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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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diese Leidenschaft auch eine unselige Seite.
    Robin legte einen neuen Pfeil auf die Sehne und wartete auf die Anweisung des Leutnants. Als sie kam, schoss er seinen Pfeil in der Gewissheit ab, dass er in jedem Fall treffen würde. Denn war er nicht vom Schicksal begünstigt? Er war jedenfalls dazu ausersehen, den Frauen zu gefallen.
    Keine widerstand ihm – außer dieser… Er gefiel auch seinen Vorgesetzten. Er wusste genau, was man von ihm wollte. Er stellte den großen Jungen dar und war innerlich eiskalt. Das brauchte er nicht einmal zu spielen, so war er einfach. Und so täuschte er den Argwohn und erfüllte jeden Auftrag zu ihrer Zufriedenheit.
    Sein Landsmann winkte von drüben. Robin gab ein Zeichen des Erkennens und legte Pfeil und Bogen aus den Händen. Dann beeilte er sich, den Platz zu umrunden, um sie nicht warten zu lassen. Er wusste schon, wie sein nächster Auftrag lauten würde, er musste eine kleine Reise antreten. Die Wallache der beiden mächtigen Herren tänzelten bereits unruhig. Hinter sich hörte er den Einschlag der Pfeile in der Zielwand.
     
     
    Von der Stadtgrenze aus waren es dreißig Meilen bis St. Albans. Henri de Roslin und Neville of Gwyn verließen London, sie durchquerten die Gärten der Stadt, die in Sümpfe übergingen, und hielten sich eine Zeit lang auf der verkehrsreichen breiten Straße in Richtung Shrewsbury nach Nordwesten, deren Unterholz zu beiden Seiten zurückgeschnitten war, um Wegelagerern das Verstecken zu erschweren. Dann bogen sie in einen schmalen Reitweg nach Norden ab und passierten Camden. Es hatte früh geregnet, und die ungepflasterten Straßen waren auch noch im Londoner Stadtgebiet aufgewühlt gewesen. Aber seit einer halben Stunde war die Sonne herausgekommen, und die Gefährten waren froh, als ihre Pferde die festeren Wiesen von Camden und Hampstead unter die Hufe bekamen. Hier endeten die Sümpfe rund um London.
    Henri erzählte Neville ausführlich von allem, was er in den letzten Tagen erfahren hatte. Er beendete seinen Bericht mit der Hoffnung, dass die Sandys zur Vernunft gekommen waren. Henri hatte ihnen eine einfache und saubere Unterkunft außerhalb des Tempelbezirks, in Richtung Westminster, besorgt. Niemand außer ihm selbst kannte das Haus, in dem sie das nächste halbe Jahr wohnen würden, bis Johns Arbeit in der Tempelkirche beendet war. Dort würde Jenny ihr Kind zur Welt bringen. Henri hatte John eindringlich ins Gewissen geredet. Und er hatte ihm auch einen kleinen Geldbetrag aus seinem Besitz zugesteckt, nicht viel, aber Henri brauchte es selbst ebenso wenig wie die anderen armen Brüder Christi. Er hoffte, dass John damit den Einflüsterungen des Geldes nicht mehr folgen würde.
    Henri war sich im Klaren darüber, dass er eine schwere Verantwortung übernahm. Er vertraute auf seine Menschenkenntnis. Und wenn er es genau überlegte, tat er es für die reizende Jenny. Wenn doch etwas geschah, dann lag es in Gottes Hand.
    Neville bestätigte ihm, dass Bruder Robin nicht mehr in den Tempel zurückkehren würde. In seiner sinnlichen Verstrickung war er ein Risiko für die Tempelgemeinschaft. Er konnte die anderen Brüder anstecken. Wie er überhaupt in den Tempel gelangen konnte, war Henri ein Rätsel. Irgendein französischer Edelmann hatte dafür gesorgt.
    Neville hatte schweren Herzens am Vorabend Giacomo aus seinen Diensten entlassen, der sich einer Gauklertruppe anschließen wollte. Damit schienen ein paar Dinge auf den richtigen Weg gebracht worden zu sein.
    Aber wer waren die mysteriösen Hintermänner, die John Sandys unter Druck gesetzt hatten? Welche Absichten verfolgten sie?
    Henri ahnte, dass die Gefahr noch längst nicht gebannt war. Auch Neville riet ihm dringend, nach der Rückkehr aus St. Albans den Präzeptor zu unterrichten, auch auf die Gefahr hin, dass John Sandys dann Schwierigkeiten bekam. Auch seine Bauhütte würde ihn ausschließen. Henri hatte das Gefühl gehabt, der Steinmetz verschweige ihm seine Kenntnisse über einige wichtige Personen. Aber Henri hielt an seinem Vertrauen fest.
    Eine andere Frage war, was der Bischof Savior mit all; dem zu tun hatte. Aber Henri war nicht in der Position, Ermittlungen anzustellen. Auch sein Präzeptor würde einem geäußerten Verdacht nicht nachgehen.
    »Letztlich«, sagte Neville gerade, »geht es in unserer Zeit immer darum, dass ängstlicher Übereifer alles einschränken will. Die Herrschaften glauben, ihre Kontrolle über alles ausdehnen zu müssen, damit ihnen nichts

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