Mord Im Garten Eden
deren Federn über die Gehwege. Wenn er über den Strand raste, spritzte den Leuten Sand und Kies ins Gesicht.
Seit Conroy sich Maneater angeschafft hatte, war er viel häufiger tagsüber unterwegs. Während seiner Abwesenheit schob der Hund vor der Eckwohnung Wache und ließ niemanden näher als drei Meter ans Haus heran. Die Briefträger trugen keine Post mehr an die angrenzenden Einheiten aus und gaben den Stapel Briefe am Pförtnerhaus ab. Die Gärtner weigerten sich, die Rasen und Blumenkübel zu pflegen. Bald kapitulierten die Grünflächen vor dem eingedrungenen Unkraut, und das Gras vertrocknete, bis der Rasen nur noch eine braune Ödnis war.
Aber das größte Problem hatte mit dem Fußweg zu tun. Einer der beiden Hauptfußwege zum Strand führte an Conroys Wohnung vorbei. Theoretisch konnte man vorbeigehen, ohne angefallen zu werden, vorausgesetzt, man hielt sich auf der äußersten rechten Seite des Fußweges. Aber Gnade der armen Seele, die das nicht wusste und in der Mitte spazierte. Maneater sprang auf und jagte dem Nichtsahnenden einen Todesschrecken ein. Die meisten von uns gewöhnten sich daran, den Weg überhaupt nicht mehr zu benutzen, wenn Conroy fort war. Das konnte nicht die Lösung sein.
Conroy hielt das alles jedenfalls für ausgesprochen lustig. Die anderen Mieter schäumten vor Wut. Sie versuchten es mit Einzelappellen und klopften an Conroys Tür, nur um von einem kehligen Knurren und dem Aufblitzen weißer Reißzähne in die Flucht geschlagen zu werden. Jedesmal, wenn sie kehrtmachten, hörten sie den alten Mann lachen und husten. Einer der Mieter wagte schließlich den Schritt, das Ordnungsamt anzurufen. Das Problem war nur, dass Maneater mit seinen versuchten Attacken bislang erfolglos gewesen war. Solange sie ihn nicht auf frischer Tat ertappten, waren den amtlichen Hundefängern die Hände gebunden.
Und so taten die Leute in der Siedlung das, was sie normalerweise tun, wenn sie mit ihrer Weisheit am Ende sind. Sie beriefen eine Versammlung ein: Nicht geladen war Conroy, versteht sich.
Es hagelte wütende Beschwerden.
»Früher hatten wir hier ein friedliches Miteinander, bis Conroy und sein Hund aufgetaucht sind. Wir haben den Haufen Geld schließlich nicht dafür hingelegt, dass uns jetzt eine wilde Bestie in Angst und Schrecken versetzt und uns Sand ins Genick spritzt. Wir sind hier in Malibu, verdammt noch mal. Hier benimmt man sich einfach nicht so. Etwas muss passieren. Und zwar sofort. Informiert die Stadtverwaltung. Informiert unseren Filmstar-Bürgermeister und besteht darauf, dass er Malibu zur pitbullfreien Zone erklärt. Informiert die Handelskammer.«
Nach so vielen Jahren, die wir nun schon in Malibu lebten, wussten wir, dass die Politiker in dieser Gegend keine wirkliche Macht hatten. Die Geldsäcke mit ihren Verbindungen in die Stadt waren es, die das Zepter in der Hand hielten. Und da niemand in unserer Siedlung über so viel kalifornisches Gold verfügte, dass wir uns den nötigen Erlass hätten kaufen können, blieb uns nichts anderes übrig, als uns dem Problem selbst zu stellen.
Es kristallisierte sich schließlich auf eine einzige Maßnahme zusammen: Jemand musste Conroy davon überzeugen, seinen Hund einzusperren oder an die Leine zu legen. Jemand musste ihm Auge in Auge gegenübertreten. Jemand sollte bestimmt werden, der für die Gruppe sprach.
Dieser Jemand war ich.
Ich klopfte an seine Tür, gab mich zu erkennen, und Conroy rief mich herein.
Er saß auf dem Fußboden, balgte sich mit Maneater und köderte den Hund mit einem Stück rohen Fleisches. Der Kampf war heiß und verbissen. Conroy hatte einen roten Kopf, keuchte, und Speichel und Tabakkrümel rannen aus seinem Mund. Jedes Mal, wenn der Hund nach dem Fleisch schnappte, zog Conroy ihm mit einem Totschläger eins über den Rücken. Ich konnte den Hund nicht leiden, zuckte aber jedes Mal zusammen, wenn das Leder die gespannten Muskeln des Hundes traf. Nässende rote Streifen durchzogen Maneaters Fell, seine Beine und Pfoten waren entzündet. Der Pitbull war außer sich vor Wut , schnappte, knurrte, stemmte sich mit den Hinterbeinen ab, als wollte er angreifen. Aber er berührte Conroy nicht einmal mit einer Pfote. Ich fragte mich, wie lange das noch so gehen würde.
»Eines Tages frisst er dich mit Haut und Haaren«, sagte ich.
»Das glaubst auch nur du.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, meinte ich.
Conroy hörte auf, sich zu balgen, spie in einen Napf und befahl dem Pitbull, lieb zu
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