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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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unzuverlässig. Immer wieder tauchte er in Affären mit Frauen ab. Vielleicht auch jetzt wieder, wo er ihn dringend erwartete. Javierre fragte sich, warum Frauen sich überhaupt mit solchen windigen Gesellen einließen. Aber Robin schaffte es, Menschen zu täuschen. Für ihn war das ein Spiel, das er genoss.
    Und dann mussten auch endlich die anderen eintreffen. Die alles richtig stellten, die diesem Zustand der Vermutungen und des Versteckspielens ein Ende bereiten würden. Jetzt musste klar werden, welche Ziele hier wirklich verfolgt wurden. Die Voraussetzungen hatte er inzwischen geschaffen.
    Der Benediktiner vor ihm war noch jung. Ein lang aufgeschossener Schreiber, der im Scriptorium einen lateinischen Bibeltext in die gültige Gegenwartssprache, das Normannische, übersetzte. Javierre wusste nur, dass er Jerome hieß. Der junge Scribent hielt die Feder in der untätigen Hand und sah ihm offen entgegen. Im Moment war er der Einzige, der im Scriptorium arbeitete.
    Javierre de Bastard nickte ihm freundlich zu. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. Dann besah er sich das Pergament, auf das Jerome seine sauberen Minuskeln, Signaturen und Inkunabeln gesetzt hatte. »Wunderschön! So können endlich auch die einfachen Bauerntölpel unsere Heilige Schrift in der Umgangssprache lesen.«
    »Das ist auch mir ein großes Anliegen, Herr Javierre.
    Und wie Prior John immer sagt: Lasset die zu uns kommen, die lesen und schreiben können!«
    »Wie wahr! Übrigens, ich habe gehört, Ihr glaubt nicht daran, dass Abt Thomas – Friede seiner Asche – wegen der Sünde mit der Tochter des Burgherrn Edmonton ermordet worden ist?«
    Verblüfft blickte der Mönch ihn an. »Woher wisst Ihr davon?«
    »Nun – man sagte es mir. Stimmt es?«
    »Ich bin nicht der Einzige im Kloster, der darüber eine eigene Meinung hat. Abt Thomas war ein glaubensinniger, wahrer Christ. Niemals hätte er sich auf so etwas eingelassen.«
    »Aber versteht, er ist tatsächlich deshalb ermordet worden. Und ich kenne sogar den Täter.«
    »So? Dann liefert ihn aus, damit er seiner gerechten Strafe nicht entgeht!«
    »Leider ist der üble Kerl untergetaucht. Aber ich werde ihn persönlich greifen und vors Gericht bringen. Nur – bis dahin kann ich niemanden dulden, der Lügen erzählt.«
    »Was für Lügen denn?«
    »Dass der Abt aus einem anderen Grund ermordet wurde!«
    »Aber ich glaube fest daran, dass es einen anderen Hintergrund geben muss. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich kannte den Abt. Kanntet Ihr ihn genauso gut?«
    »Aber wieso denn?«, fragte Javierre ärgerlich. »Was tut das zur Sache?«
    Bruder Jerome sah sich im langen Saal des Scriptoriums um, nur von unterhalb der Treppe drangen entfernte Stimmen zu ihnen herauf. »Nun, seht Ihr, obwohl diese Alissa ein paar Mal im Kloster weilte, der Abt ist kein einziges Mal mit ihr zusammengetroffen.«
    »Habt Ihr ihn etwa Tag und Nacht überwacht?«
    »Nein. Aber seht, der Abt konnte nicht schreiben und nicht lesen. Deshalb bat er mich eines Tages, einen Brief zu schreiben. In diesem Brief stand der Grund für seine Ermordung.«
    »Ach? – Und welcher soll das gewesen sein?«
    »Er schrieb an den Tempel in London. Er hatte Beweise dafür erhalten, dass der französische König den Sturz des Tempelordens plant. Das schrieb er nicht so direkt, aber er deutete es an. Er sprach mit mir darüber. Er wollte, dass Henri de Roslin nach St. Albans käme. Dann wollte er ihn warnen, ihm alles erzählen.«
    »Habt Ihr mit Henri darüber gesprochen?«
    »Nein. Noch nicht.«
    »So, so…« Javierre dachte nach. Dann zog er einen Lederbeutel aus der Jacke. »Ich brauche Vertrauen und Zuverlässigkeit, Bruder. Hier sind hundert Silberpence. Ihr wisst, wie viel das heutzutage wert ist. Es gehört Euch. Was ich dafür haben will, ist wenig. Euer Schweigen gegenüber Henri – denn, ähh, ich will selbst mit ihm reden und ihm alles offenbaren. Ich komme ja aus Frankreich und weiß über die Intrigen dort Bescheid. Das zweite ist – Ihr sollt reden. Das kommt Euch paradox vor? Ihr sollt in der Öffentlichkeit Eure Meinung über den Mord sagen. Ihr sollt behaupten, einer aus der Familie des Burgherrn Edmonton habe sich für die Verführung Alissas durch den Abt gerächt. Es ist ganz einfach.«
    »Das soll ich tun? Ich soll lügen? Aber weshalb? Was habt Ihr davon?«
    Javierre begriff, dass er zu schnell und unverblümt vorgegangen war. Er hätte geschickter sein müssen. Er fühlte, wie unkontrollierte Wut in ihm

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