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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sagte Wallander.
    »Wollen Sie mit mir reden oder nicht?«
    »Das will ich.«
    »Dann rauche ich. Nur dass Sie Bescheid wissen.«
    Wallander hatte keine Lust darauf, sich mit ihr zu streiten. Zigarettenrauch störte ihn auch nicht besonders. Er stand auf, um etwas zu suchen, das als Aschenbecher dienen könnte.
    »Nicht nötig. Ich habe meinen Aschenbecher dabei.«
    Sie stellte einen kleinen Metallbecher auf die Schreibtischkante und zündete ihre Zigarette an.
    »Ich war es nicht«, sagte sie.
    Wallander zog die Augenbrauen hoch.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben doch gehört, was ich gesagt habe. Dass ich es nicht war.«
    Wallanders Alarmglocken schrillten. Sie sprach offenbar von etwas, von dem sie glaubte, er wisse darüber Bescheid.
    »Wer war es dann?«
    »Weiß ich nicht.«
    Wallander zog seinen Notizblock und einen Stift zu sich heran.
    »Ein paar kleine Formalitäten«, sagte er.
    »620202-0445.«
    Katja Blomberg hatte also nicht zum ersten Mal mit der Polizei zu tun. Er notierte ihre Personennummer und ihre Adresse und entschuldigte sich dann. Martinsson war immer noch nicht in seinem Zimmer. Dagegen konnte er Stefan Lindman erreichen. Er gab ihm die Personalien.
    »Ich muss wissen, was gegen diese Frau vorliegt.«
    »Sofort?«
    »Sofort.«
    Wallander berichtete kurz. Stefan Lindman verstand. Der Tabakqualm hing schwer im Raum, als Wallander zurückkam. Sie rauchte Zigaretten ohne Filter. Wallander kippte sein Fenster an.
    »Ich war es nicht«, wiederholte sie.
    »Darüber reden wir später«, sagte Wallander. »Jetzt möchte ich mit Ihnen über etwas anderes sprechen.«
    Sie war sofort auf der Hut.
    »Worüber?«
    »Über Ihre Großeltern, Richard und Irina Pettersson.«
    »Was zum Teufel haben die denn mit der Sache zu tun?«
    Sie drückte ihre Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an. Wallander sah, dass sie ein teures Feuerzeug benutzte.
    »Ich muss aus verschiedenen Gründen etwas darüber wissen, was damals passierte, als sie verschwanden. Sie waren zu der Zeit noch nicht geboren. Sie kamen erst zwanzig Jahre später zur Welt. Aber Sie haben doch bestimmt etwas darüber gehört.«
    Sie sah ihn an, als wäre er nicht ganz gescheit.
    »Haben Sie mit mir Kontakt aufgenommen, um darüber zu reden?«
    »Nicht nur.«
    »Aber das ist doch hundert Jahre her.«
    »Nicht ganz. Nur beinahe sechzig Jahre.«
    Sie blickte ihm starr in die Augen.
    »Kann ich einen Kaffee haben?«
    »Das können Sie. Milch und Zucker?«
    »Keine Milch. Kaffeesahne und Zucker.«
    »Sahne haben wir nicht. Milch und Zucker kann ich anbieten.«
    Wallander holte Kaffee. Weil der Automat nicht richtig funktionierte, dauerte es fast zehn Minuten, bis er zurückkam. Das Zimmer war leer. Er fluchte. Als er auf den Korridor hinaustrat, kam sie ihm von der Toilette entgegen.
    »Dachten Sie, ich wäre getürmt?«
    »Sie sind weder festgenommen noch verhaftet. Also können Sie gar nicht türmen.«
    Sie tranken Kaffee. Wallander wartete. Er fragte sich, worüber er ihrer Erwartung nach mit ihr hätte sprechen sollen.
    »Richard und Irina«, sagte er. »Erzählen Sie mal.«
    Bevor sie antworten konnte, klingelte sein Telefon. Es war Stefan Lindman.
    »Es ging schnell. Soll ich es dir hier am Telefon sagen?«
    »Tu das.«
    »Katja Blomberg ist zweimal wegen Körperverletzung vorbestraft. Sie hat in Hinseberg gesessen. Außerdem hat sie zusammen mit einem Mann, mit dem sie einige Jahre verheiratet war, einen Bankraub begangen. Jetzt scheint sie als eine von mehreren Verdächtigen wegen eines Raubüberfalls auf ein Lebensmittelgeschäft in Limhamn unter Beobachtung zu stehen. Soll ich weitermachen?«
    »Nicht im Moment.«
    »Wie läuft es?«
    »Darüber reden wir später.«
    Wallander legte auf und sah zu Katja Blomberg hinüber, die ihre in grellen Rottönen lackierten Nägel studierte. Die Farben wechselten von Finger zu Finger.
    »Ihr Großvater und Ihre Großmutter«, sagte er. »Jemand muss doch etwas erzählt haben. Nicht zuletzt Ihre Eltern. Ihre Mutter. Lebt sie noch?«
    »Sie ist vor zwanzig Jahren gestorben.«
    »Und Ihr Vater?«
    »Als ich zuletzt von ihm habe reden hören, war ich sechs oder sieben Jahre alt. Da saß er wegen Betrugs im Knast. Ich habe nie Kontakt zu ihm aufgenommen. Und er nicht mit mir. Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Aber von mir aus kann er gern tot sein. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Tun Sie das?«
    »Wir kommen hier viel schneller voran, wenn Sie mich die Fragen

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