drei Jahren zum Juniorpartner gebracht haben.«
Wang sagte: »Vielleicht ist Lombard einfach nicht so ehrgeizig.«
»Oder vielleicht hat ihm die Firma andere Vergünstigungen geboten, zum Beispiel eine bestimmte Dame.«
Decker meinte: »Hast du jemanden in der Firma darauf angesprochen, ob unser Opfer dort beschäftigt war?«
»Das hatte ich als Nächstes vor«, sagte Margie.
Wang sagte: »Wenn wir ein Bild unseres toten Opfers herumzeigen, macht das in der Firma bestimmt die Runde. Hast du Angst, Lombard könnte abhauen?«
»Diese Möglichkeit besteht immer.« Decker überlegte kurz. »Ist die Leiche noch in der Pathologie?«
»Ich würde sagen ja, vorausgesetzt, eine Leiche kann nicht allein laufen«, gab Wang zur Antwort.
»Schlaues Bürschchen«, murmelte Decker. »Also gut. Wir machen Folgendes: Schminkt sie ein bisschen, richtet ihr die Haare und zieht ihr was an. Und wenn sie richtig aufgehübscht ist, lasst ihr noch mal ein Bild von ihr machen. Könnt ihr euch vorstellen, dass wir jemanden in der Personalabteilung von Cratchet, Hatchet und so weiter davon überzeugen können, dass sie noch lebt?«
»Pah! Nichts ist unmöglich, Loo«, sagte Marge. »Wir sind hier schließlich in Hollywood!«
Der junge Angestellte blinzelte zuerst, dann weiteten sich seine braunen Augen vor Überraschung. Die Personalabteilung von Frisk, Taylor und Freunde war in einer Ecke des fünfzehnten Stocks eines dreiundzwanzig Etagen hohen Chrom- und Glasgebäudes untergebracht. Die Firma beanspruchte nicht nur die fünfzehnte, sondern auch noch die sechzehnte und siebzehnte Etage, anonyme Korridore mit Berberteppichen und weißen Wänden. Der Angestellte, der in dem kleinen Kubus saß, studierte das Bild, und seine Augen wanderten vom Bild zu Marge. »Ist das Solana?«
Marge spielte mit: »Ja, klar.«
»Sieht nicht sehr gesund aus.«
Der Kommentar des Angestellten lieferte Marge eine bessere Ausrede als die, die sie vorbereitet hatte. »Genau deshalb muss ich ja mit ihr sprechen. Sie ist nämlich Diabetikerin.«
»Das wusste ich nicht. Als sie sich um die Stelle bewarb, stand nichts davon auf ihrem ärztlichen Attest.« Der Angestellte wurde plötzlich misstrauisch. »Warum sprechen Sie eigentlich mit mir und nicht mit Solana?«
Eine logische Frage. Glücklicherweise war Marge ausgesprochen schlagfertig. »Unser Pharmaunternehmen hat ein paar sehr gute neue Medikamente auf den Markt gebracht, und sie war eine unserer Testpersonen. Aber seit zwei Tagen ist sie nicht mehr aufgetaucht. Ich habe versucht, sie zu Hause zu erreichen, aber niemand geht ans Telefon. Sie hat Ihre Firma als Arbeitgeber angegeben. Ich hatte gehofft, sie hier zu finden, aber ich weiß nicht, in welcher Abteilung sie arbeitet.«
Der Angestellte schaute Marge befremdet an. Dann blätterte er widerstrebend in
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