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Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Titel: Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wird die Ausstellung noch mal eröffnet?«
    »Schon nächsten Samstag«, sagte der Hausmeister. »Deshalb haben sich auch schon viele Interessenten eingefunden. Sie wollen die Zeichnungen vor der Vernissage sehen, um Bedenkzeit zu haben. Sie sind schon der fünfte Herr heute!«
    »Das ist ja wie im Taubenschlag hier«, sagte Otto.
    Sie waren in den zweiten Stock gestiegen. Der Hausmeister zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete eine mehrfach gesicherte Tür. Sie betraten einen Raum, der ein großes Fenster hatte und sehr hell war. In der Mitte standen mehrere Staffeleien mit Bildern, an den Wänden lehnten zahllose Rahmen.
    »Das gnädige Fräulein hat bei Herrn Schulte einen Vertrag für fünfzig Bilder unterschrieben, die sie ihm für drei Monate überlassen muss«, sagte der Hausmeister. »Sie weiß nicht, welche Zeichnungen sie ausstellen soll. Deshalb hat sie alle hergebracht und die anderen Lehrer um ihre Meinung gebeten.«
    Otto trat näher und betrachtete das Porträt einer alten Frau mit Dutt und Kittelschürze, die in einer Hand einen Wassereimer und in der anderen Hand einen Schrubber hielt. Ein offenbar sehr arbeitsreiches Leben hatte sie krumm und schrumpelig werden lassen. Trotzdem spiegelte sich in ihrem Antlitz etwas Verschmitztes wider. Es hatte den Anschein, als hätte sie sich von den Widrigkeiten des Lebens den Humor nicht nehmen lassen. Es war ein Porträt voller Hoffnung. Offenbar hatte Igraine ihre morbide Phase überwunden.
    Er ging zwischen den Staffeleien umher und betrachtete ein Bild nach dem anderen. Die meisten Zeichnungen waren wohl mit Rötel- und Bleistiften sowie mit Pastellkreiden angefertigt worden. Die Motive und die Stimmungen waren sehr unterschiedlich. Trotzdem beeindruckten ihn die Bilder nachhaltig. Natürlich war Kunst auch Geschmackssache, aber Igraines unbestechliches Auge und ihre schöpferische Kraft waren unübersehbar.
    Plötzlich blieb Otto abrupt stehen und fragte: »Wer ist das denn?«
    »Sie meinen das Bild mit dem Neger?«, erwiderte der Hausmeister und schaute aus dem Fenster. »Keine Ahnung!«
    Eigentlich benötigte Otto auch keine Antwort. Es war offensichtlich, wen Igraine gezeichnet hatte. Es handelte sich um Wilhelm Maharero, der nackt für sie posiert hatte. Sie hatte auf den stolzen Ausdruck seines Gesichts ebenso viel zeichnerische Sorgfalt verwendet wie auf die Ausgestaltung seines stattlichen Geschlechts. Diese Zeichnung musste zweifellos in einer intimen Situation entstanden sein. Igraine und der Hereroprinz waren nicht nur Künstlerin und Aktmodell, die beiden verband vermutlich mehr.
    Irgendwo in Berlin
    In jener Nacht roch er ihren herben Schweiß und spürte ihren Atem auf seiner Haut. Ihre rauen Lippen liebkosten seine Brust, strichen über seinen Bauch und wanderten noch tiefer. Er wusste, dass es nicht recht war, was er tat. Er wusste, dass er sich schwer verging. Er musste aufhören und endlich zur Besinnung kommen, aber er spürte mit jeder Faser seines Leibes, dass er nicht mehr zurückkonnte.
    Er musste sie haben.
    Kraftvoll packte er ihre Oberarme und zog sie über sich. Er beobachtete, wie sie mit den Augen hin- und herrollte, wie sich in die richtige Position brachte und sich auf ihn setzte. Schon die erste Berührung brannte heiß. Je tiefer er eindrang, desto mehr steigerte sich die sengende Hitze – in seinem Kopf, auf seiner Haut, überall. Sie war so intensiv, dass er es kaum aushalten konnte. Warum konnte er nicht aufhören? Warum musste er weitermachen? Wollte er sterben?
    Aber da war nicht nur die Hitze, da war auch diese unfassbare Lust. Er konzentrierte sich ganz auf dieses Gefühl. Er wollte die Zeit anhalten, nicht über den Augenblick hinausschauen. Früh genug würde ihn sein Gewissen einholen, früh genug würde er sich Vorwürfe machen und mit Selbstanklagen überhäufen. Jetzt schloss er die Augen und überließ ihr die Führung. Sie stieß Laute aus, die rau und kehlig waren. Mit den Fingernägeln kratzte sie über seine Brust, bis die Haut aufplatzte und sich die ersten Blutstropfen zeigten. Er spannte seine Muskeln an, um die Kontrolle über sich zu behalten, wenigstens noch ein bisschen. Doch er spürte schon, wie die Wellen immer kürzer wurden, wie der Sog ihn mitriss und sich alles unaufhaltsam auf ein Ziel zubewegte.
    Jetzt!
    Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und stieß einen wilden Schrei aus. Seine Finger grub er in ihre Hinterbacken und stieß in sie hinein, immer und immer wieder, bis er

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