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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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keinen Verdacht geschöpft und würde sicher der Aufforderung folgen und bald zu den Benediktinern nach St. Albans reiten. Bis dahin war Zeit genug, die Sache zu Ende zu bringen.
    Erneut sah Robin zu den Baugerüsten empor. Er erblickte Jenny und John Sandys. Die junge Frau redete auf ihren Ehemann ein. Der blickte in diesem Moment zu ihm hinunter. Er stellte sich an die Brüstung des Baugerüstes und schien zu überlegen, was er tun sollte. Sollte Robin hinaufgehen? Er konnte die Sache beschleunigen. Ein richtiges Wort, und alles flog auf.
    Unten durchquerten in diesem Moment Männer mit aufgesetzten Kapuzen, die kurzes Bauholz trugen, den Kirchenraum. Robin registrierte ärgerlich die Störung durch den Plebs.
    Plötzlich bemerkte er jemanden neben sich. Es war Henri de Roslin. Dieser heikle Templer hatte ihm gerade noch gefehlt. Was wollte er von ihm? Robin sah ihn verstohlen an.
    Und?, dachte er bei sich. Sprich schon.
    »Bruder Robin«, flüsterte Henri, »was wisst Ihr von der jungen Frau, mit der Ihr eben im Hof gesprochen habt?«
    »Wieso, Bruder Henri? Was wollt Ihr von ihr?«
    »Sie ist die Frau des Steinmetzen, nicht wahr? Was ist es, dass Ihr von Jenny Sandys wollt?«
    »Aber Bruder! Was geht es Euch an?«
    »Nun«, sagte Henri, »sie ist im Moment die einzige Frau im Tempelbezirk. Ihr solltet Euch von ihr fern halten. Sie hat Euch nicht zu interessieren.«
    »Und Euch etwa?«
    »Nein. Auch mich geht sie nichts an. Sie ist eine verheiratete junge Frau. Wir Tempelbrüder sollten uns nicht um junge, verheiratete Frauen bemühen.«
    »Ich bemühe mich nicht um sie! Aber es ist nicht verboten, mit Frauen zu sprechen, nicht wahr?«
    »Jede Frau bedroht unseren Seelenfrieden, Bruder Robin, vergesst das nicht. Und vor allem eine solche Frau, die jung und wunderschön ist. Wir sind ihrer Natur nicht gewachsen.«
    »Bruder Henri – lasst mich jetzt beten. Ich habe Euch nichts mitzuteilen. Wenn Ihr Jenny Sandys sprechen wollt, sie ist dort oben bei ihrem Mann.«
    Henri blickte zu den rundum laufenden Baugerüsten auf. Er sah Jenny zusammen mit John Sandys im Gespräch.
    »Bruder Robin. Wisst Ihr übrigens, dass Neville of Gwyn Euch gesucht hat?«
    Robin blickte unsicher. Verdammt, was wusste Henri? Er sagte betont schüchtern: »So?«
    »Geht zu ihm. Sagt, ich hätte mit Euch gesprochen.«
    Robin überlegte schnell. »Natürlich«, sagte er dann. »Das werde ich tun. Es ist eine sehr gute Idee. Ich danke Euch, Henri.«
    Henri beschloss, auf die Baustelle hinaufzugehen. Er musste vorsichtig sein, denn die Gerüste machten keinen gesicherten Eindruck. Er fragte sich, was die Frau des Baumeisters dort in luftiger Höhe zu suchen hatte. Es war gefährlich! Aber vielleicht brachte sie ihrem Mann und seinen Arbeitern nur Brot und Dünnbier zum Mittagessen.
    Henri tastete sich an den Seilen entlang, die den Bretterboden begrenzten, und erreichte das Paar. Als John Sandys ihn erblickte, versuchte er schnell, etwas hinter einem Haufen mit Bauschutt zu verbergen. Henri blickte Jenny Sandys an und sagte:
    »Ich habe den Eindruck, Ihr wollt mir etwas sagen, Jenny Sandys.«
    Jenny sah ihn schüchtern an. Dann sagte sie mit klarer Stimme: »Und deshalb lauft Ihr mir bis unter die Decke dieser Kirche nach?«
    Henri schwieg verblüfft. Die Frau war schlagfertig. Seine Eröffnung musste tatsächlich einen seltsamen Eindruck machen. Aber er bestand darauf.
    John Sandys mischte sich ein. »Wie kommt Ihr darauf, Master, meine Frau könnte etwas von Euch wollen?«
    »Nun – ein Eindruck. Sie kann ihn ja widerlegen.«
    »Ich – nein«, sagte Jenny. Ihre Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. »Ich schaute nur am Turm empor. Da sah ich Euch. Ihr wart es, der zu mir hinuntersah. Ich dachte, Ihr wolltet etwas von mir.«
    Henri hatte sofort das Gefühl, dass sie nicht die Wahrheit sagte. »Nun gut, dann täuschte ich mich eben. Verzeiht meine Aufdringlichkeit.«
    »Wartet!« Jenny schrie es fast.
    Henri blickte sie verwundert an. Auch John schien überrascht zu sein.
    Jenny sagte: »Ihr kennt Robin Gilmour-Bryson?«
    »Bruder Robin? Er betet dort unten.«
    »Ich weiß. Er – wie soll ich es sagen. Nein. Es hat keinen Zweck. Hört, Master Henri. Lasst uns bitte zufrieden.«
    »Sicher«, antwortete Henri. »Gebt Acht hier oben.«
    Er nickte den beiden zu und machte kehrt. In seinem Rücken hörte er, wie sie miteinander tuschelten. Ihre Stimmen klangen erregt. Henri wusste, dass er sich nicht täuschte. Das junge Ehepaar verbarg etwas

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