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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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unfähig und müsse auf Druck der Grundbesitzer und städtischen Zünfte abdanken. Und was kam danach?
    »Es ist nicht unsere Sorge«, sagte Uthman gerade. »Jeder französische König wird die letzten Templer hetzen. Jeder wird das elende Werk König Phillips des Schönen fortsetzen wollen. Aber was werden deine Päpste tun, Henri? Jetzt sitzen die Kirchenfürsten fest in Avignon. Wer wird der neue Papst werden? Und wenn er sich schon auf französischem Boden befindet, wird er dann nicht auch dem französischen König willfährig sein?«
    »Wir werden sehen«, sagte Henri. »Wie man hört, wird es bald einen neuen Papst geben, aber er soll schon zweiundsiebzig Jahre alt sein. Warum sollte er sich im hinfälligen Alter dem König widersetzen? Er wird seine Ruhe haben wollen und ihm in seinen Absichten folgen.«
    »Du sprichst nicht gut über deinen höchsten Herrn auf Erden, Henri«, sagt Joshua. »Nicht alle Päpste sind wie Clemens, der euch verriet.«
    »Ich weiß. Aber Clemens hat mein Bild von der Kurie geprägt. Er ist schuld an Tausenden von ermordeten Tempelbrüdern. Ich werde nie mehr einem Kirchenfürsten trauen, obwohl ich weiß, dass ich als Christ dazu angehalten bin.«
    Uthman fragte: »Werden wir in Brest Templer antreffen?«
    »Ich hoffe es«, erwiderte Henri. »Es gab dort viele, die Komturei war reich und mächtig. Sie unterhielten dort sogar eine Koranschule. Alle Brüder sollten lernen, sich mit den Gedanken und den Glaubenssätzen des Islams auseinander zu setzen.«
    »Ein vernünftiger Gedanke«, sagte Uthman. »Zumal es auch in den Ländern Arabiens Schulen gibt, die sich mit der Bibel und dem Talmud beschäftigen. Jeder junge Mensch sollte nach all den Schlachten im Heiligen Land in diese drei heiligen Bücher eingewiesen werden.«
    »Es wird einmal eine Zeit kommen, in der das selbstverständlich sein wird«, sagte Joshua hoffnungsvoll.
    In ihr Gespräch hinein entstand am Bugkastell plötzlich Aufregung. Matrosen deuteten voraus und riefen nach dem Kapitän. Als der Mann, es war ein stämmiger Bretone aus Quimper, aus seiner Kabine auf Deck stürmte, war er ohne Mütze, und sein Hemd hing aus der Hose.
    »Weiße Wale!«, riefen die Matrosen. »Eine ganze Herde!«
    Auch Henri, Joshua und Uthman folgten dem Ruf und gingen nach vorn. Tatsächlich sahen sie, wie sich aus dem grünen Wasser und den schaumigen Wellenbergen der Nordsee weiße Buckel hoben und senkten. Gewaltige Schwanzflossen peitschten die Meeresoberfläche. Dann schossen Wasserfontänen auf, brachen sich in mehreren Metern Höhe und fielen in sich zusammen, bevor neue Fontänen entstanden.
    Henri fielen die Erzählungen ein, die er schon in der Ostsee gehört hatte. Dort hatten Matrosen behauptet, große Schwärme der Riesen hätten Koggen angegriffen und versenkt. War das möglich? Henri und seine Gefährten hatten das als Seemannsgarn abgetan. Als das Walrudel jetzt immer näher kam und das Schiff zu umkreisen begann, gerieten sie doch in Sorge.
    Einem Angriff solcher Wale, von denen einige ebenso lang waren wie die Hulk, konnte kein Plankenschiff stand halten.
     
     
    Besorgt blieben die Männer am Bug. Der Kapitän teilte Wachen ein. Mehrere Lanzenträger postierten sich mit erhobenen Waffen rings um die gesamte Reling. Aber die Hulk war kein Walfänger. Um einen Wal zu erlegen, hätte es schwerer Wurfharpunen mit messerscharfen Widerhaken bedurft.
    Die Wale umkreisten weiter das Schiff, hielten aber einen gewissen Abstand. So vergingen einige Stunden. Am frühen Abend war der Schwarm plötzlich verschwunden.
    »Sie tauchen«, befürchtete ein Matrose. »Ich habe gehört, dass sie lange unter Wasser bleiben. Dann tauchen sie genau dort wieder auf, wo das Schiff sich befindet. Sie stoßen es einfach um und zerschmettern es.«
    Den Matrosen war die Sorge anzumerken. Jeder war jetzt nur noch mit den Walen beschäftigt. Je mehr Zeit verging, desto mehr wurde aus der Ungewissheit Angst. Was würde geschehen, wenn die Nacht anbrach?
    Henri sprach den Kapitän an. »Sollten wir nicht vorübergehend an Land gehen? Wir sind jetzt zwischen Dover und Calais, die Meerenge beträgt hier nur zwölf Meilen, die französische Küste kann man beinahe sehen.«
    »Nein, ausgeschlossen, wir müssen schnellstens nach Brest. Unsere Ware muss pünktlich geliefert werden.«
    »Aber wenn die Wale uns tatsächlich angreifen, ist die Ware verloren!«
    »Wir sind mit Gott im Bunde, sie greifen nicht an.«
    »Hat die Hulk genügend schwimmfähige Bojen

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