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Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Titel: Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Gladsheim, in die Welt der Wonnen, zeigen soll, lieber selbst ausgesucht. Vielleicht will er sie an seiner Seite haben, wenn es mit ihm zu Ende geht.«
    »Das klingt verrückt, aber nachvollziehbar«, sagte Otto und wurde plötzlich von einer heftigen Angst befallen. Wenn es so wäre, schwebte Igraine in großer Gefahr. »Wir können nicht wissen, ob er noch einen weiteren Mord plant. Deshalb sollten Sie alle Kräfte mobilisieren, um nach Professor von Trittin und Wachtmeister Holle zu fahnden. Könnte einer von den beiden wissen, dass sich Igraine zurzeit auf dem Gut Neukladow aufhält?«
    »Das halte ich für ausgeschlossen«, erwiderte der Commissarius. »Mir gegenüber hat sie geäußert, dass sie ihren Aufenthaltsort so gut wie niemandem erzählt hätte – wohl aus Angst vor dem Einbrecher.«
    »Gut«, sagte Otto. »Das beruhigt mich einigermaßen. Trotzdem ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie heute Nacht ganz alleine ist. Ich mache mich auf den Weg zu ihr – sofort.«
    Forst bei Potsdam
    Auf der ältesten befestigten Straße Preußens fuhr er von der Colonie Alsen Richtung Potsdam. Zwischen den hoch aufragenden Kiefern tauchte die Sonne unter und sandte das erste Abendrot aus. Zwischen den Baumstämmen sammelte sich die Dunkelheit. Mit den Zügeln lenkte er die Pferde auf den gewundenen Weg, Richtung Moorlake, wo einst Friedrich Wilhelm  IV . seiner bayrischen Gemahlin ein Forsthaus erbaut hatte, um sie über ihr Heimweh hinwegzutrösten. Der sandige Boden war mit Kiefernnadeln, alten Zapfen und verrottetem Geäst bedeckt. Die Stille und Weite des Waldes ergriff ihn. Es erfüllte ihn mit Stolz, für den Erhalt seiner schönen Heimat eingetreten zu sein. Auch in hundert Jahren sollten seine Nachfahren hier auf die Jagd gehen können.
    Er erreichte den Jungfernsee und fuhr zum Anleger. Glücklicherweise lag die kleine Fähre am diesseitigen Ufer. Der Bootsführer winkte ihn gleich auf die Planken, gebot ihm zu halten und warf die Leinen los. Während der kurzen Überfahrt schaute der Fährmann auf den Sarg, der neben zahlreichen Kisten auf der Ladefläche lag.
    »Wohin bringen Sie den Toten?«, fragte er.
    »Zur Dorfkirche nach Kladow. Er soll bei seinen Verwandten liegen.«
    »Wie heißt er?«, fragte der Fährmann neugierig. »Vielleicht kenne ich ihn.«
    »Ich weiß es nicht. Ich soll ihn nur transportieren.«
    »Verstehe! Und was sind das für tote Tiere in der Tonne?«
    »Zwei Habichte und zwei Hunde, die ihm gehörten und die er sich als Grabbeigabe wünschte.«
    Die Fähre legte am anderen Ufer an.
    Er löste die Bremse und wollte schon losfahren, als der Fährmann den Kopf neigte und sagte:
    »Ich glaube, ich hab was gehört. Es kam aus dem Sarg. Jemand hat über das Holz gekratzt.«
    »Von meinen Passagieren ist noch keiner zurückgekehrt. Das kann ich Ihnen versichern«, sagte er, ließ die Peitsche durch die Luft rollen und schnalzte mit der Zunge. Zu den polternden Wagenrädern gesellte sich das Quietschen der Achsen, was alle anderen Geräusche übertönte. Er trieb die Pferde weiter an und schaute sich um. Der Fährmann schoss gerade eine Leine auf und legte sie vor einen Schuppen. Dann verscheuchte er mit seiner Mütze einige Stechmücken. Es hatte den Anschein, als hätte er keinen Verdacht geschöpft.
    Er atmete erleichtert auf. Auch wenn er unglaubliches Glück gehabt hatte, durfte ihm etwas Vergleichbares nicht noch einmal passieren.
    Der Weg führte in nordöstliche Richtung und verdiente die Bezeichnung Straße nicht. Der sandige Boden bot den Wagenrädern kaum Halt und wies mehrere tiefe Schlaglöcher mit Geröll auf, welche die Kisten auf der Ladefläche hin- und herrutschen ließen. Zur rechten Hand blitzte zwischen den Baumstämmen immer wieder der Havelstrom auf, der die letzten Sonnenstrahlen reflektierte. An einem Forstweg bog er nach links ab und fuhr in die Tiefe des Waldes, bis er sich sicher sein konnte, dass ihn niemand bis zum Einbruch der Nacht entdecken würde. Vor der Durchquerung des Dorfes Kladow musste er Maßnahmen ergreifen, vor denen ihm jetzt schon graute.
    Er kletterte auf die Ladefläche und hebelte den Sargdeckel mit einer Brechstange auf. Mittlerweile wusste er, dass die Wirkung von Chloroform sehr unterschiedlich war. Von den Betäubten wachte manch einer nach einer großen Dosis schon nach wenigen Minuten wieder auf, bei einem anderen führte eine viel kleinere Dosis zum Tod. Dieser Mann war halb bei Bewusstsein. Seine Augen standen einen Spaltbreit

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