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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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des Tempelbezirks gegeben. Jemand hatte einen Stein in die Fenster des Krankenbaus geworfen.
    Javierre ließ durch reitende Boten seinen Erfolg nach Paris melden. Denn sein eigenes Gewinnstreben, mit dem er in England Ländereien und Grundrechte aufkaufte, war nur möglich, wenn er den Auftrag des französischen Königs erfüllte, zur Vernichtung der Templer beizutragen. Ihn ärgerte nur, dass wie durch ein Wunder niemand bei dem Attentat ums Leben gekommen war. Außer dem Attentäter selbst. Vielleicht hatte sich John Sandys auch selbst gerichtet.
    Das erzählte er Jenny, um ihre Pein zu verstärken. Er schmückte es in allen Einzelheiten aus und weidete sich an ihrem Entsetzen. Sie wollte sterben. Aber er versprach, dass sie am Leben bleiben würde.
    »Was soll ich nun mit dir tun?«, flüsterte Javierre.
    »Tötet mich!«, flehte Jenny. »In dieser entsetzlichen Welt will ich nicht mehr sein.«
    »Ich bin Christ! Ich darf nicht töten, Jenny.«
    »Dann lasst mich frei! Ich flehe Euch an!«
    »Ich kann Euch auch nicht freilassen, Jenny.«
    »Habt doch Erbarmen mit mir!«
    »Warum sollte ich Erbarmen mit dir haben, Jenny Sandys?«
    »Weil Ihr ein Mensch seid! Ihr fühlt doch wie ein Mensch. Ich bitte Euch!«
    »Ihr bereitet mir doch nur Schwierigkeiten. Das habe ich doch schon längst erlebt. Das Erste, was Ihr in Freiheit tun würdet, das wäre, zu diesem Henri zu rennen. Nein. Ich lasse Euch hier in der Höhle. Niemand hört Euch und findet Euch. Schon nach ein paar Tagen seid Ihr erlöst. Das ist besser für Euch – und für mich. Ja, das ist das Beste.«
    »Nein!«, schrie Jenny. Und dann schrie sie weiter in einem Anfall von Todesangst.
    »Hör auf! Bist du verrückt? Dich hört ja noch jemand, auch wenn das hier der abgelegenste Teil dieses Labyrinths ist! Weißt du nicht, wie es in diesen Gängen hallt?«
    Jenny verstand ihn nicht. Sie schrie und schrie.
    Javierre wollte sie erst schlagen, dann wollte er sie erwürgen, aber dazu hätte er sie anfassen müssen. Stattdessen hielt er sich die Ohren zu. Dann verließ er wortlos die Höhle.
    Er musste sich bücken, um hinauszukommen. Den niedrigen Eingang des dunklen und feuchten Loches verschloss er mit Felsbrocken. Während dieser Arbeit, die er unter Jennys anhaltenden Schreien so schnell wie möglich Schicht für Schicht ausführte, sang er vor sich hin.
     
     
    Henri wartete mit fieberhafter Spannung auf die Rückkehr von Neville de Gwyn. Hatte er die Labyrinthe entdeckt? Hatte er Jenny gefunden? Henri versuchte, sich aufzurichten. Wenn er doch nur aufstehen könnte!
    Er versuchte es. Ein paar Mal wurde ihm so schwindlig, dass er sich wieder hinlegen musste. Dann biss er auf die Zähne und setzte sich auf die Kante des Lagers. Er zog sich Hose und Hemd an, stülpte die Schuhe über. Waffen hatte man ihm nicht gelassen. Er stellte sich hin. Schwankte ein wenig. Musste sich wieder setzen.
    Nein, es ging nicht. Er musste Neville allein in dieser unbekannten Unterwelt von Hertford suchen lassen. Aber er, Henri de Roslin, war verantwortlich für Jennys Unversehrtheit! Bei diesem Gedanken stand Henri erneut auf. Seine Kräfte mussten einfach reichen.
    Vor der Tür des Krankenbaus kam ein Mönch mit besorgter Miene auf ihn zu. Er fasste ihn an der Schulter und drückte ihn unter beruhigenden Worten auf einen Schemel. Er machte ihm Vorwürfe, Henri brauche unbedingt Ruhe und Pflege. Sollte er ihn noch einmal zur Ader lassen, um das von schwarzen Säften der Pein vergiftete Blut zu reinigen?
    Henri erklärte, dass er handeln müsse. Der Platz eines Templers sei nicht das Krankenlager.
    Der Mönch überlegte einen Moment. Dann berichtete er von dem schrecklichen Attentat im Tempel zu London.
    Henri hörte entsetzt zu. Er stützte den Kopf in die Hände. Es hatte so kommen müssen. Er hätte John Sandys schon längst aus dem Verkehr ziehen müssen. Wie konnte er ernsthaft hoffen, Sandys würde zur Vernunft kommen und von seinen teuflischen Plänen ablassen?
    Henri spürte Wut und Hilflosigkeit in sich aufsteigen. Jetzt, wo Jenny ihren Mann nicht mehr halten konnte, waren Johns moralische Schranken zerbrochen. Henri machte sich schwere Vorwürfe. Er allein war schuld daran, dass jetzt so viele Brüder im Tempel verletzt worden waren.
    John Sandys! Welch eine unglückselige Gestalt! Er hätte ihn verfluchen wollen, aber er dachte: Gott im Himmel möge dir beistehen, Steinmetz.
    Henri de Roslin schüttelte die Verzweiflung ab. Er musste endlich das Gesetz des Handelns in

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