Mord Im Garten Eden
Zähne.
»Jetzt guck dir das an, Liddy.«
Conroy zog dem Hund eine zusammengerollte Zeitung mit Schmackes übers Maul. Der Pitbull ließ ein bedrohliches Knurren hören, rührte sich aber nicht. Conroy schlug immer weiter auf ihn ein. Der Hund bewegte sich keinen Millimeter. Dann zwängte Conroy Maneaters Kiefer auseinander und steckte seine Nase in den aufgerissenen Schlund. Der Hund ließ die Tortur über sich ergehen, wenn auch mit wenig Begeisterung. Und Conroy? Der stand nur da und grinste boshaft.
»Und jetzt versuch, ihn mal zu streicheln, Mädel«, sagte er zu mir.
Langsam streckte ich die Hand nach Maneaters Kopf aus. Der Hund schnappte so fest zu, dass man ein Echo hörte, als seine Kiefer zuklappten. Nur meinen schnellen Reflexen war es zu verdanken, dass er mir nicht die Hand amputiert hatte. Conroy brach in schallendes Gelächter aus, das in einem abgehackten Husten endete und Tabakbrösel über meine Schwelle verteilte.
»Wirklich niedlich, Conroy«, sagte ich. »Mit dem da wirst du dich vor Freunden bald nicht mehr retten können.«
»Ich brauch keine Freunde«, antwortete Conroy. »Ich brauch einen guten Wachhund. Einer, der jeden fasst, wenn ich fass sage. Einer, der mich mit seinem Leben beschützt, und wenn ich ihn noch so verdresche.«
»Deshalb hast du dir einen Hund gekauft?«, fragte ich. »Um ihn nach Strich und Faden zu verdreschen?«
»Nur zu meinem Schutz, Liddy«, sagte Conroy. »Und jetzt pass mal auf.« Er schaute den Hund an. »Lieb sein, Maneater, lass sie lieb sein.«
Er drehte sich wieder zu mir um und forderte mich auf: »Los, jetzt kannst du ihn streicheln.«
»Ein gebranntes Kind scheut das Feuer, Conroy!«
»Nur zu, Liddy!« Sein Lächeln war schon fast ein Feixen.
Vielleicht halten Sie mich für leichtsinnig, aber ich streckte die Hand wieder nach dem Hund aus. Diesmal war er passiv wie ein Baby und grunzte unter meiner Berührung.
»Erstaunlich«, sagte ich.
»Also, wenn du ihm sagst, dass er lieb sein soll«, verkündete Conroy, »hat das keine Auswirkung. Er hört nur auf meine Stimme, meine Worte. Das nenne ich einen gut abgerichteten Hund.«
»Du hast ihn abgerichtet?«, fragte ich.
»Natürlich nicht, Mädel!« Und wieder lachte und hustete er. »Sechs Monate hab ich damit verbracht, die allerfeinsten Züchter zu suchen, und noch einmal sechs Monate, bis ich mir aus den verschiedensten Würfen den perfekten Welpen herausgesucht hatte. S chau ihn dir an, Mädel. Breite Brust, starke Schultern, massive Vorhand, Kiefer kräftig wie ein Schraubstock. Schau, schau !«
Ich schaute.
Conroy spuckte und fuhr dann fort: »Er war noch nicht mal von den Zitzen seiner Mama entwöhnt, da hab ich mir schon den besten und teuersten Trainer besorgt, den man kriegen kann. Und jetzt gehört er ganz und gar mir. Ein perfekter Hund für den perfekten Mann.«
Ich starrte in Maneaters Visage. Mittlerweile hatte sich sein Vergnügen an meiner Gesellschaft abgenutzt, und er knurrte wieder.
»Ich weiß nicht, Conroy«, sagte ich. »Ein so fieser Hund. Mit dem kannst du dir ziemliche Schwierigkeiten einhandeln.«
»Einen Scheiß werde ich!« Conroy spuckte. »Du kennst doch diese Langfinger. Die sehen Malibu und denken nur noch an Geld, Geld, Geld. Von mir aus können sie gern die anderen Wohnungen ausräubern! Aber meinen Besitz wird keiner anrühren, der nicht als Hackfleisch enden will.«
»Ich weiß nicht, Conroy«, sagte ich noch einmal. »Sperr ihn lieber tagsüber im Haus ein, sonst kriegst du noch mächtig Ärger.«
Conroys Mund verzog sich zu einer seiner hämischen Grimassen. »Liddy, was meinst du, wo schläft ein Elefant von zwei Tonnen?«
»Wo?«, fragte ich.
»Überall, wo es ihm passt«, sagte Conroy. »Kapiert, was ich sagen will?«
Ich kapierte, was er sagen wollte. Aber bevor ich die Tür schloss, wiederholte ich meine Warnung. Er sollte lieber den Hund im Auge behalten.
Und selbstverständlich ließ Conroy, kooperativ wie er war, den Hund laufen, wohin er wollte. Er zerlegte Mrs. Nelsons Geranienkästen, kippte die Mülleimer von Mrs. Bermuda um und pinkelte auf die Schutzhülle von Mr. Habersons BMW. Er hetzte die Hunde und Katzen der Siedlung und versetzte sie derartig in Furcht und Schrecken, dass sie sich weigerten, Gassi zu gehen, auch dann noch, wenn ihre Besitzer sie auf den Arm nahmen. Maneater hätte eigentlich Birdeater heißen sollen, denn er ließ sich die Vögel schmecken, die in den Bananenstauden brüteten, jagte Möwen und verstreute
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