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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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entdeckt, Sir», sagte er. «Was werden Sie tun?»
    Ich konnte viel deutlicher mit Redding reden als mit Mrs Protheroe, und ich tat es. Er nahm es sehr gut auf.
    «Natürlich», sagte er, als ich fertig war, «müssen Sie das alles sagen. Sie sind ein Pfarrer. Das meine ich keineswegs geringschätzig. Ich glaube sogar, dass Sie wahrscheinlich Recht haben. Aber zwischen Anne und mir ist mehr als das Übliche.»
    Ich wies ihn darauf hin, dass Menschen diesen Satz seit Urzeiten gesagt hatten, und er lächelte seltsam. «Sie meinen, jeder hält seinen Fall für einmalig? Vielleicht. Aber eins müssen Sie glauben.»
    Er versicherte mir, dass bis jetzt – «nichts Unrechtes daran war». Anne, sagte er, sei eine der ehrlichsten und treuesten Frauen, die je gelebt haben. Wie es weitergehen sollte, wusste er nicht.
    «Wenn das eine Geschichte aus einem Buch wäre», sagte er düster, «würde der alte Mann sterben – und alle wären froh, ihn los zu sein.»
    Ich protestierte.
    «Oh, ich wollte damit nicht sagen, dass ich ihm ein Messer in den Rücken stecken werde, obwohl ich jedem herzlich danken würde, der es macht. Kein Mensch auf der Welt kann ein gutes Wort über ihn sagen. Ich frage mich wirklich, warum die erste Mrs Protheroe ihn nicht umgebracht hat. Ich traf sie einmal vor Jahren, und sie machte den Eindruck, als wäre sie absolut fähig dazu. Eine dieser stillen, gefährlichen Frauen. Er tobt durch die Gegend, macht überall Ärger, ist gemein wie der Teufel und hat ein besonders unerfreuliches Naturell. Sie können sich nicht vorstellen, was Anne schon alles aushalten musste. Wenn ich nur das nötige Geld hätte, würde ich sie ohne weitere Umstände wegbringen.»
    Dann redete ich sehr ernst mit ihm. Ich bat ihn, St. Mary Mead zu verlassen. Wenn er hier bliebe, würde er Anne Protheroe nur noch unglücklicher machen, als sie schon war. Die Leute würden reden, die Sache würde Colonel Protheroe zu Ohren kommen – und alles würde dadurch unvorstellbar schlimmer für sie.
    Lawrence widersprach. «Niemand weiß etwas davon außer Ihnen, Padre.»
    «Mein lieber junger Mann, Sie unterschätzen den kriminalistischen Instinkt des Dorflebens. In St. Mary Mead kennt jeder ihre intimsten Angelegenheiten. Kein Detektiv in England kann es mit einer alten Jungfer unbestimmten Alters mit viel freier Zeit aufnehmen.»
    Er sagte gelassen, alles sei in Ordnung. Alle würden denken, es gehe um Lettice.
    «Ist Ihnen in den Sinn gekommen, dass Lettice das möglicherweise auch glaubt?»
    Der Gedanke schien ihn sehr zu überraschen. Lettice, sagte er, mache sich überhaupt nichts aus ihm. Da sei er sicher. «Sie ist ein merkwürdiges Mädchen. Sie scheint immer zu träumen, und doch glaube ich, dass sie im Grunde ziemlich praktisch veranlagt ist. Ich glaube, dieses ganze vage Getue ist nur eine Pose. Lettice weiß sehr genau, was sie tut. Und sie hat eine merkwürdig rachsüchtige Ader. Das Seltsame ist, dass sie Anne hasst. Sie kann sie nicht ausstehen. Und dabei war Anne ihr gegenüber immer der reinste Engel.»
    Natürlich glaubte ich ihm das nicht unbedingt. In den Augen verliebter junger Männer erscheint die Angebetete immer wie ein Engel. Immerhin hatte sich nach meinen Beobachtungen Anne gegenüber ihrer Stieftochter stets gütig und fair verhalten. Dass Lettice so verbittert von ihr sprach, hatte mich am Nachmittag selbst überrascht.
    Hier mussten wir unser Gespräch abbrechen, weil Griselda und Dennis hereinplatzten und sagten, ich solle Lawrence nicht zwingen, sich wie ein alter Hagestolz zu benehmen.
    «Herrje!», sagte Griselda und ließ sich in einen Sessel fallen. «Ich wäre so dankbar für irgendeine Aufregung. Einen Mord – oder selbst einen Einbruch.»
    «Ich glaube nicht, dass sich hier irgendwo ein Einbruch lohnt – es sei denn, wir würden Miss Hartnells Gebiss stehlen.»
    «Es klickt grässlich», sagte Griselda. «Aber Sie irren sich, wenn Sie glauben, es würde sich nirgends lohnen. In Old Hall gibt es wunderschönes altes Silber. Salzschalen und Trinkgefäße aus der Zeit von Charles II. – solche Sachen. Sie sind Tausende Pfund wert, glaube ich.»
    «Der alte Mann würde dich wahrscheinlich mit einem Armeerevolver erschießen», sagte Dennis. «An so etwas hätte er seinen Spaß.»
    «Oh, wir wären schneller und würden ihn überfallen!», sagte Griselda. «Wer hat einen Revolver?»
    «Ich habe eine Mauserpistole», sagte Lawrence.
    «Wirklich? Wie aufregend. Wieso haben Sie die?»
    «Andenken an den

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