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Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Titel: Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ick ma nich so sein, wa!«
    Über eine Treppe stieg der Pförtner ins erste Stockwerk, wo sich die Sammlungen aus Afrika, Ozeanien und Amerika befanden. Im Wartezimmer bat er Otto, sich einen Moment zu gedulden, ging durch eine Schwingtür mit großem Glasfenster in einen Gang und verschwand nach mehrmaligem Anklopfen in einem Raum. Wenig später kehrte er zurück und sagte, dass Professor von Trittin ihn hereinbitten würde, sobald er eine wichtige Arbeit erledigt hätte.
    Otto bedankte sich und machte es sich auf dem Stuhl bequem. Nach ihrer Begegnung am Samstag hatte er einige Informationen über Professor von Trittin in Erfahrung gebracht, die hinsichtlich des Mordfalles von Interesse sein könnten, wenn sich herausstellen sollte, dass die Tötung von Salomon Hirsch einen antisemitischen Hintergrund hatte.
    Während seines Medizinstudiums hatte der Wissenschaftler durch spektakuläre antijüdische Unternehmungen, wie etwa durch die Beteiligung an dem Pogrom in Neustettin, auf sich aufmerksam gemacht. Für die Antisemitenpetition hatte er Zehntausende Unterschriften gesammelt und war nicht nur dem Deutschen Volksverein, der von den radikalen Demagogen Bernhard Förster und Max Liebermann von Sonneberg gegründet worden war, sondern auch dem Kyffhäuserverband beigetreten.
    Nach seiner Promotion, einem Studienjahr in Paris an der École d’Anthropologie und diversen Auslandsreisen hatte er sich zwar einen seriösen Ruf erarbeitet, aber im Verborgenen hatte er nichts von seiner Radikalität verloren. Unter dem Pseudonym Karl Ludewig hatte er mehrere Bücher verfasst, die so vielsagende Titel trugen wie »Die Talmud-Lüge« oder »Der Antisemiten-Führer«. Auch hatte er die Deutschsoziale Reformpartei und die »Deutsch-sozialen Blätter« von Max Liebermann von Sonneberg finanziell unterstützt. Von der Demagogie zum Mord war es natürlich ein weiter Weg, aber festzuhalten war, dass Professor von Trittin ein radikaler Antisemit war.
    Otto zog seine Taschenuhr hervor und schaute auf das Ziffernblatt. Er wartete mittlerweile seit dreißig Minuten, und er war gespannt, wie lange Professor von Trittin ihn noch zappeln lassen würde. Natürlich war ihm klar, was der Wissenschaftler bezweckte. Er wollte ihm zu verstehen geben, dass er sich auf seinem Territorium befand und dass ihr Treffen unter seinen Bedingungen stattfand. Bevor sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenübertraten, sollte er sich klein, unbedeutend und unterlegen fühlen. Er sollte dankbar sein, dass der Wissenschaftler ihn überhaupt noch empfing.
    Für einen Moment spielte Otto mit dem Gedanken, Trittin einen Strich durch die Rechnung zu machen, in sein Büro zu stürmen und ihn mit seinen Fragen zu überfallen, aber er würde garantiert mehr über den Charakter des Wissenschaftlers erfahren, wenn er ihm weiterhin erlaubte, die Zügel in der Hand zu halten und frei zu agieren.
    Seufzend betrachtete Otto einen Druck an der Wand, der eine antike Schlacht darstellte. Dann setzte er sich auf einen anderen Stuhl und prüfte, ob er noch in den Flur schauen konnte. Er holte ein silbernes Bonbonpapier aus der Tasche und ließ es zwischen den Fingern knistern.
    Nach einer ganzen Weile sah Otto erneut auf die Uhr. Seit seinem Eintreffen war mittlerweile eine Stunde vergangen, und so langsam amüsierte ihn diese Inszenierung. Was für ein Hanswurst der Professor doch ist!, dachte er und rief sich sogleich zur Ordnung. Überheblichkeit konnte seinem phänomenologischen Urteil ebenso schaden wie Verärgerung oder ein Gefühl der Einschüchterung. Er musste neutral bleiben.
    Er ließ das Bonbonpapier knistern und wartete geduldig eine weitere Stunde, bis Professor von Trittin endlich sein Büro verließ und durch den Gang kam. Über seinem Unterarm hing ein Jackett, am langen Arm trug er eine Aktentasche aus Elchleder. Er öffnete die Schwingtür und zog scheinbar überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Sanftleben«, sagte er. »Sie sind noch hier? Warum haben Sie denn nicht geklopft? Wir sind doch alte Segelkameraden, da müssen Sie doch nicht wie ein Botenjunge herumsitzen. Jetzt habe ich leider einen Termin. Wir müssen unser Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.«
    Otto war davon überzeugt, dass der Wissenschaftler diesen Auftritt sorgfältig geplant hatte. Trotzdem stand er auf und streckte Trittin die Hand entgegen. »Guten Tag, Herr Professor«, sagte er. »Vielleicht haben Sie ja doch einen Augenblick Zeit. Es dauert auch nicht lange.«
    Die

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