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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bekommen Sie es mit mir zu tun.»
    Und er stolzierte hinaus.
    «Ich sehe gern zornige Engländer», sagte Poirot. «Sie sind köstlich. Je mehr sie mit dem Herzen dabei sind, desto weniger beherrschen sie ihre Zunge.»
    Aber Monsieur Bouc interessierte sich im Augenblick weniger für das Gefühlsleben englischer Offiziere. Er zerfloss vor Bewunderung für seinen Freund.
    «Mon cher, vous êtes épatant!», rief er laut. «Schon wieder richtig geraten! Es ist ein Wunder. Vous êtes form i dable!»
    «Unglaublich, wie Sie auf so etwas kommen», ließ auch Dr. Constantine sich bewundernd vernehmen.
    «Oh, diesmal kann ich mir das nicht als Verdienst anrechnen. Ich habe gar nicht geraten. Gräfin Andrenyi hat es mir doch so gut wie gesagt.»
    «Comment? Das kann ja nicht sein!»
    «Erinnern Sie sich, wie ich sie nach ihrer Gouvernante oder Gesellschafterin gefragt habe? Für mich stand innerlich schon fest: Wenn Mary Debenham an der Sache beteiligt war, dann muss sie irgendeine Stellung im Hause Armstrong bekleidet haben.»
    «Ja, aber die Gräfin Andrenyi hat uns doch eine völlig andere Person beschrieben.»
    «Eben – groß, von mittlerem Alter und rothaarig – in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Miss Debenham; so sehr ihr Gegenteil, dass es schon auffiel. Aber dann musste sie schnell einen Namen erfinden, und hier hat sie sich durch eine unbewusste Gedankenverbindung verraten. Sie sagte: ‹Miss Freebody›, erinnern Sie sich?»
    «Ja, und?»
    «Eh bien, Sie wissen es vielleicht nicht, aber in London gab es bis vor kurzem einen Laden, der Debenham & Freebody hieß. Weil ihr der Name Debenham im Kopf herumspukte, während sie verzweifelt nach einem anderen Namen suchte, ist ihr als erstes ‹Freebody› eingefallen. Ich habe das natürlich sofort begriffen.»
    «Also hat sie schon wieder gelogen. Warum nur?»
    «Möglicherweise war es wieder Loyalität. Die macht es uns ein bisschen schwer.»
    « Ma foi», rief Monsieur Bouc empört. «Lügen denn alle in diesem Zug?»
    «Genau das werden wir in Kürze herausfinden», sagte Poirot.

Achtes Kapitel

Noch mehr erstaunliche Enthüllungen
     
    J etzt würde mich nichts mehr überraschen», sagte Monsieur Bouc. «Gar nichts! Und wenn sich herausstellt, dass alle in diesem Zug im Hause Armstrong gelebt haben, ich werde mich kein bisschen wundern.»
    «Ein sehr bedeutungsvoller Satz», sagte Poirot. «Möchten Sie hören, was Ihr Lieblingsverdächtiger, der Italiener, vorzubringen hat?»
    «Wollen Sie wieder einmal Ihre berühmte Ratekunst unter Beweis stellen?»
    «Genau.»
    «Der Fall ist wirklich höchst ungewöhnlich», fand Dr. Constantine.
    «O nein, er ist ganz normal.»
    Monsieur Bouc riss in gespielter Verzweiflung die Arme hoch. «Wenn Sie das normal finden, mon ami –»
    Ihm fehlten die Worte.
    Poirot hatte inzwischen den Kellner beauftragt, Antonio Foscarelli zu holen.
    Dem beleibten Italiener stand schon beim Eintreten der Argwohn im Gesicht. Er warf ängstliche Blicke um sich, wie ein Tier in der Falle.
    «Was wollen Sie von mir?», fragte er. «Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen – nichts, hören Sie? Per Dio –» Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    «O doch, Sie haben uns noch etwas zu sagen», gab Poirot energisch zurück. «Nämlich die Wahrheit!»
    «Die Wahrheit?» Er maß Poirot mit einem furchtsamen Blick. Alle Selbstsicherheit und Leutseligkeit war von ihm abgefallen.
    «Mais oui. Möglicherweise kenne ich sie schon. Aber es wäre ein Pluspunkt für Sie, wenn ich sie von Ihnen zu hören bekäme.»
    «Jetzt reden Sie wie die amerikanische Polizei. ‹Die Karten auf den Tisch legen›, nennen die das. ‹Die Karten auf den Tisch.›»
    «Ach, Sie haben Erfahrung mit der New Yorker Polizei?»
    «Nein, nein, überhaupt keine. Die haben mir nie etwas beweisen können – was nicht daran lag, dass sie sich nicht bemüht hätten.»
    Poirot sagte ruhig: «Das war doch im Entführungsfall Armstrong, nicht wahr? Sie waren der Chauffeur.»
    Er sah dem Italiener in die Augen. Den Dicken ließ alle Großspurigkeit im Stich. Er fiel in sich zusammen wie ein durchlöcherter Ballon.
    «Wenn Sie es schon wissen – wieso fragen Sie mich?»
    «Warum haben Sie heute Vormittag gelogen?»
    «Aus geschäftlichen Gründen. Außerdem traue ich der jugoslawischen Polizei nicht. Die hassen die Italiener. Sie hätten mir nie Gerechtigkeit angedeihen lassen.»
    «Vielleicht hätte man Ihnen gerade Gerechtigkeit angedeihen lassen.»
    «Nein, nein, ich hatte

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