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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Zerreißen gespannt, zog Hartley die Schlüssel aus dem Zündschloss und warf sie zwischen den Händen hin und her.
    Da war es. Das Klingeln in seinem Kopf.
    Was wollte es ihm sagen?
    Was ging hier vor?
    Achte auf das Klingeln, Biggy.
    Ja, es war da. Laut und vernehmlich.
    Rrring, rrring, rrring.
    Und es klang bedrohlich, obwohl er nicht genau wusste, warum.
    Lass dir was einfallen, Biggy. Du bist der Mann mit dem Plan.
    Rrring, rrring, rrring.
    Und dann erkannte er, was es war.
    Es war die Musik .
    Musik aus seinem Haus.
    Er hörte sie zwar nicht mit den Ohren, aber er hörte sie ausgesprochen deutlich in seinem Kopf.
    Ja, richtig, sie war in seinem Kopf.
    Seltsam.
    Rrring, rrring, rrring.
    Und sie kam aus seinem Radio. Statt der Nachrichten spielte sein verdammtes Radio Musik. Und schlechte Musik noch dazu. Thrash Metal. Irgendein vollgekiffter, langhaariger kleiner Scheißer mit hautenger Hose kreischte irgendetwas. Und noch erstaunlicher war, dass irgendein Idiot es auch noch für wert gehalten hatte, dieses Gedudel aufzuzeichnen.
    Der Geschmack der Jugend von heute.
    Irre.
    Aber darum ging es hier eigentlich gar nicht. Es ging darum, herauszufinden, warum statt der Nachrichten eine Thrash-Metal-Kakophonie aus seinem Nachttischradio schallte.
    Vielleicht waren es ja die Nachrichten - eine neue Thrash-Metal-Band.
    Diesen Gedanken verwarf er. Viel eher deutete die schlechte Musik darauf hin, dass jemand im Haus gewesen war und den Sender gewechselt hatte.
    Das machte Hartley nervös.
    Mit einem komischen Gefühl in der Magengrube ging er auf das Haus zu.
    Ganz langsam.
    Komm schon, Biggy. Setz dein spöttisches Gesicht auf.
    Was würde wohl Dick Tracy in einer solchen Situation tun?
    Auf Zehenspitzen erreichte er seine Haustür. Er ging neben der Tür in die Hocke und steckte den Schlüssel mit größter Präzision geschickt ins Schlüsselloch.
    Leise drehte er den Schlüssel um.
    Mit aller Kraft stieß er die Tür auf, ohne seine gebückte Haltung zu verlassen.
    Urplötzlich zerriss die Rat-tat-tat-Kadenz einer Maschinengewehrsalve die Stille, Kugeln pfiffen den Flur entlang. Hartley hielt sich die Hände an die Ohren und drückte den Kopf tief auf seine Brust. Wie eine verdammte Katze in der Falle. Er betete, wartete darauf, dass der Lärm abebbte. Es war laut - nicht so laut wie die Trash-Metal-Musik, die in seinen Ohren dröhnte - aber laut genug, um das Klingeln in seinem Kopf zu stören.
    Dann war es still.
    Hartley wartete. Er hörte leise, gedämpfte Schritte. Augenblicke später kam ein Mann, ganz in Schwarz und mit einer schwarzen Kapuze über dem Gesicht zur Tür heraus. Entweder war Mr. Schwarz ein gedungener Killer, oder aber der Ku-Klux-Klan hatte einen neuen Modeberater.
    Hartley sprang auf, packte den Mann an den Beinen und biss ihn mit aller Kraft in den Oberschenkel. Es gab einen dumpfen Knall, als der Mann mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Der Rest war, wie man so schön sagt, Geschichte.
    Und raten Sie mal, wer die Sensationsstory landete.
     
    Sobald die Fernsehkameras aufgestellt waren, leitete Hartley die Interviews in seinem Büro. Umringt von Mikrofonen, erzählte er seine Geschichte. »Ich hab gespürt, dass irgendwas nicht stimmt. Ich wusste , etwas stimmt nicht.«
    »Woher wussten Sie es, Hartley?«, rief jemand. »Woher wussten Sie es?«
    Hartley schob eine Hand voll Nüsse in seinen Mund. »Ich wusste es einfach. Genauso, wie ich weiß, wo und wann was los ist. So bin ich eben. Nicht umsonst nennt man mich Mr. Rasender Reporter. Radar Robert Roadrunner. Mr. Exklusivstory. Ich höre es im Kopf, wenn irgendwo was los ist.«
    Während er die Nüsse kaute, beantwortete Hartley weitere Fragen.
    »Nein, ich kann es nicht erklären. Es ist nur immer dieses Klingeln - ach, Scheiße !«
    »Was?«, die Reporter fragten durcheinander. »Was ist passiert? Eine Bombe? Eine Katastrophe? Ein Massenmord? Ein neuer Sexskandal in der Politik?«
    »Ach was! Ich hab nur auf eine Schale gebissen. Diesen Dreckskerlen hetze ich eine Klage an den Hals!«
    Alle anderen Sendestationen schnitten die Schimpfwörter heraus. Nur MTV ließ sie drin.
     
    Hartley saß auf dem Behandlungsstuhl des Zahnarztes, die Mundhöhle betäubt und mit Watte ausgestopft, und atmete eine Lungenfüllung Lachgas nach der anderen ein.
    Verdammte Nussschalen.
    Angefangen hatte es mit einem dumpfen Kopfschmerz. Innerhalb einer Woche war seine linke Backe auf doppelte Größe angeschwollen, und dann war der Schmerz unerträglich

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