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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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auch bis zu einer christlichen Zeit hätte warten können. Ich kann mich nicht erinnern, dass du dabei je um Entschuldigung gebeten hättest.«
    »Ich bin vielleicht ein besserer Mensch geworden.«
    »Wer’s glaubt, wird selig! Was willst du?«
    Wallander erzählte, wo er war. Und von seinem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Nyberg war ein Mann, der die Bedeutung der Tatsache, dass Johannisbeersträucher nicht ordentlich in einer Reihe standen, verstehen konnte.
    »Ich komme raus«, sagte Nyberg, als Wallander geendet hatte. »Aber ich komme allein. Hast du einen Spaten im Wagen?«
    »Nein. Aber es gibt bestimmt einen hier im Schuppen.«
    »Das meine ich nicht. Ich habe meinen eigenen. Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht auf eigene Faust da draußen herumbuddelst.«
    »Ich rühre nichts an, bis du kommst.«
    Sie beendeten das Gespräch. Wallander setzte sich ins Auto, weil er fror. Abwesend hörte er aufs Autoradio. Jemand berichtete von einem neuen Typ von ansteckender Krankheit, man hatte den Verdacht, dass sie von gewöhnlichen Zecken übertragen wurde.
    Er schaltete das Radio aus und wartete.
    Nach neunzehn Minuten bog Nyberg auf den Hof ein. Er trug Gummistiefel, einen Overall und eine eigentümliche alte Jägermütze, die er tief über die Ohren gezogen hatte. Er holte einen Spaten aus dem Kofferraum.
    »Wir können von Glück sagen, dass du nicht über die Hand gestolpert bist, als der Boden gefroren war.«
    »Hier gibt es ja selten Bodenfrost vor Weihnachten. Wenn es denn überhaupt welchen gibt.«
    Nyberg murmelte etwas Unverständliches zurück. Sie gingen zu der Stelle hinter dem Haus. Wallander sah Nyberg an, dass ihm die Bedeutung seiner Beobachtung an den Johannisbeersträuchern unmittelbar einleuchtete. Nyberg stieß die Spitze des Spatens in die Erde, als suchte er nach etwas.
    »Die Erde ist fest«, sagte er. »Was in der Regel bedeutet, dass hier lange nicht gegraben worden ist. Die Wurzeln der Sträucher binden die Erde.«
    Er begann zu graben. Wallander stand daneben. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Nyberg das Graben einstellte und mit den Fingern im Erdreich suchte. Er holte etwas heraus, das einem kleinen Stein glich, und reichte es Wallander.
     
    Es war ein Zahn. Der Zahn eines Menschen.

16.
     
    Zwei Tage später war der ganze Garten umgegraben, sowohl vor als auch hinter Karl Erikssons Haus. An der Stelle, wo Nyberg den Spaten angesetzt und Wallander den Zahn in die Hand genommen hatte, waren sie auf ein weiteres Skelett gestoßen, das von Stina Hurlén und den anderen Gerichtsmedizinern in Lund als die Überreste eines Mannes bezeichnet wurde. Auch er war an die fünfzig Jahre alt gewesen, auch er hatte lange in der Erde gelegen. Doch sein Schädel wies eine Verletzung auf, wie von einem Schlag mit einem harten Gegenstand. Es hatte natürlich einen gewaltigen Wirbel gegeben, als die Neuigkeit von dem zweiten Skelettfund die Medien erreichte. In großen schwarzen Lettern sprachen die Schlagzeilen vom »Garten des Todes« oder vom »Tod zwischen den Johannisbeersträuchern«.
    Liza Holgersson konnte jetzt nicht mehr umhin, Mittel bereitzustellen. Wallander übernahm die Leitung der Ermittlung gemeinsam mit einer Staatsanwältin, die nach einer Dienstbefreiung für eine Fortbildung gerade erst zurückgekehrt war. Sie sagte ihm, er solle den Fall gründlich untersuchen und sich Zeit nehmen. Bevor man nicht die Identität der Toten festgestellt habe, könne man nur sehr wenig tun, um einen Schuldigen ausfindig zu machen.
    Stefan Lindman war weiterhin zuständig für die Suche in den Registern nach Fällen in der Vergangenheit, die ihnen Anhaltspunkte liefern konnten. Zuerst war es eine Frau gewesen, jetzt waren es zwei Verschwundene. Es gingen verschiedene Hinweise aus der Bevölkerung ein, Schatten von Menschen, die vor vielen Jahren auf rätselhafte Weise verschwunden waren. Wallander stellte noch einen Polizisten ab, um Stefan Lindman bei der Bearbeitung aller eingehenden Tipps zu unterstützen.
    Nach zwei Wochen, als der November schon fast vorbei war, hatten sie immer noch keine Fortschritte bei der Identifizierung der Toten gemacht. An einem Donnerstagnachmittag rief Wallander seine Mitarbeiter in einem großen Sitzungsraum zusammen, bat sie, ihre Handys abzuschalten, und legte einen gründlichen Lagebericht vor. Sie gingen zu den Ausgangspunkten zurück, nahmen die technischen und medizinischen Berichte erneut unter die Lupe und hörten ein – Wallander zufolge –

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