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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Krieg», antwortete Lawrence kurz.
    «Der alte Protheroe hat heute Stone das Silber gezeigt», erzählte Dennis. «Der alte Stone tat, als wäre er mächtig interessiert.»
    «Ich dachte, sie hätten sich wegen des Hügelgrabs gestritten», sagte Griselda.
    «Oh, sie haben sich versöhnt! Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, warum Leute in Hügelgräbern herumstochern wollen.»
    «Dieser Stone ist mir ein Rätsel», sagte Lawrence. «Ich glaube, er ist sehr zerstreut. Man könnte manchmal meinen, dass er nichts von seinem eigenen Fach versteht.»
    «Das ist die Liebe», sagte Dennis. «Süße Gladys Cram, du bist bestimmt kein Lamm. Deine Zähne so weiß machen mich heiß. Komm, flieg mit mir ins Blau, du meine künft’ge Frau. Und im Blauen Eber, im Stockwerk mit den Zimmern…»
    Ich bremste ihn. «Das reicht, Dennis.»
    «Nun», sagte Lawrence Redding, «ich muss gehen. Herzlichen Dank, Mrs Clement, für einen sehr angenehmen Abend.»
    Griselda und Dennis brachten ihn hinaus. Dennis kam allein ins Arbeitszimmer zurück. Etwas hatte den Jungen verärgert. Ziellos ging er stirnrunzelnd durchs Zimmer und trat gegen die Möbel.
    Unsere Möbel sind schon so schäbig, dass man sie kaum noch mehr beschädigen kann, aber ich sah mich zu mildem Protest gezwungen.
    «Tut mir Leid», sagte Dennis. Er schwieg einen Moment, dann platzte er heraus: «Klatsch ist so durch und durch niederträchtig 1 .»
    Ich war ein wenig überrascht. «Was ist los?»
    «Ich weiß nicht, ob ich es dir erzählen soll.»
    Meine Überraschung stieg.
    «So niederträchtig», wiederholte Dennis. «Man geht herum und sagt Sachen. Sagt sie noch nicht einmal. Deutet sie nur an. Nein, verdammt will ich sein – entschuldige –, wenn ich es dir sage! Es ist zu absolut niederträchtig.»
    Ich sah ihn neugierig an, drang jedoch nicht weiter in ihn. Aber ich war sehr erstaunt. Es passt so gar nicht zu Dennis, sich etwas zu Herzen zu nehmen.
    In diesem Moment kam Griselda herein. «Miss Wetherby hat gerade angerufen. Mrs Lestrange ist um Viertel nach acht ausgegangen und noch nicht zurückgekommen. Niemand weiß, wohin sie gegangen ist.»
    «Warum sollten sie es wissen?»
    «Aber bei Dr. Haydock ist sie nicht. Miss Wetherby weiß das, weil sie Miss Hartnell angerufen hat, die neben ihm wohnt und Mrs Lestrange bestimmt gesehen hätte.»
    «Es ist mir ein Rätsel», sagte ich, «wie sich die Menschen hier ernähren. Sie müssen ihre Mahlzeiten im Stehen am Fenster essen, damit ihnen auch bestimmt nichts entgeht.»
    «Und das ist noch nicht alles», Griselda sprudelte vor Vergnügen. «Sie haben etwas über den Blauen Eber herausbekommen. Die Zimmer von Dr. Stone und Miss Cram sind nebeneinander, aber…», bedeutsam hob sie den Zeigefinger, «ohne Verbindungstür!»
    «Das», sagte ich, «muss alle sehr enttäuschen.»
    Und Griselda lachte.
    Der Donnerstag fing schlecht an. Zwei Frauen aus meiner Pfarrgemeinde stritten sich wegen des Blumenschmucks in der Kirche. Ich wurde gerufen, um zwischen den beiden Damen mittleren Alters zu schlichten; beide zitterten buchstäblich vor Zorn. Wenn es nicht so schmerzlich gewesen wäre, hätte man von einem interessanten physischen Phänomen sprechen können.
    Dann musste ich zwei Chorknaben wegen ständigen Bonbonlutschens während des Gottesdienstes tadeln, und ich hatte das unangenehme Gefühl, dass ich es nicht so überzeugt tat, wie es nötig gewesen wäre.
    Dann fühlte sich unser Organist, der ausgesprochen empfindlich ist, beleidigt und musste besänftigt werden.
    Und vier meiner ärmeren Pfarrkinder rebellierten offen gegen Miss Hartnell, die deshalb wutentbrannt zu mir kam.
    Ich wollte gerade nach Hause, als ich Colonel Protheroe traf. Er war sehr gut gelaunt, weil er in seiner Eigenschaft als Richter drei Wilddiebe verurteilt hatte.
    «Festigkeit», rief er mit seiner Stentorstimme. Er ist etwas taub und spricht entsprechend laut, wie man es bei Schwerhörigen häufig beobachten kann. «Das wird heute gebraucht – Festigkeit! Ein Exempel statuieren. Dieser Gauner Archer wurde gestern entlassen, und wie ich höre, schwört er mir Rache. Unverschämter Halunke. Bedrohte Männer leben lange, wie man so sagt. Wenn ich ihn nächstes Mal dabei ertappe, wie er meine Fasane fängt, werde ich ihm zeigen, was seine Rache wert ist. Lax! Wir sind zu lax heutzutage! Ich glaube daran, einen Mann als das zu entlarven, was er ist. Immer wird man gebeten, an Frau und Kinder des Angeklagten zu denken. Verdammter Unsinn.

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