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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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war sich nicht klar darüber, ob solche Überlegungen ihm in diesem Moment weiterhalfen. Aber wenn ja, dann lautete das Wissen in seiner Situation: Welches ist vom Standpunkt der Entführer der beste Platz, um Jenny Sandys zu verstecken? Er konnte sich darauf keine Antwort geben. Aber er begriff, auf der Suche nach ihr gelangte man schnell in das Labyrinth, aber womöglich schwer wieder hinaus. Dann war das Labyrinth ein Knoten, der Gefahr, Schwierigkeiten und Schicksal bedeutete. Ein Labyrinth konnte auch angelegt sein als Leib der Mutter Erde, deren Zentrum die Jungfräulichkeit ist, die Unschuld. Dort würde Jenny sich befinden. Das war der beste Platz für ein Versteck.
    Aber nur dann, wenn Javierre de Bastard von solchen Rätselspielereien wusste.
    Oder wenn die Tempelbrüder, die dieses Labyrinth anlegten, von solchen Geheimnissen gewusst hatten.
    Sie haben bestimmt davon gewusst, dachte Henri. Ein Templer tut nie etwas, ohne von der geheimen Bestimmung der Dinge zu wissen. Aber er merkte jetzt, wo er darüber nachdachte, dass sein eigenes Wissen in diesen Dingen mangelhaft war. Er nahm sich vor, das in der nächsten Zeit zu ändern.
    Dann fiel ihm plötzlich ein, dass ja nicht Javierre de Bastard Jenny in diesem Labyrinth unsichtbar machen wollte – sondern Robin Gilmour-Bryson. Robin hatte Jenny hierhin verschleppt. Er war Templer gewesen. Er wusste also, wo der Teil eines solchen Labyrinthes war, der genau zu seinem Plan passte, eine junge, schöne Frau zu verstecken, ohne Gefahr zu laufen, dass sie entdeckt wurde.
    Ein Templer tat nie etwas, ohne von der geheimen Bestimmung der Dinge zu wissen.
    Konnte ihn dieser Gedanke Jenny näher bringen? Henri hielt an diesem Gedanken fest. Dann sah er die Lösung des Rätsels. Er hatte sie schon die ganze Zeit über in der Hand gehalten.
     
     
    Die Templer suchten in der Unterwelt von Hertford nach einem bestimmten Muster. Und Neville, der ihnen folgte, begriff es allmählich. Es hatte damit zu tun, dass sie das Labyrinth aufrollten. Sie gingen davon aus, dass es eines Tages von anderen Templern planvoll angelegt worden war. Also nach einem bestimmten Muster. Dieses Muster mussten sie jetzt begreifen und zurückverfolgen. Dann stießen sie auf die wesentlichen Stationen des Labyrinthes. Auf seinen Sinn und Anfang, den regressus ad originem.
    Dort lag die Lösung für jede Art von Suche.
    Sie gingen breit ausgeschwärmt immer weiter. Immer wird das Labyrinth von Männern durchwandert, dachte Neville, es wird von einer Frau beaufsichtigt und vom Herrn des Labyrinths, dem Richter der Toten, im Zentrum beherrscht.
    War es in ihrem Fall genauso? Neville dachte: Wir Männer durchwandern es, und es wird von Javierre beherrscht, der Jennys Leben in der Hand hält. Aber wer beaufsichtigt es? Jenny? Nein. Vielleicht die Templer? Nein. Sie irren genauso herum wie ich selbst. Wer also? Dann kam er darauf.
    Es wird vom Tod beaufsichtigt, der Jenny in der Hand hat!
    Jede schwierige Aufgabe versucht, den Tod zu überwinden, dachte er, die Aufsicht in die Hände der Menschen zurückzulegen. Und was bedeutete dies für ihre Suche nach Jenny Sandys?
    Neville begriff es noch nicht. Obwohl die Ahnung wuchs.
    Wieder stolperte er über eine Unebenheit. Aber er ließ sich nicht von seinen Überlegungen abbringen.
    Das Labyrinth verwehrt den Eingang, dachte Neville, indem es ihn erschwert. Und es hält dann gefangen, weil der Ausgang schwer zu finden ist. Nur wer Erfahrung und Wissen besitzt, kann den rettenden Ausgang finden. Diejenigen, die es ohne Wissen wagen, verirren sich. Und sie finden nichts.
    Hatten die Templer von William Wallace deshalb noch nichts gefunden, weil sie ohne wirkliches Wissen waren? Bedurfte es nicht viel mehr, als sich von der Suche nach dem Heiligen Gral leiten zu lassen? War das nicht ein unangemessen geradliniger Leitfaden? Sie glaubten, als der Weg zum verborgenen Zentrum stehe das Labyrinth in direkter Beziehung zum Verlorenen – dem Wort oder dem Heiligen Gral.
    Nein, das reicht nicht, dachte Neville. In ein Labyrinth zu gehen bedeutet Sterben. Aus ihm herauszukommen meint die Wiedergeburt.
    Der Konverse hatte die entscheidende Frage genannt, ohne die Antwort zu kennen. Hast du einmal die schwierige und komplizierte Reise unternommen, was ist im Zentrum? Neville begriff jetzt, dass die Antwort lautete: Du selbst!
    Ich selbst bin das Zentrum dieses Labyrinthes, dachte Neville noch einmal. Und das bedeutet: Ich weiß genau, wohin ich gehe. Und dies sind

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