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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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darüber. Es war immer die Gemeinschaft, die alles erleichterte. Wenn nur Henri unter ihnen weilte!
    Die Templer riefen nach ihm. Neville blieb stehen. Sie kamen näher und zeigten ihm etwas. Es war in der Dunkelheit schwer zu erkennen. Aber Neville glaubte, es sei ein Gefäß, das sie hielten.
    Einer sagte: »Jetzt haben wir alles in der Hand. Dieser Kelch ist das Wort unseres Herrn. Und wenn wir ihn nun gefunden haben, finden wir auch Jenny Sandys. Beides ist nicht eins. Aber beides gehört zusammen.«
    Neville nickte. »Lasst uns weitersuchen«, sagte er. »Damit auch diese Reise zu Ende geht.«
     
     
    Noch während Henri den Franzosen angriff, spürte er, dass er noch nicht bereit war, den Kampf gegen seinen Widersacher zu gewinnen.
    Welche Prüfung legte ihm das Labyrinth auf? War es die Lebensfahrt durch die Schwierigkeiten und Illusionen des Lebens bis hin zur Erkenntnis, um Hinwendung oder Flucht, ging es um eine Bewährung der Seele? Prüfe den Teufel, nicht mich, dachte Henri.
    Jetzt hatte Javierre in beiden Fäusten große Steine. Er prügelte auf Henri ein. Für einen Augenblick schutzlos geworden, musste Henri Schläge hinnehmen. Er brach zusammen. In seinem Kopf drehte sich alles. Seine Beine fanden keinen Halt. Wie ein angeschlagener Gladiator kam er nur mühsam wieder auf die Beine, er musste kniend mit ansehen, wie Javierre seitwärts in die Höhle sprang. Er warf die Steine zu Boden, stürzte auf Jenny zu und befreite sie mit schnellen Schnitten von ihren Fesseln.
    Die Frau des Steinmetzen konnte nicht selbständig stehen, sie sank gegen seine Brust. Javierre legte sie wie ein erbeutetes Wild über seine Schulter. Jenny gab keinen Laut von sich, sie war völlig entkräftet.
    Javierre hastete, so schnell er konnte, den dunklen Gang hinunter, bog nach links ab – und war verschwunden.
    Henri hatte jetzt wieder genug Kraft gesammelt. Seine Gedanken krümmten sich zusammen. War dieser Franzose mit dem Teufel im Bunde? Er folgte dem Flüchtenden. Er hörte ihn in der Entfernung davonlaufen. Jetzt nahm Henri die Verfolgung auf wie ein muslimischer Läufer, den er in der Wüste gesehen hatte – langsam, stetig, immer kraftvoller.
    Am Ende des Ganges hörte er plötzlich ein Poltern. Henri begriff sofort, dass es Felsen waren, die herunterfielen. Das Getöse nahm zu, Staubgeruch lag in der Luft, eine dicke Wolke wälzte sich den Gang hinunter.
    Henri musste sich seinen Überwurf gegen Mund und Nase pressen, um atmen zu können. Seine Augen begannen zu tränen. Dann erreichte er die Stelle, an der eine Mauer eingestürzt war. Da Javierre nicht zu sehen war, musste er sich schon auf der anderen Seite befinden. Henri riss mit fliegenden, inzwischen blutenden Fingern die Barrikade nieder. Stein auf Stein polterte in den Gang. Dann war der Weg wieder frei. Henri rannte weiter.
    Er kam an einen Punkt, an dem sich drei Gänge in Sternform kreuzten. Er blieb stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Henri hielt die Hände wie einen Trichter vor den Mund und schrie: »Jenny Sandys!«
    Aus dem Gang zur Rechten ertönte eine schwache Antwort, die gleich wieder erstickte.
    Henri rannte in den Gang. Der Steinstaub war hier nicht zu spüren. Er rannte weiter, erreichte eine weitere Kreuzung. Wieder musste er sich orientieren.
    Er keuchte inzwischen. Dieses Labyrinth ist wahrhaft das Unerforschliche, dachte er und atmete mühsam. Es ist mehr als ein unterirdisches Labyrinth, angelegt von Ordensbrüdern in früherer Zeit, um Wege aus der Belagerung zu finden. Es ist die Bewegung an sich, die Aufgabe an sich, das endlose Fortdauern. Es ist wie das Seil zum Himmel, an dem alle Dinge aufgereiht sind und von dem sie herabhängen.
    Du musst sie greifen, dachte er. Greife nach ihnen!
    In diesem Augenblick ertönte erneut Javierres gemeines Lachen. Direkt neben ihm.
    Henri ließ sich einfach zu Boden fallen. Über ihn hinweg fiel der Angreifer. Er hielt Dolche in beiden Händen. Henri spürte einen scharfen Schmerz im linken Oberschenkel, dort hatte ihn die Spitze der Waffe erwischt. Aber er gab nicht auf. Jetzt konnte er Javierre packen. Er verhinderte, dass der Franzose auf ihn einstechen konnte. Er hielt dessen Arme fest und versuchte, sie dem Angreifer auf den Rücken zu drehen. Es gelang ihm. Javierre fluchte unaufhörlich. Er spie Henri ins Gesicht, tobte. Er war wie ein Tier, das in eine Falle geraten war und alle Muskeln in instinktivem Trieb anspannte, um die Freiheit zu gewinnen.
    Er war wie Satan, der nur aus Hass

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