Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
seinen Stuhl ein wenig näher heran.
    «Nun habe ich gehört, Mrs Lestrange, dass Sie Colonel Protheroe in Old Hall am Abend vor seinem Tod einen Besuch abgestattet haben.»
    Mrs Lestrange sagte ruhig: «Das stimmt.»
    «Können Sie mir etwas über die Art dieser Unterredung sagen?»
    «Es ging um eine Privatangelegenheit, Kommissar.»
    «Ich muss Sie leider bitten, sich etwas deutlicher über diese Privatangelegenheit zu äußern.»
    «Ich werde Ihnen nichts darüber sagen. Ich werde Ihnen nur versichern, dass nichts, was bei diesem Gespräch geredet wurde, in irgendwelcher Beziehung zu dem Verbrechen stehen könnte.»
    «Ich glaube nicht, dass Sie das am besten beurteilen können.»
    «Jedenfalls werden Sie sich auf mein Wort verlassen müssen.»
    «Das heißt, ich muss mich bei allem auf Ihr Wort verlassen.»
    «Es sieht so aus», räumte sie mit der immer noch gleichen lächelnden Gelassenheit ein.
    Kommissar Slack wurde sehr rot.
    «Das ist eine ernste Angelegenheit, Mrs Lestrange. Ich will die Wahrheit wissen…» Er schlug mit der Faust auf den Tisch. «Und ich beabsichtige, sie zu erfahren.»
    Mrs Lestrange sagte gar nichts.
    «Sehen Sie nicht ein ; Madam, dass Sie sich in eine sehr zweifelhafte Lage bringen?»
    Mrs Lestrange sagte immer noch nichts.
    «Man wird Sie auffordern, bei der gerichtlichen Untersuchung auszusagen.»
    «Ja.»
    Nur diese eine Silbe. Unbeteiligt, uninteressiert. Der Kommissar änderte seine Taktik.
    «Sie waren mit Colonel Protheroe bekannt?»
    «Ja, ich war mit ihm bekannt.»
    «Gut bekannt?»
    Eine Pause entstand, bevor sie sagte: «Ich hatte ihn mehrere Jahre lang nicht gesehen.»
    «Waren Sie mit Mrs Protheroe bekannt?»
    «Nein.»
    «Entschuldigen Sie, aber war es nicht eine sehr ungewöhnliche Zeit für einen Besuch.»
    «Nicht aus meiner Sicht.»
    «Was soll das heißen?»
    «Ich wollte Colonel Protheroe allein sehen. Ich wollte weder Mrs Protheroe noch Miss Protheroe sehen. Ich fand es so am besten, mein Vorhaben durchzuführen.»
    «Warum wollten Sie weder Mrs noch Miss Protheroe sehen?»
    «Das, Kommissar, ist meine Sache.»
    «Dann weigern Sie sich, mehr zu sagen?»
    «Absolut.»
    Kommissar Slack stand auf.
    «Sie bringen sich in eine üble Lage, Madam, wenn Sie nicht vorsichtig sind. Das alles sieht schlimm aus – es sieht sehr schlimm aus.»
    Sie lachte. Ich hätte Kommissar Slack sagen können, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die sich leicht ins Bockshorn jagen lassen.
    «Nun», würdevoll leitete er seinen Rückzug sein, «sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, das ist alles. Schönen Nachmittag, Madam, und denken Sie daran, wir werden die Wahrheit erfahren.»
    Er ging.
    Mrs Lestrange stand auf und reichte mir die Hand. «Ich schicke Sie weg – ja, es ist besser so. Verstehen Sie, jetzt ist es zu spät für Ratschläge. Ich habe meine Rolle gewählt.»
    In ziemlich hoffnungslos klingendem Ton wiederholte sie: «Ich habe meine Rolle gewählt.»

Sechzehntes Kapitel
     
    B eim Hinausgehen traf ich an der Tür Haydock. Misstrauisch schaute er Slack nach, der gerade durchs Gartentor ging, und wollte wissen: «Hat er sie befragt?»
    «Ja.»
    «Ich hoffe, er war höflich?»
    Höflichkeit ist meiner Meinung nach eine Kunst, die Kommissar Slack nie gelernt hat, aber ich nahm an, dass er für seine Verhältnisse höflich gewesen war, und jedenfalls wollte ich Haydock nicht noch mehr beunruhigen. Er sah sowieso schon sehr besorgt und erregt aus. Also sagte ich, er sei recht höflich gewesen.
    Haydock nickte und eilte ins Haus, und ich ging die Dorfstraße entlang, wo ich bald den Kommissar einholte. Ich nehme an, dass er absichtlich langsam gegangen war. Er mag mich zwar nicht, aber das ist für einen Mann kein Hindernis, wenn er hofft, eine nützliche Information zu bekommen.
    «Wissen Sie etwas über die Dame?», fragte er mich rundheraus. Ich sagte, ich wisse gar nichts.
    «Sie hat Ihnen nie etwas darüber erzählt, warum sie hierher gekommen ist?»
    «Nein.»
    «Aber Sie besuchen sie?»
    «Es gehört zu meinen Pflichten, meine Gemeindemitglieder aufzusuchen.» Ich erwähnte nicht, dass sie nach mir geschickt hatte.
    «Hm, wahrscheinlich.» Er schwieg ein paar Minuten, dann konnte er doch nicht widerstehen, seine Niederlage zu diskutieren. «Üble Geschichte, finde ich.»
    «Wirklich?»
    «Wenn Sie mich fragen, sage ich: ‹Erpressung›. Kommt einem komisch vor, wenn man bedenkt, wer Colonel Protheroe zu sein schien. Aber schließlich weiß man nie.»
    Eine

Weitere Kostenlose Bücher