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Mord im Nord

Mord im Nord

Titel: Mord im Nord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Giger
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hineingestossen, wohldosiert. Er packte ihre Handgelenke, drückte sie auf den
Teppich und raunte mit dem Tonfall eines Tierbändigers: «Ruhig, ganz ruhig. Ich
tue Ihnen nichts. Ich habe Sie hier nur gefunden.»
    Die Frau schien ihm nicht zu glauben. Die Sätze klangen nach
Vorabendserie. Sie versuchte nun, ihn mit ihren Knien unten am Rücken zu
treffen. Stahl riss sie mit einem Ruck vom Boden, dass sie überraschend auf den
Füssen zu stehen kam. Dann wirbelte er sie einmal im Kreis und liess ihre
Handgelenke los. Sie landete auf einem abgewetzten Sofa. Er nutzte den Augenblick
ihrer Verblüffung, nahm sein Handy und wählte eine Nummer. «Guten Abend. Schicken
Sie bitte jemanden in die Engelstrasse 88. In der Wohnung von Albin Studer
gab es einen Einbruch.»
    Während er sprach, behielt er die Wildkatze fest im Blick. Sie rührte
sich nicht, sondern wartete gespannt, was als Nächstes geschehen würde.
    «Haben Sie wirklich die Polizei angerufen?», fragte sie.
    «Ja. Warum sollte ich nicht?»
    «Wer sind Sie?»
    «Ein Freund von Albin Studer.»
    «Er ist tot.»
    «Ich weiss. Und wer sind Sie?»
    «Cecilia Fetz. Ich arbeite für meine Tante. Sie hat ein Antiquariat. Und
Studer hat ihr seine Bibliothek vermacht.»
    «Sie sind aber schnell. Albin ist noch nicht unter der Erde, und Sie
räumen ihm schon die Wohnung aus. Dazu am heiligen Sonntag.»
    «Es geht nicht anders. Ich muss nächste Woche mit meiner Diplomarbeit
beginnen. Und meine Tante kann die Bücher nicht allein ausräumen. Ausser mir
hat sie niemanden.»
    «Wieso waren Sie bewusstlos?»
    «Schlag auf den Hinterkopf.»
    «Haben Sie den Täter gesehen?»
    «Nur gehört, wie er reinkam. Aber ich dachte, es sei Linus. Der wollte
beim Tragen helfen.»
    «Wer ist Linus?»
    «Mein Onkel. Hedwigs Bruder.»
    «Und wo ist er jetzt?»
    «Vermutlich besoffen. Er trinkt manchmal gern über den Durst.»
    «Die Polizei wird gleich hier sein. Vielleicht sehen wir uns vorher ein
wenig um? Meinen Sie, Sie sehen, wenn hier etwas fehlt?»
    «Ich weiss nicht. So gut kenne ich die Wohnung nicht. Ich bin zwar seit
heute Morgen hier, habe mich aber nur um die Bücher gekümmert.»
    «Wenn eines der Bücher fehlen sollte, würde Ihnen das auffallen?»
    «Wieso sollte eines fehlen?»
    «Weil sie wertvoll sind. Das müssten Sie doch wissen. Und Ihre Tante
weiss das bestimmt noch besser. Sonst hätte sie es nicht so eilig damit, sie
abzuholen.»
    «Haben Sie eine Zigarette?», fragte Cecilia.
    Er griff in die Innentasche seines Jacketts und brachte sein Etui zum
Vorschein. Er näherte sich damit Cecilia und liess es vor ihrer Nase
aufspringen. Sie nahm sich eine Zigarette. Stahl schob sich ebenfalls eine
zwischen die Lippen und gab erst Cecilia, dann sich Feuer.
    Cecilia inhalierte nervös, während Stahl den Rauch lange in den Lungen
behielt.
    Es läutete. Stahl ging zur Tür und öffnete. Er vernahm die Schritte der
Polizisten tief unten im Flur. Sie hatten es nicht eilig.
    «Haben Sie angerufen?», fragte der ältere der beiden Uniformierten.
    «Ja. Kommen Sie doch rein.»
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