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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Überlegung: »Nach meiner Einschätzung dürfte der Eindringling den Mönch erstochen haben. Dieser muss dann die Kraft gehabt haben, das Messer herauszuziehen und seinerseits den Angreifer zu töten.«
    »Entsetzlich!«
    Henri wendete sich an die beiden Mönche, die zitternd abwarteten. »Holt Prior John! Aber kein Wort zu einem anderen!«
    »Wir wissen nicht, wo der Prior ist! Wir dachten, er sei im Scriptorium, deshalb rannten wir dorthin.«
    »Er ist nicht in der Prälatur?«
    »Nein.«
    »Schaut in der Kirche nach.«
    Die Mönche verschwanden. Neville beugte sich zu den beiden Toten hinunter und ließ seinen Blick vom einen zum anderen wandern.
    »Wer mag dieser Fremde sein? Ein Normanne?«
    »Auch Engländer können rote Bärte haben.«
    »Wie kommt er auf das Gelände?«
    Henri schüttelte den Kopf. »Der Mönch muss ihn bei irgendwas überrascht haben.«
    »Vielleicht wollte er die Pferde stehlen.«
    »Möglich. Vielleicht versteckte er sich auch nur im Stall. Wahrscheinlich ein Landstreicher.«
    »Du glaubst nicht daran, dass er es auf den Mönch abgesehen hatte?«
    »Dann müsste der etwas besessen oder gewusst haben, das für irgendjemand gefährlich ist.«
    »Ich glaube, er versteckte sich im Stall, weil hier am Sonntag normalerweise niemand ist. Dann wurde er überrascht, es kam zu einem Streit, ein wütendes Handgemenge, und dann war ein Messer im Spiel.«
    »Also eine zufällige Tat.«
    »Wahrscheinlich. Aber ich kannte diesen Mönch nicht. Vielleicht war er doch ein Geheimnisträger. In diesem Kloster ist ja alles irgendwie anders und alles möglich.«
    »Warten wir, bis der Prior kommt. Er wird uns sagen, wer der Tote war.«
    »Aber interessanter wäre zu wissen, wer der Fremde ist.«
     
     
    »Er ist tot! Wir versteckten uns, alles ging glatt, Jack nickte ein, ich blieb wach, plötzlich kam dieser Trottel in den Stall. Er glotzte uns an und fing sofort an zu schreien. Jack sprang ihm an den Hals. Als der Schwachkopf sich wehrte, stach er auf ihn ein. Bevor der blöde Mönch abkratzte, nahm er Jack mit auf die Reise. Verflucht noch mal!«
    Robin hätte seinen Spießgesellen erwürgen können. Jetzt war alles aufgedeckt. Im Kloster würde man Wachen aufstellen. Man würde vielleicht sogar die Umgebung nach Verstecken absuchen. Am nächsten Morgen durften sie hier nicht mehr zu sehen sein. Sie mussten noch in dieser Nacht ihren Plan ausführen.
    »Ich gehe selbst!«
    Robin ließ sich zwei Dolche reichen, die er in den Gürtel steckte.
    »Aber im Moment ist es zu gefährlich. Sie schnüffeln überall herum!«
    »Ich weiß, wen Javierre meint. Wenn ich es nicht gleich tue, packt der Kerl aus. Und soweit ich Javierre verstanden habe, geht dann alles zum Teufel.«
    »Master Robin!«
    »Ihr wartet hier. Ich bin in einer Stunde wieder zurück. Wenn nicht, verduftet ihr, reitet nach London zurück und wartet in unserem Treffpunkt auf mich.«
    Die Männer murmelten. Erneut wurde eine Strickleiter ausgeworfen. Robin turnte hinauf, lauschte oben auf der Mauerkrone und verschwand auf der anderen Seite.
    Im Innenhof blieb alles ruhig. Robin Gilmour-Bryson witterte gegen den Wind, er brachte Geruch nach Brand mit sich. Es war kühl, der Frühling besaß noch keine Macht.
    Robin huschte hinüber zu den Gebäuden. Er kannte sich genug aus, um zu wissen, wo er den anderen fand. Javierre hatte es ihm gut genug beschrieben.
    Und wenn sie Wachen aufgestellt hatten? Wo waren sie? Robin blieb stehen. Er stellte sich in den Schlagschatten einer Mauer, den das Mondlicht warf, und lauschte eine Weile. Aus dem Stall drang unruhiges Scharren von Hufen. Sonst blieb alles still.
    Er lief weiter. Durch das Paradies. Dann nicht in die Kirche, sondern rechter Hand durch den Kreuzgang, am hinteren östlichen Ende die Treppe empor, durch den Rundbogen der Tür. Die Treppe der Toten empor, durch das Tor der Tierkreiszeichen.
    Seine Hand tastete über den kühlen Stein der Kapitelle an den Säulen. Hier war er schon oft gewesen. Er erschauerte. Er spürte unter seinen Fingern Capricornus, Sagitarius und Scorpio. Besonders der Skorpion war sein Tier. Robin war stolz darauf, in seinem Zeichen geboren zu sein.
    Im Scriptorium war es dunkel. Alles schien verlassen. Etwas huschte über den Steinfußboden. Der, den er suchte, schien nicht hier zu sein.
    Schon wollte sich Robin wütend zurückziehen. Da sah er ganz am Ende des lang gestreckten Saales mit den schweren Säulen in der Raummitte den schwachen Lichtpunkt. Eine Kerze!

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