Mord Im Garten Eden
Wenn er sie schon nicht als Taft bekommen konnte, dann würde es ihm vielleicht mit einem Pseudonym gelingen. Er wusste, dass Ophelia gern im Internet chattete. Er rechnete sich aus, dass er sie, wenn schon nicht persönlich, dann wenigstens per Internet verführen könnte. Er wählte den Namen Justice, denn für ihn war es nur gerecht, sie zu kriegen.«
»Das meinte er zumindest«, bemerkte Joe und streckte einen Finger in die Höhe.
»Der Mann hatte überhaupt keinen Plan«, fuhr Schultz fort. »Er dachte, er könnte in der Rolle dieses Justice einfach in Ophelias Leben hineinschneien, und alles wäre in Butter. Er hatte vor, sie zu überraschen, indem er schließlich einfach aufkreuzen wollte mit den Worten: ›Und jetzt rate mal, wer dein Schnuckiputz in Wirklichkeit ist?‹ Aber dann hat Ophelia ihm die Sache mit der sexuellen Belästigung vorgeworfen. Und da rastete Taft komplett aus. Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr Ophelia ihn als C. L. Taft hasste.«
Cale sagte: »Also musste er sie töten.«
»Ursprünglich hatte er nicht die Absicht, sie umzubringen, nein«, gab Schultz zur Antwort. »Er tauchte am verabredeten Treffpunkt auf. Als Ophelia Taft sah, rastete sie aus. Sie spuckte ihm ins Gesicht und rief, sie wollte ihn nie wieder sehen. Er bat sie, ihn anzuhören. Sie sagte Nein. Das ging hin und her, bis es in eine körperliche Auseinandersetzung ausartete. Er stieß sie. Sie schlug mit dem Kopf auf einem harten Gegenstand auf. Taft verfiel in Panik, zerrte sie in den Bach und haute ab.«
»Und sein Alibi mit dem Anwalt?«
»Das haben wir überprüft«, sagte Schultz. »Er hat tatsächlich dort angerufen, wollte die Telefonate aber von vornherein als Alibi benutzen. Denn Ophelia war zu der Zeit bereits tot.«
»Warum hat er dann in sein Alibi eine Zeitverschiebung von drei Stunden eingebaut, Jimbo?«, wollte Cale wissen.
»Weil es nicht allzu perfekt sein sollte«, sagte Schultz. »Und: Ehrlich gesagt - gerade weil es nicht absolut perfekt war, hätte ich es ihm fast abgekauft.«
Joe sagte: »Das alles ist ganz schön traurig, oder?«
»Du sagst es«, antwortete Cale.
»In einem Punkt hatte Brian Wells recht«, meinte Schultz. »Diese Chatrooms. Sie sind nichts weiter als ein elektronischer Ball der Einsamen Herzen. Nur dass man keine Ahnung hat, mit wem man es zu tun hat. Ophelia Wells war schon ein ziemlich naives Mädel.«
Die drei Männer schwiegen einen Augenblick.
Bis Cale schließlich meinte: »Ist das nicht eine erbarmungswürdige Geschichte?«. Er wippte unruhig auf seinem Stuhl und sah belämmert drein. »Ich habe mit Mr. Wells gesprochen... über das Thema mit dem Rücktransport der Leiche...« Er wurde rot. »Ich hab ihm vorgeschlagen, sie hier zu begraben. Wo Kenton doch so viel hübscher als St. Louis ist.«
Schultz rief: »Das hast du nicht getan!«
»Doch, hab ich.«
»Und was hat er gesagt?«, fragte Joe.
»Er sagte... dass er es für eine sehr gute Idee hält.« Cale rieb sich die Nase. »Jetzt hört endlich auf, mich so anzuglotzen. Ich hab ihm einen Super-Duper-Rabatt angeboten.«
Schultz musste kichern und schüttelte den Kopf.
Cale sagte: »Du musst doch zugeben, Jimbo: Kenton ist hübscher als St. Louis.«
Schultz warf einen Blick in die Weite. Die Sonne hatte den dunstigen Himmel durchbrochen, runde Flecken leuchtenden Blaus strahlten wie azurfarbige Augen aus den Wolken. Tief atmete er die frische Luft ein. Er musste zugeben, dass Kenton hübscher war als St. Louis. Er warf den Becher in einen Mülleimer und sagte: »Okay, Joe. Zeit, an die Arbeit zu gehen. Schau bei Mrs. Dillon vorbei. Hilf ihr, den Herd anzuzünden.«
Joe verdrehte die Augen. »Okay, immerhin besser, als sich mit Leichen herumzuschlagen. Obwohl es bei Mrs. Dillon gar nicht so einfach ist, zu sagen, ob sie schon tot ist oder noch am Leben.«
Cale sagte: »Treffen wir uns dann am Abend bei Fred’s? Heute ist Donnerstag, Football-Tag.«
»Ich komme«, antwortete Joe.
Schultz überlegte einen Augenblick. »Donnerstagabend … Patty hat am Donnerstag ihren Lesekreis.«
Joe fragte: »Du kommst also?«
Schultz nickte: »Ja, ich bin dabei.«
Der Hund von Malibu
»Der Hund von Malibu« ist eine meiner ersten humorvollen Geschichten. Es wird darin eine hübsche Portion ausgleichender Gerechtigkeit aufgetischt.
Starrsinn und Gemeinheit sind eine tödliche Kombination, und bei Conroy Bittune traf diese Aussage den Nagel auf den Kopf. Conroy war ein alter Zausel von sechzig, klapperdürr und
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