Mord Im Garten Eden
solltest es also in einer Stunde hin und zurück schaffen. Lee richtet die Leiche inzwischen für den Fototermin her.«
Wang sagte: »Ich wollte mich eigentlich mit den Vermisstenlisten der Stadt befassen. Heute Nachmittag konnte ich erst ein Viertel abklappern.«
»Das kannst du auch hinterher noch erledigen. Abgesehen davon kannst du dir die Arbeit ja schenken, wenn jemand die Frau identifizieren kann.« Decker wandte sich an Wanda. »Wenn du keine Identifizierung kriegst, hilfst du mit, die Vermisstenlisten der Stadt durchzuackern.«
»Mach ich«, antwortete Wanda.
»Super«, sagte Decker. »Also, wenn unsere Leiche Solana ist, ist die Versuchung tatsächlich groß, sich in Mutmaßungen im Hinblick auf Lombard zu ergehen, aber wir müssen nach allen Richtungen offen bleiben. Wir wissen, dass Solana vermisst wird. Und wir wissen, dass Lombard im Haus war, in dem die Leiche abgelegt wurde. Wir wissen, das Solana und Lombard in derselben Abteilung gearbeitet haben.«
»Du hast vergessen zu erwähnen, dass unser Opfer im dritten Monat schwanger war und er verheiratet ist«, warf Oliver ein. »Holt euch von dem Typ einen Bluttest. Dann wissen wir, ob er der Vater ist.«
»Selbst wenn Lombard der Vater ist, heißt das nicht, dass er sie auch umgebracht hat«, meinte Decker.
Marge sagte: »Das alles ist nebensächlich bis auf die Tatsache, dass er in dem Haus war, und zwar zwei Tage bevor ein armes Würstchen unsere Leiche in einer Besenkammer entdeckt hat. Damit ergibt sich für den Bezirksstaatsanwalt ein nettes Bild von Lombard.«
»Schön wäre es allerdings, wenn wir wüssten, wo das Opfer ermordet wurde«, sagte Oliver.
»Komisch, dass du das jetzt sagst, Scottie«, meinte Decker. »Ich habe gerade mit Solanas Vermieter telefoniert. Ich treffe mich mit ihm in vierzig Minuten in ihrer Wohnung.«
Marge fragte: »Wo hat sie denn gewohnt?«
»In Reseda. Wer kommt mit?«
Geräuschvolle Stille.
»Okay, dann sage ich es anders: Wer hat Bereitschaft?«
»Ich glaube, Oliver und ich«, meinte Marge.
Wang stand auf. »Danke fürs Essen, Loo.« Er sah Wanda an. »Dann bis morgen um zehn.«
»Warte, ich geh mit.« Wanda warf ihren Pappteller in den Papierkorb und schnappte sich ihre Handtasche. »Bis morgen.«
Nachdem sie fort waren, sprach Decker Oliver an. »Du siehst aus, als hättest du Chinin geschluckt.«
Oliver seufzte schwer. »Ich war eigentlich zu einem Drink verabredet. Ein Superweib und um die vierzig. Mit der wärst sogar du einverstanden.«
»Vergiss es, Oliver. Das hier ist wichtiger.«
»Im Ernst, Pete. Ich bin drauf und dran, mich sozusagen altersgerecht zu verhalten.«
Marge setzte hinzu: »Hauptsächlich, weil ihm vierzig inzwischen jung vorkommt.«
Decker lächelte: »Okay, Oliver, geh zu deiner Verabredung. Margie und ich kriegen das schon hin. Wenn die Wohnung sich als Tatort erweist, piepse ich dich an.«
»Warum werde ich immer misstrauisch, wenn du allzu nett bist?«
»Ach was, lass dich nicht täuschen. Das gehört zu meiner Persönlichkeit als mildtätiger Diktator.«
Decker und Marge begleiteten Irv Fletcher über ein paar Außentreppen nach oben. Das Wohngebäude war eine anonyme weiße Kiste mit Glitzersteinchen im Putz. Der Vermieter war Ende siebzig, klein, dünn, glatzköpfig, aber mit federndem Schritt. »Ihre Miete wäre erst in einer Woche fällig gewesen, deshalb hatte ich keinen Grund, mich bei ihr zu melden.«
»War sie eine angenehme Mieterin?«, fragte Decker.
»Die beste, die man sich wünschen kann, eine, die ihre Miete immer pünktlich bezahlt hat.«
Decker fiel etwas ein. Er hatte immer noch Solanas Foto als Leiche in der Tasche. »Kannten Sie sie gut?«
»Ich habe sie nie persönlich getroffen. Alles wurde über einen Makler geregelt.«
Soviel zum Thema schnelle Identifizierung. Am oberen Ende der Treppe fischte Fletcher einen Schlüsselbund aus der Tasche. »Glauben Sie, dass ihr etwas zugestoßen ist?«
»Kann sein«, sagte Marge. »Sie ist seit zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit gekommen.«
Als sie sich der Wohnung näherten, zog ein leicht schaler Geruch durch die kühle Luft. »Da ist es... Nummer acht.«
»Darf ich bitte die Tür aufschließen?«, bat Decker. »Wegen der Fingerabdrücke, Sie wissen schon.«
»Na klar.« Fletcher reichte ihm den Hauptschlüssel. Decker zog ein Paar Latexhandschuhe an, steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Er tastete an der Wand entlang, bis er den Lichtschalter fand und damit zwei Stehlampen
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