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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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gleich nach dem nahen Hemel Hempstead weiterreiten wollte, behielten sie ihre Pferde an der Leine. Der Pförtner kam zurück und bestellte sie für den Nachmittag in den Abtssaal. Dann war Abt Thomas von einer letzten Ölung in Hatfield zurück.
    Henri bedankte sich freundlich. Da die Wärme zu Mittag anstieg, brachte ihnen ein Laienbruder unaufgefordert Becher mit klarem Wasser. Henri und Neville erfrischten sich, stiegen wieder auf ihre Tiere und ritten nach Westen. Erst jetzt bemerkten sie, dass im Dorf viele junge Menschen offenbar ohne Arbeit und gelangweilt auf Strohballen vor den Häusern saßen. Henri verstand das nicht, Ort und Kloster galten doch als reich.
    Hunde sprangen ihnen kläffend hinterher, sie erreichten Wälder der umliegenden Hügel, kurze Zeit später waren Basilika und Kloster in der Landschaft verschwunden. Jenseits der Wälder breitete sich vor ihnen wieder die grüne Wiesenlandschaft Südenglands aus. Sie sahen Schafherden, so weit das Auge reichte.
    Die beiden Templer erreichten das vier Meilen westlich gelegene Städtchen Hemel Hempstead kurze Zeit später. Der Kirche von St. Mary direkt gegenüber lag das Gut des Grundbesitzers, der es vor Wochen dem Tempel übereignet hatte. Der Verwalter empfing die Templer mit offener Feindseligkeit. Er war mit der Schenkung nicht einverstanden, weil er darin eine Zurückstufung sah. Aber Henri machte ihm klar, dass sich an seiner Stellung nichts änderte.
    »Ihr macht Eure Arbeit weiter, Master Qullingham, und wir machen gewissermaßen die unsere. Die Pacht für diese neu erworbenen Güter wird zukünftig in Bargeld bezahlt werden. Das ist die einzige Neuerung. Damit entfallen die umständlichen Warentransporte, für die der Tempel kein Personal hat. Ihr werdet so freundlich sein und am Monatsende abrechnen. Die Einnahmen schickt Ihr dann pünktlich mit Boten nach London.«
    Qullingham blickte weiterhin finster. »Ich sage es offen. Mir gefällt es nicht, dass ein geistlicher Orden uns in die Geschäfte hineinredet.«
    »Das ist mir egal. Tut nur, wozu Ihr verpflichtet seid. Wenn Euer Herr uns nicht die Güter überschrieben hätte, würden wir uns hier nicht einmischen.«
    »Aber Ihr sitzt in London und habt keine Ahnung von der Fluktuation der Preise und der Nachfrage des Marktes. Das könnt Ihr gar nicht! Ihr wirtschaftet vom grünen Tisch aus – und das kann nicht gut gehen!«
    »Hört, Qullingham. Ihr hier seid ab jetzt eine kleine Filiale des Tempels. Tut Eure Arbeit. Alles anderes überlasst uns.«
    »Verdammt noch mal!«
    »Und flucht nicht. Der Herr verbietet das.«
    »Dann sagt mir wenigstens eins, Ihr hohen Herrschaften!« Der Verwalter baute sich in seinen kniehohen Stiefeln vor ihnen auf. »Wie passen Reichtum und Geldgier mit einer geistlichen Berufung zusammen, häh? Könnt Ihr mir das sagen?«
    »Reichtum und Geiz?«, fragte Neville an Henris Stelle zurück, »was meint Ihr damit, Verwalter?«
    Der Verwalter begriff, dass er ein bisschen vorsichtiger sein musste, denn er hatte seine Arbeitgeber vor sich. »Nun – seht Ihr…«
    Henri sagte ruhig: »Macht einfach nur Eure Arbeit, Qullingham.«
    Dem Mann war das Blut zu Kopf gestiegen, er konnte sich nicht beherrschen. »Verdammt will ich sein, wenn ich es gut finde, dass Mönche mit Geld schachern wie Juden!«
    Neville trat nahe an ihn heran. »Seht Ihr, dieses Gut hier kann pleite gehen, zugrunde gehen. Das hängt von den Wollpreisen für die Tuche in den Städten ab. Aber der Tempel ist ein Gotteshaus. Dort liegen alle Werte sicher. Das ist so in London wie in Paris, wie in La Rochelle, Tomar, Gardeny. Geschützt von seinen Mauern, von den Brüdern verteidigt, sind Geld, Gold und Schmuck darin sicher. Aus diesem Grund vertraut man uns Werte an. Eure Existenz dagegen ist von jedem heftigen Hagelschauer bedroht.«
    Henri amüsierte sich innerlich über den arroganten Gesichtsausdruck seines Freundes. So hatte er Neville noch nie gesehen.
    Der Verwalter ließ nicht locker. »Das stimmt doch gar nicht! Im Jahr 1263 hat unser heutiger König bei einem Angriff auf den New Temple die Truhen der Privatleute aufbrechen lassen und alles mitgenommen. Nichts blieb von dem Schatz, den man dem Tempel anvertraut hatte! Und ein paar Jahre später waren es eine Hand voll weniger hoch gestellter Diebe, die den Tempeltresor ausraubten! Was war da mit Eurer hoch gerühmten Sicherheit?«
    »Ihr seid gebildet, Master Qullingham! Es stimmt, was Ihr sagt. Aber seitdem haben wir uns auf solche Angriffe

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