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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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was wollen Sie von der alten Dame?»
    «Nur das: Wenn es gestern Abend etwas zu sehen gab, hat Mrs Marple es gesehen. Ich meine nicht unbedingt etwas, das mit dem Verbrechen zu tun hat. Ich meine irgendeinen ausgefallenen oder bizarren Vorfall, ein kleines, simples Ereignis, das uns einen Hinweis auf die Wahrheit geben könnte. Etwas, das sie nicht für wichtig genug hält, um es gegenüber der Polizei zu erwähnen.»
    «Das ist durchaus möglich.»
    «Es ist jedenfalls einen Versuch wert. Clement, ich werde dieser Sache auf den Grund gehen. Und wenn es nur Anne zuliebe ist. Und ich habe nicht besonders viel Vertrauen zu Slack – er ist ein eifriger Kerl, aber Eifer allein kann Hirn nicht ersetzen.»
    «Ich verstehe», sagte ich, «Sie sind dieser Lieblingsheld der Romanliteratur, ein Amateurdetektiv. Ich weiß nicht, ob Sie es im wirklichen Leben mit den Professionellen aufnehmen können.»
    Er schaute mich pfiffig an und fing plötzlich an zu lachen.
    «Was machen Sie eigentlich im Wald, Padre?»
    Anstandshalber errötete ich.
    «Ich wette, genau das Gleiche wie ich. Wir hatten die gleiche Idee, stimmts? Wie kam der Mörder ins Arbeitszimmer? Erste Möglichkeit: über den Pfad und durchs Gartentor, zweite Möglichkeit: durch die Haustür, dritte Möglichkeit – gibt es eine dritte Möglichkeit? Meine Idee war nachzusehen, ob es niedergetretene Büsche oder abgebrochene Zweige irgendwo bei der Mauer des Pfarrhausgartens gibt.»
    «Das war auch meine Idee», gab ich zu.
    «Ich war allerdings noch nicht weit damit gekommen», sagte Lawrence. «Weil mir der Gedanke kam, zuerst Miss Marple zu besuchen, um ganz sicher zu sein, dass niemand gestern Abend über den Weg kam, während wir im Arbeitszimmer waren.»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Das hat sie eindeutig ausgeschlossen.»
    «Ja, niemand, den sie als jemand bezeichnen würde – klingt verrückt, aber Sie verstehen, was ich meine. Es könnte jemand wie ein Briefträger oder ein Milchmann oder ein Metzgerjunge gewesen sein – jemand, dessen Anwesenheit so selbstverständlich ist, dass niemand daran denken würde, ihn zu erwähnen.»
    «Sie haben G.K. Chesterton gelesen», sagte ich, und Lawrence leugnete es nicht.
    «Aber halten Sie es nicht für möglich, dass etwas dran sein könnte?»
    «Es wäre denkbar», gab ich zu.
    Ohne weitere Umstände machten wir uns auf den Weg zu Miss Marple. Sie arbeitete im Garten und rief uns einen Gruß zu, als wir über den Zauntritt kletterten.
    «Sehen Sie», murmelte Lawrence, «sie sieht jeden.»
    Sie empfing uns äußerst freundlich und war sehr angetan von Lawrences riesigem Stein, den er mit angemessener Feierlichkeit überreichte.
    «Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Mr Redding. Sehr aufmerksam, wirklich.»
    Dadurch ermuntert stellte Lawrence seine Fragen. Miss Marple hörte aufmerksam zu.
    «Ja, ich verstehe, was Sie meinen, und ich bin ganz Ihrer Ansicht, solche Dinge erwähnt niemand oder denkt auch nur daran, sie zu erwähnen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass nichts dergleichen vorgefallen war. Gar nichts.»
    «Sind Sie sicher, Miss Marple?»
    «Ganz sicher.»
    «Haben Sie an jenem Nachmittag jemanden gesehen, der auf dem Pfad in den Wald ging? Oder herauskam?», fragte ich.
    «Oh ja, eine ganze Reihe von Menschen. Dr. Stone und Miss Cram sind da gegangen – es ist für sie der kürzeste Weg zum Hügelgrab. Das war kurz nach zwei Uhr. Und Dr. Stone kam so auch zurück – wie Sie wissen, Mr Redding, er ist ja mit Ihnen und Mrs Protheroe weitergegangen.»
    «Übrigens», sagte ich, «dieser Schuss – den Sie gehört haben, Miss Marple. Mr Redding und Mrs Protheroe müssen ihn auch gehört haben.»
    Ich schaute Lawrence fragend an.
    «Ja», sagte er stirnrunzelnd. «Ich glaube, ich habe tatsächlich Schüsse gehört. Waren es einer oder zwei?»
    «Ich habe nur einen gehört», sagte Miss Marple.
    «Ich habe nur eine ganz schwache Vorstellung davon im Gedächtnis», sagte Lawrence. «Zum Teufel damit, ich wollte, ich könnte mich erinnern. Wenn ich es nur wüsste. Verstehen Sie, ich war völlig in Anspruch genommen von – von…» Er schwieg verlegen.
    Ich hustete taktvoll. Miss Marple wechselte mit einem Anflug von Prüderie das Thema.
    «Kommissar Slack wollte mich zu einer Aussage darüber bewegen, ob ich den Schuss gehört hatte, nachdem Mr Redding und Mrs Protheroe das Atelier verlassen hatten oder davor. Ich musste gestehen, dass ich es wirklich nicht definitiv sagen konnte, aber ich habe den Eindruck –

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