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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Edward gestorben war, ging der Kampf weiter, sein Nachfolger rüstete noch mehr auf. In einer Entscheidungsschlacht wurde England allerdings erneut entscheidend besiegt – das war vor zwei Jahren bei Bannockburn.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Joshua. »Es war ein Blutbad auf beiden Seiten.«
    »Wie es mit Schottland weitergeht, steht in den Sternen«, sagte Henri, »aber in Bannockburn kämpften viele alte Templer auf der Seite der Schotten. In Schottland wurden die Templer nämlich nicht verfolgt.«
    »In den Sternen steht auch, wie es mit uns weitergeht«, sagte Uthman sybillinisch.
    »Wenn man doch für einen Moment aus seiner Zeit aussteigen und aus der Zukunft einen Blick zurückwerfen könnte«, sagte Joshua nachdenklich. »Dann wüssten wir alles.«
    »Ich will es gar nicht wissen. Stell dir vor, dir blüht ein Schicksal wie William Wallace! Du könntest keine Stunde mehr ruhig schlafen! Und vielleicht entleibst du dich in deinem Unglück dann selbst. Dann bleibe ich doch lieber bei einer Unwissenheit, sie ermöglicht mir eine gewisse Kindlichkeit des Vertrauens.«
    »Richtig, man kann überhaupt nur mit diesem Vertrauen in das Leben existieren – auch wenn man vielleicht die drohenden Gefahren übersieht.«
    Während sie noch sprachen und die Sonne gänzlich verschwunden war, ging plötzlich ein gewaltiger Stoß durch die Hulk. Der Schiffskörper erschütterte so sehr, dass die Fässer umfielen, Seile abrollten und etliche Spanten brachen. Knirschend legte sich das Schiff auf die Seite.
    »Alle Mann auf Deck! An die Reling. In die Brassen!«
    Noch vor dem Schrei des Steuermanns waren die drei Gefährten aufgesprungen. Aber niemand wusste, was eigentlich geschehen war. War man auf ein Riff gefahren? Die Mannschaft lief durcheinander.
    Dann schrie der Schiffsjunge aus dem Aussichtsnest: »Ein Pottwal an Lee! Ein riesiger weißer Pottwal!«
    Alle rannten an die Leeseite der Hulk, die sich jetzt immer höher aus dem Wasser schälte.
    »Wir kippen um! Das verdammte Vieh versenkt uns!«
    Die Männer krabbelten herum, sie mussten sich irgendwo festhalten, um nicht herunterzurutschen.
    Und jetzt sahen sie es. Genau unter das Schiff hatte sich ein Pottwal gelegt. Sein gewaltiger weißer Rücken war größer als das Schiff. Auf dem Körper saßen Seepocken, Krebse und Schiffshalter. Tückische rote Augen blickten die Männer an Deck an. Und jetzt spie er aus dem Nasenloch seinen heißen Atem, der den Wasserdampf in einer Fontäne emporwirbelte.
    »Eine Harpune! Holt eine verdammte Harpune!«, schrie der Steuermann. »Und holt den Kapitän! Wo steckt er denn?«
    Die Hulk machte immer noch schnelle Fahrt. Das Kielwasser schäumte weiß auf und rauschte hinter dem Schiffskörper her. Und noch gewaltiger als der Zusammenstoß schien den Männern jetzt der Schlag der Walflosse. Sie hob sich empor, höher, als die Segel der Hulk waren, und peitschte dann die See mit einem Schlag, der das Schiff tanzen ließ. Der Vorgang wiederholte sich noch zweimal. Und jedes Mal dachten die Männer, ihr letztes Stündlein habe geschlagen.
    Die Christen unter ihnen bekreuzigten sich. Uthman legte seine Handfläche an die Stirn, Joshua die seine auf das Herz. Beide murmelten ein Gebet.
    Dann senkte sich das Schiff wieder und fiel auf die Wasseroberfläche zurück. Der Wal war so unversehens verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Die Männer an Deck atmeten auf. Die meisten fluchten vor sich hin. Jeder nahm seine Position ein und suchte sich seine Aufgabe.
    Das Schiff lief wieder in ruhiger Fahrt. Aber die Matrosen trauten dem Frieden nicht. Sie wussten, das Seeungeheuer konnte jeden Moment wieder auftauchen. Und wenn der Pottwal wirklich zum Angriff überging, waren sie ohne Überlebenschance.
    »Ob es der gleiche Wal ist, den wir schon im Baltischen Meer gesehen haben?«, fragte Joshua, nur, um etwas zu sagen.
    »Unsinn«, erwiderte Uthman so schnell, als solle seine Antwort sein Unbehagen vertreiben. »Dort war es ein Grauwal, dies ist ein Pottwal. Und er ist weiß. Außerdem – wie soll der Wal über Dänemark in die Nordsee gekommen sein? Über Land? Auf einem Karren?«
    »Ja, ja, schon gut!« Joshua schwieg beleidigt.
    Henri sagte: »Nach den Schauergeschichten, die wir vor der slawischen Küste über Wale hörten, hätte ich wirklich nicht geglaubt, noch einmal einem zu begegnen. Sie scheinen inzwischen überall vor unseren Küsten zu sein. Früher begegnete man ihnen nur nördlich von Schottland.«
    »Hoffentlich kommen keine

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