Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
der stärker wird, je mehr ich darüber nachdenke –, dass es danach war.»
    «Dann entlastet das jedenfalls den berühmten Dr. Stone», sagte Lawrence seufzend. «Nicht als ob es je den geringsten Grund gegeben hätte, ihn des Mordes am armen alten Protheroe zu verdächtigen.»
    «Ah! Aber ich halte es immer für vernünftig, jeden wenigstens ein bisschen zu verdächtigen. Ich meine damit, man kann wirklich nie wissen, nicht wahr.»
    Das war typisch Miss Marple. Ich fragte Lawrence, ob er zustimme, was den Schuss anging.
    «Das kann ich wirklich nicht sagen. Es war, wissen Sie, ein ganz normales Geräusch. Ich glaube eher, dass er abgefeuert wurde, als wir im Atelier waren. Das Geräusch wäre dann gedämpft gewesen, und – man hätte dort weniger darauf geachtet.»
    Aus anderen Gründen als dem gedämpften Geräusch, dachte ich für mich.
    «Ich muss Anne fragen», sagte Lawrence. «Vielleicht erinnert Sie sich. Übrigens ist mir eine seltsame Tatsache aufgefallen, die erklärt werden müsste. Mrs Lestrange, die große Geheimnisvolle von St. Mary Mead, suchte den alten Protheroe am Mittwoch nach dem Abendessen auf. Niemand scheint irgendeine Vorstellung zu haben warum. Der alte Protheroe erwähnte es weder gegenüber seiner Frau noch Lettice.»
    «Vielleicht weiß es der Pfarrer», sagte Miss Marple.
    Woher wusste die Frau bloß schon wieder, dass ich am Nachmittag Mrs Lestrange besucht hatte? Unheimlich, wie sie immer informiert ist.
    Ich schüttelte den Kopf und sagte, ich könne nichts zur Aufklärung beitragen.
    «Was meint Kommissar Slack?», fragte Miss Marple.
    «Er hat sich alle Mühe gegeben, den Butler einzuschüchtern – aber offenbar war der Butler nicht neugierig genug, um an der Tür zu lauschen. Also bleibt es dabei – keiner weiß es.»
    «Ich glaube allerdings, dass jemand etwas gehört hat, Sie nicht?», sagte Miss Marple. «Ich meine, so ist es schließlich immer. Hier könnte vermutlich Mr Redding etwas herausbekommen.»
    «Aber Mrs Protheroe weiß nichts.»
    «Ich habe nicht Anne Protheroe gemeint, sondern das weibliche Personal. Sie sagen so ungern etwas der Polizei. Aber ein gut aussehender junger Mann – entschuldigen Sie, Mr Redding –, noch dazu einer, der zu Unrecht verdächtigt wurde – oh! Bestimmt würden sie ihm sofort etwas erzählen.»
    «Heute Abend gehe ich hin und versuche es», sagte Lawrence eifrig. «Danke für den Hinweis, Miss Marple. Ich werde es versuchen, wenn – nun, wenn der Pfarrer und ich noch eine kleine Sache erledigt haben.»
    Ich fand, wir sollten uns besser daranmachen. Ich verabschiedete mich von Miss Marple, und wir gingen wieder in den Wald.
    Zuerst wanderten wir den Pfad hinauf, bis wir an eine neue Stelle kamen, die zweifellos aussah, als wäre hier jemand nach rechts abgebogen. Lawrence erklärte, dass er schon dieser Spur gefolgt war und festgestellt hatte, dass sie nirgendwo hinführte, aber er meinte, wir könnten es genauso gut noch einmal versuchen. Vielleicht hatte er sich geirrt.
    Doch es war, wie er gesagt hatte. Nach etwa zehn oder zwölf Meter verloren sich alle Anzeichen von zerbrochenen Zweigen und zertretenen Blättern. Von hier aus war Lawrence zuvor auf den Pfad zurückgekehrt, um mich zu treffen.
    Wir folgten erneut ein kleines Stück dem Pfad. Wieder kamen wir an eine Stelle, wo die Büsche niedergedrückt waren. Die Fährte war sehr schwach, aber, fand ich, unverkennbar, und sie versprach mehr. Auf gewundenem Weg näherte sie sich dem Pfarrhaus. Bald darauf waren wir dort, wo die Büsche bis dicht an die Mauer wuchsen. Die Mauer ist hoch und oben mit Flaschenscherben bestückt. Wenn jemand hier eine Leiter angestellt haben sollte, würden wir Spuren davon finden.
    Langsam arbeiteten wir uns an der Mauer entlang, als das Geräusch eines brechenden Zweigs an unsere Ohren drang. Ich machte weiter, kämpfte mich durch ein dichtes Sträuchergewirr – und stand vor Kommissar Slack.
    «Sie sind das also», sagte er. «Und Mr Redding. Was glauben die beiden Herren, was sie hier machen?»
    Leicht geknickt erklärten wir es.
    «Ganz richtig», sagte der Kommissar. «Da wir nicht die Idioten sind, für die wir gewöhnlich gehalten werden, hatte ich schon die gleiche Idee. Ich bin seit über einer Stunde hier. Möchten Sie etwas wissen?»
    «Ja», sagte ich kleinlaut.
    «Wer auch immer Colonel Protheroe ermordet hat, auf diesem Weg ist er nicht gekommen! Weder auf dieser noch auf der anderen Seite der Mauer gibt es irgendeine Spur. Wer

Weitere Kostenlose Bücher