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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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gemeinsam gekämpft. Wenn Ihr jetzt Kaufmänner werdet, war alles vergossene Blut vergebens! Das könnt Ihr nicht!«
    »Doch. Ich studiere die Nachfragen. Wir brauchen beispielsweise Getreide aus dem Osten für die überbevölkerten Gebiete in Flandern und Brabant. Oder nehmt die wachsende Bereitschaft der Menschen, die Fastengebote der Kirche einzuhalten – wir brauchen also Riesenmengen von getrocknetem und gesalzenem Kabeljau. Und zwar im ganzen Gebiet zwischen Brügge und Novgorod, Gotland und Sizilien. Ein großes Geschäft!«
    »Die Deutschritter als Händler! Ihr beschäftigt Euch mit gesalzenem Fisch! Ich kann es kaum glauben«, meinte Henri.
    »Glaubt, was Ihr wollt, bester Henri«, sagte Fulco und strich sich selbstgefällig über den Bauch. »Wir müssen nur schlau genug vorgehen, dann werden wir Gewinne machen, die sagenhaft sind! Sagenhafter als in Eurem Vineta, das glaubt mir!«
    Henri erinnerte sich an seine Zeit im Londoner Tempel. Damals hatte diese Gewinnsucht der Menschen angefangen. Auch ernsthafte, gläubige Menschen waren in diesen Sog gezogen worden. Es begann mit klugem Rechnen und Verwalten, dann wurde mit Blut unterschrieben. Henri erinnerte sich nur ungern an die Morde, die er damals selbst untersuchen musste.
    Fulco von Hanstein fuhr eifrig fort: »Wir sind mit dem Peterhof in Novgorod im Geschäft. Man kauft dort alles.«
    Henri hörte diesen Namen zum zweiten Mal an diesem Tag. Neugierig geworden, sagte er: »Dieses deutsche Kontor macht Geschäfte mit Ritterorden?«
    »Natürlich. Wir sind am zuverlässigsten. Sie bestellen dauernd Tuch. Sie sind ganz versessen auf die glatt geschorenen und prächtig blau oder purpurrot gefärbten flandrischen und westdeutschen Wolltuche. Und sie wollen unser feines Lüneburger Salz, es ist gestampft und besitzt keinen Beigeschmack wie das russische. Und unsere Soldaten können die Rechte, die wir aufschreiben, auch durchsetzen. Wir sind eben doch nicht nur Händler. Nur wir garantieren den Einheimischen dort das Strandrecht, mit dem sie das Warengut gestrandeter Schiffe in Besitz nehmen können – dafür kaufen sie nur bei uns. Oder eben beim Peterhof in Novgorod, der ja einst von Lübecker Kaufleuten gegründet wurde.«
    »Man könnte beinahe neugierig werden«, musste Henri zugeben. »Sicher ist auch die Geschichte des Handels aufregend. Aber sie berührte bisher nie meine Aufmerksamkeit.«
    »Wollt Ihr nicht für mich arbeiten?«, sagte Fulco nachdenklich. »Ihr könntet meine Schutztruppe für die Handelswege anführen! Ihr seid doch erfahren in diesen Dingen! Ein Mann wie Ihr an vorderster Front. Das ist überhaupt die Idee!«
    Henri schüttelte den Kopf. »Es interessiert mich nicht genug.«
    »Also hört doch, es ist wahnsinnig spannend!«, meinte Fulco. »Nehmt nur ein solches Kontor in der Fremde! Sie müssen einen klar abgegrenzten Bezirk gegen die Landesbewohner verteidigen, das geht ja nicht friedlich zu. Das Kontor Peterhof liegt am rechten Ufer des Flusses Volchov. Die Fläche ist von einem Palisadenzaun umgeben, nur ein einziges Tor führt in die Niederlassung hinein. Der kleinste Verdacht auf Betrug oder Glaubensfragen führte bereits mehr als einmal zum Ansturm der Novgoroder auf das Kontor. Da wird ein heiliger Vorposten verteidigt!«
    »Sie sollen Söldner anwerben.«
    »Aber auch die Kirche des Kontors, die Peterskirche, muss geschützt werden. Sie ist der einzige christliche Ort weit und breit, an dem Rechtgläubige ihren Gottesdienst abhalten können! Könnt Ihr Euch überhaupt vorstellen, wie wichtig dieses ständige Bemühen dort im Osten ist? Und die beschließende Versammlung der Kaufleute, der Steven, sucht dauernd nach tüchtigen Kämpfern, die den Ort verteidigen.«
    Henri dachte, dass jetzt doch das soldatische Moment in dem Ordensritter durchbrach. Er fragte: »Warum geht Ihr nicht selbst nach Novgorod und schützt die Lübecker Kontore?«
    »Ich? Die Reise ist mir viel zu beschwerlich! Das ist doch nutzlos vertane Zeit.«
    »Reisen bildet«, lächelte Henri. »Ich bin dauernd unterwegs und lerne viel.«
    »Wie – gelangt man eigentlich nach Novgorod?«, fragte Fulco zögernd.
    »Mit dem Schiff bis zur Neva oder der Einmündung des Volchov in den Ladogasee. Über Land von den baltischen Hafenstädten Riga, Dorpats oder Reval aus bis zur Stadt. Beides ist nicht so umständlich, wie Ihr befürchtet.«
    Fulco seufzte. Er schüttelte in Gedanken seinen gut frisierten Kopf. Henri hatte längst den Verdacht, der Hauptmann

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