Mord Im Garten Eden
der versuchte, ihm nahezukommen.
Mrs. Bermuda sagte: »Dass ein Hund seinen Herrn zu Tode beschützt, sehe ich zum ersten Mal.«
Wir versuchten, Maneater mit Fleisch fortzulocken. Wir versuchten, ihn mit einer Stange wegzustoßen. Wir versuchten sogar, ihn in eine Falle zu locken, wobei ich den Köder spielte. Nichts konnte ihn von seinem Herrn wegbringen. Als der Tierschutzverein mit dem Betäubungsgewehr kam, war es zu spät.
Der Hund war wirklich gut abgerichtet.
Vermischtes
»Vermischtes« gibt eine der vielen modernen Großstadtlegenden wieder, die kursierten, als ich vor Urzeiten im Pleistozän Zahnmedizin studierte. Zweifellos ist die Geschichte heute genauso abwegig wie damals. Wenn man allerdings an all die gesichteten UFOs denkt, wer weiß ...
Er war immer als Erster da. Mr. Rasender Reporter, Radar Robert Roadrunner. Mr. Exklusivstory. Auch wenn die anderen Reporter sich noch so beeilten, Biggy Hartley gelang es immer, vor allen anderen da zu sein.
Niemand wusste, woran das lag.
Einige Erklärungsversuche erschienen logisch. Hartley arbeitete für den Chronicle , und das war die auflagenstärkste Zeitung. Es lag nahe, dass sie über die meisten Quellen und die besten Ressourcen verfügte. Aber selbst unter seinen Reporterkollegen beim Chronicle war Hartley als früher Vogel bekannt, wenn die anderen gerade anfingen, packte er schon zusammen und hatte den sprichwörtlichen Wurm bereits im Schnabel.
Anfangs war das ärgerlich. Dann wurde es lästig. Und schließlich erwies es sich als regelrecht frustrierend. Und Hartley goss noch Öl ins Feuer. Kaute auf seiner Zigarre herum wie ein selbstgefälliger Gangsterboss in einem Theaterstück der vierziger Jahre. Zog seine buschigen Augenbrauen in die Höhe und spuckte Tabakkrümel in den Papierkorb.
Wenn seine Kollegen ihrer Bestürzung über sein anscheinend außerirdisches Zeitgefühl Ausdruck verliehen, antwortete Hartley ausweichend:
»Für so was hab ich eben eine Antenne.« Kau. Spuck. »Kann’s auch nicht erklären. Ist so’n Klingeln im Kopf.«
»Komm schon«, bohrten sie. »Wen bestichst du?«
»Würd’ euch passen, wenn’s so einfach wäre.« Hartley strich seine dünnen aschblonden Strähnen zurück, legte seine gelbbraunen Zähne frei und grinste übers ganze Gesicht. »Damit stündet ihr beim Boss besser da, stimmt’s? Vergesst es. Ihr könnt meine Erfolge nicht einfach mit Geld aufwiegen. Manche Leute haben’s eben drauf. Ich kann nichts dafür. Und ich hab’s drauf.«
Hartley war in San Diego aufgewachsen. Keinem seiner Kollegen war begreiflich, weshalb er mit einem so hochgestochenen amerikanischen Akzent sprach.
Es wäre alles nicht so schlimm gewesen, hätte der Mann nur einen Funken Bescheidenheit an den Tag gelegt. Aber jeder Erfolg ließ Hartleys Arroganz noch etwas wachsen. Er protzte, prahlte, stolzierte wie ein Pfau und stellte sich stundenlang vor den Spiegel, um selbstgefällige Mienen einzuüben.
Augenlider etwas senken, Stirn leicht in Falten legen ... ja, genau so. Und jetzt die Oberlippe an einer Seite hochziehen und spöttisch grinsen. Perfekt.
Lustig, wenn man von der Tatsache absah, dass Hartley damit Erfolg hatte. In Form von häufigen Gehaltszulagen und Einladungen zu wichtigen Anlässen. Gerne erschien er zu geschäftlichen Essen in einem zerknitterten Anzug, mit offenem Hemdkragen und abgewetzten Schuhen. Seine Manieren ließen zu wünschen übrig. Hemmungslos flirtete er mit den Ehefrauen anderer Männer. Unter seinen Fingernägeln hatte er Trauerränder.
»Solange du die Nummer eins bist, kannst du dich benehmen, wie du willst!«, meinte er zu seiner Reporterkollegin Carolyn Hislop. Sie saßen in Hartleys Büro. Als absolute Spitzenkraft war Hartley der einzige Enthüllungsreporter der Zeitung, der über ein richtiges Zimmer verfügte, mit Wänden und einer Tür, die man zumachen konnte. Die übrigen Plebejer, wie er sie nannte, mussten mit abgetrennten Kabinen vorliebnehmen.
»Komm schon!«, antwortete Carolyn. »Alle wissen doch, dass du irgendeinen Trumpf im Ärmel hast. Du bist auch kein Hexenmeister. Niemand kann ständig die Nummer eins sein.«
»Ich schon«, sagte Hartley.
Ein angewiderter Ausdruck huschte über Carolyns hübsches Gesicht. Dieses eine Mal wollte Hartley sich zusammennehmen. Er beschloss, keinen Tabak in den Papierkorb zu spucken. Er beschloss, nicht zu prahlen, nicht zu protzen und auch auf seinen hochgestochenen Akzent zu verzichten. Denn er mochte Carolyn. Sie hatte
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