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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Kenherchepeschefs systematisch durch. Doch er fand nichts Verdächtiges mehr. Trotzdem hielt er sich länger auf als nötig, denn Hunero hatte sich in einen Nebenraum zurückgezogen und sang. Rechmire lauschte ihrer Stimme und ihrem leisen Harfenspiel und er spürte, wie sich sein Geist verwirrte, bis er die Hieroglyphen auf dem vergilbten Papyrus, den er gerade in Händen hielt, nicht mehr lesen konnte.
    Er trat aus Huneros Haus, als Amuns Wagen den Zenit erreicht hatte. Die Hitze war drückend und das Licht so grell, dass seine Augen schmerzten, als wären sie vom Sumpffieber entzündet. Doch er war kaum zwei Schritte die Straße hinuntergegangen, als aus dem Schatten einiger Häuser ein paar Kinder schreiend und tobend Richtung Nordtor liefen. Bald folgten ihnen aufgeregte Frauen, die bis jetzt auf den Dachterrassen Leinentücher ausgelegt hatten.
    Nach ein paar Augenblicken erblickte er den Anlass des Menschenauflaufes: Die Arbeiter kehrten zurück. Die Männer hatten offensichtlich am Vormittag noch im Grab Merenptahs gearbeitet, denn ihre schweißverklebte Haut war mit dünnem gelben Staub bedeckt.
    Rechmire entdeckte den Vorzeichner, der Parahoteps Bilder überprüft hatte, und nahm ihn beiseite.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Die Woche ist doch noch gar nicht vorüber.«
    Der Meister lachte. »Sennodjem muss heute Nachmittag an den Verwalter des Pharaos schreiben, weil wir neue, geschärfte Bronzemeißel für die Steinbrecher und blaue und rote Farbe brauchen. Der Zweite Schreiber ist so misstrauisch, dass er keinen von uns im Haus der Ewigkeit duldet, während er selbst nicht da ist. Und da er ins Dorf zurückmusste, hat er uns diesen Nachmittag und den nächsten Vormittag frei gegeben.« Der Mann lachte. »Er hätte an diese Dinge während der freien Tage denken sollen. Aber Sennodjem hat ja andere Dinge im Kopf!«
    Rechmire blickte dem Vorzeichner nach, der mit seiner Frau und einer lärmenden Kinderschar in einer Seitengasse verschwand, und er fragte sich, was dessen letzte Bemerkung wohl zu bedeuten hatte.
    Doch diese überraschende Arbeitspause kam ihm sehr zupass, denn er hätte sonst in der Hitze den beschwerlichen Weg bis zum Grab Pharaos unternehmen müssen. Rechmire hatte vor, Sennodjem das rot geschriebene Gedicht zu zeigen, ohne ihm allerdings zu verraten, was ihn an dieser Handschrift so brennend interessierte.
    Sennodjem war alles andere als erfreut, als er nach dem Mittagsmahl bei ihm anklopfte. Der Zweite Schreiber schwitzte heftig und seine Augen waren stärker entzündet als am Tag zuvor. Sie waren nicht nur an den Rändern rot, es waren auch einige Äderchen in ihrem Innern geplatzt, sodass die Augäpfel die Farbe von reifem Mohn hatten, was ihm das Aussehen eines Dämons gab.
    Er öffnete seinem Gast selbst die Tür. »Du bist es«, murmelte er zur Begrüßung, »das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Rechmire setzte ein strahlendes Lächeln auf und beschloss, sich von dem schroffen Benehmen des Zweiten Schreibers nicht einschüchtern zu lassen. »Ich habe nur eine Frage«, entgegnete er entschuldigend.
    Sennodjem hob die Hand an den Mund und deutete damit an, dass er leiser sprechen sollte. Dann führte er ihn in sein Haus. Im Hauptraum waren Papyri und große Ostrakascherben auf einem Tisch ausgebreitet, daneben standen Wasserfässchen, Tintentiegel und mehrere Schreibbinsen. Aus dem Nebenraum drang lautes Schnarchen.
    »Meine Frau hält ihren Mittagsschlaf«, erklärte Sennodjem überflüssigerweise.
    Rechmire unterdrückte ein Grinsen. »Du bist sehr gewissenhaft«, flüsterte er. »Ist es nicht außerordentlich ungewöhnlich, dass die Arbeiten am Grab des Pharaos unterbrochen werden, weil du nicht über sie wachen kannst?«
    Sennodjem warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte. »Ich muss ein Zeichen setzen«, antwortete er. »Set-Maat ist viel zu lange« – er suchte nach dem richtigen Wort –»unkorrekt regiert worden«, vollendete er schließlich.
    Rechmire blickte ihn fragend an.
    »Unkorrekt«, wiederholte der Zweite Schreiber. »Nicht so, wie es die Gesetze vorschreiben. Es ist Maat, die göttliche Ordnung, sich an die Regeln zu halten, die uns die Götter und unsere Herren auferlegt haben. Das Leben lebt sich einfacher so. Und sicherer.«
    »Kenherchepeschefs Leben endete also deiner Ansicht nach, weil sich der Erste Schreiber nicht an die Regeln hielt?«, fragte Rechmire.
    Sennodjem lächelte schadenfroh. »Genau so ist es«, flüsterte er bestimmt. »Er hat die

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