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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Spuren weiterverfolgen müssen, die Abt Thomas auslegte.«
    »Ja. Eine Zeit lang tat ich das auch. Ich war ja selbst sehr unruhig geworden. Aber meinen düsteren Prognosen, dass sich über unseren Köpfen etwas anbahnen könnte, glaubte niemand. Und ich schließlich auch nicht mehr. Denn bis auf das Attentat geschah ja auch nichts Bedrohliches. Mit Javierre und seiner Kreatur Robin Gilmour-Bryson schien tatsächlich das Unheil wie ein Spuk verschwunden zu sein.«
    »Was wurde aus Neville de Gwyn?«, fragte Uthman.
    »Er ging nach Rom zurück und wurde Leiter des dortigen Spitals der Armen.«
    »Wenigstens einer, der es zu etwas gebracht hat«, scherzte Joshua.
    »Na hör mal! Wie stehe ich denn da?« Henri spielte den Empörten.
    Uthman schlug dem Freund auf die Schulter. »Keine Sorge. Wir bewundern dich uneingeschränkt.«
    »Darum will ich auch bitten!«
    Die Glocke unter dem Kastell an Achtern, dort, wo die offene Küche lag, bimmelte. Es war Zeit zu essen. Der Koch hatte bei ihrem Aufenthalt frischen Seefisch eingekauft und ein leckeres Mahl bereitet.
    »Hoffentlich kein traniges Walfleisch!«, sagte Joshua.
    Die Mahlzeit entpuppte sich als Brotsuppe mit Jakobsmuscheln, Fisch und Rochen mit Rübengemüse. Es schmeckte herrlich.
    Auch die junge Wynfrith, die auf Jersey als blinder Passagier heimlich zugestiegen war, langte kräftig zu. Sie konnte es kaum erwarten, in Brest anzulanden, um zu ihrem Ehemann, vor dem sie gerade davongelaufen war, zurückzukehren.
    Die Hulk war in der Schiffswerkstatt der kleinen Hafenstadt Portsall repariert worden und noch am gleichen Abend wieder in See gestochen. Wenn keine ungünstigen Winde oder schweren Stürme dazwischenkamen, würden sie in zwei Tagen den Hafen von Brest anlaufen. Dort wartete endlich wieder sicheres Festland auf sie.
    Während sie aßen, musste Henri de Roslin weiter an die Zeit der Abenteuer vor sechzehn Jahren denken. Damals war viel geschehen, und im Augenblick überlagerte es in seiner Erinnerung sogar die Strapazen, denen sie gerade in der Ostsee und an den slawischen Küsten entgangen, waren.
    »Das Labyrinth von Hertford ist kurze Zeit später geschlossen worden«, erzählte Henri, während er Stücke des braun gebratenen Rochens aufspießte. »Alle sieben Eingänge hat man auf Anordnung des Sheriffs versiegelt. Auch der Zugang über dem Brunnen im Kloster bekam einen Deckel. Und das römische Kastell wurde nach den Vorfällen nicht erneuert. Ich glaube, heute ist Hertford in seinen ländlichen Dämmerschlaf zurückgefallen. Übrigens starb die Tochter des Fürsten von Edmonton, die reizende Alissa, schon im Jahr darauf an einer Vergiftung. Man sprach davon, dass sie sich das Gift selbst verabreichte.«
    Uthman kaute ebenfalls. »Was haben die Templer eigentlich damals im Labyrinth gefunden?«, wollte er wissen. »War es der Heilige Gral?«
    »Letztlich fanden sie nur ihren Schottenstein. Und Jenny. In meinen Augen war das alles, was man dort unten finden konnte. Den Königsstein hat William Wallace nach Schottland zurückgebracht, wohin er gehörte. Jenny Sandys war aber der wertvollste Schatz.«
    Joshua beendete seine Mahlzeit, indem er sich die Finger ableckte. Er fragte: »Was wurde aus diesem William Wallace?«
    Henri schüttelte bedauernd den Kopf. »Er hat von allen wahrhaftig das schwerste Los erwischt.«
    »Inwiefern?«
    »Er wurde fünf Jahre später in London in einem Schauprozess zum grausamen Tod als Hochverräter verurteilt. Ich war anwesend. Der Prozess war eine Schande. Aber die Siegerjustiz macht immer, was sie will.«
    »William wurde also als Hochverräter hingerichtet?«
    »Er wurde von Pferden zur Richtstätte geschleift, dort an den Füßen aufgehängt, man schlitzte ihm bei lebendigem Leib den Bauch auf, vierteilte den immer noch Lebenden danach und stellte Kopf und Gliedmaßen über ganz London verteilt zur Schau.«
    »Unsere Zeit hat grausame Gesetze«, sagte Joshua schaudernd.
    Henri nickte. »Mit dem Tod Williams waren die Aufstandsbewegungen in meiner Heimat zu Ende. Die Engländer hatten gesiegt, König Edward triumphierte.«
    »Aber wieso denn – sie kämpfen doch immer noch!«, sagte Uthman.
    »Gewiss. Ein Jahr später bekamen die Aufständischen einen neuen Anführer, der noch gefährlicher war. Es war Robert Bruce, der Enkel des Thronanwärters. Er ließ sich zum König von Schottland küren und rief die Landsleute zum Kampf gegen England auf. Es wurde für Jahre ziemlich unruhig in meiner Heimat. Auch nachdem König

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