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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Warum hatte Elvira
Platzer einen solchen Mann ziehen lassen? Oder gab es einen anderen, einen
nachvollziehbareren Grund für die Trennung der Eheleute Platzer als den der
Sammelwut? Das wollte sie wissen, und sie würde ihn danach fragen, ohne falsche
Rücksichtnahme.
    Als Platzer ohne Müdsams Begleitung in die Vorhalle
zurückkehrte, hatte sein noch vor wenigen Minuten fahles Gesicht eine ungesunde
Röte angenommen. Er eilte, ohne sie zu beachten, nach draußen, blieb auf den
Stufen abrupt stehen und kramte ein verknittertes Päckchen Zigaretten aus der
Jackentasche hervor. Nachdem er ein Streichholz angerissen und sich eine
filterlose Reval angezündet hatte, blies er den Rauch durch die Nase aus und
murmelte: »Wer tut so was? Das möcht ich wissen. Und wenn ich’s weiß, dann dreh
ich der Drecksau den Hals um.«
    Paula, die ihm nachgeeilt war und jetzt zwei Stufen
über ihm stand, antwortete: »Das wollen wir auch wissen, Herr Platzer. Und wir
werden es herausbekommen, das verspreche ich Ihnen. Es ist besser, Sie
überlassen uns das.«
    Jetzt erst schien er sie wahrzunehmen. Er drehte sich
zu ihr um. »Haben Sie sie gesehen?«
    Sie nickte. »Ja, natürlich.«
    »Haben Sie schon einmal einen Menschen gesehen, der so
übel zugerichtet war?«
    Erneutes Nicken. »Ja, und noch schlimmer.«
    Er sah sie erstaunt an. »Gibt’s das, noch schlimmer
zugerichtet als Elvira?«
    »Ja, das gibt es. Herr Platzer, wollen wir uns nicht
hier irgendwo in ein Café setzen und reden? Oder haben Sie jetzt keine Zeit?«
    »Ich hab Zeit. Und selbst wenn ich keine hätte, dann
wäre mir das auch egal.«
    Schweigend und mit großem Abstand zueinander liefen
sie die Tetzelgasse hinab, bogen rechts in die Theresienstraße und steuerten
auf das nächstbeste Stehcafé zu. Obwohl es nieselte, wollte Platzer seinen
Kaffee im Freien, an einem der hässlichen runden Plastiktische trinken.
    »Zum Kaffee brauch ich eine Zigarette, sonst schmeckt
er mir nicht.« Eine Argumentation, der sie sich gerne anschloss.
    Als schließlich zwei dieser üblichen unansehnlichen
klobigen Becher vor ihnen standen, legte sie Block und Kugelschreiber auf den
feuchten Tisch und begann ihre Befragung.
    »Sie leben zwar schon einige Jahre von Ihrer Frau
getrennt, aber vielleicht können Sie mir dennoch ein paar Namen von Freunden
oder Bekannten nennen, mit denen sie – außer ihrer Familie – regelmäßig Umgang
pflegte?«
    Er sah erstaunt von seinem Becher auf. »Warum wollen
Sie das wissen? Das hat doch nix mit dem Mord zu tun.«
    Eine Gegenfrage, die sie sonst hellhörig und
ungehalten werden ließ, die sie ihm aber nachsah. So antwortete sie: »Weil wir
das immer fragen, um alle Eventualitäten auszuschließen.« Eine Plattitüde, die
Platzer aber als Begründung zu genügen schien.
    »Wissen S’, Frau Steiner, viel Kontakt haben Elvira
und ich nicht mehr gehabt. Sie wollte das nicht. Ich schon, ich hätte mich gern
auch weiterhin mit ihr getroffen, sie ab und zu gesehen oder auch bloß mit ihr
telefoniert. Bloß wohnen wollte ich nicht mehr bei ihr. Das ging nicht.«
    Nach einem verständnisvollen Nicken wiederholte sie
ihre Frage. »Also wissen Sie nichts von Frau Platzers Freunden beziehungsweise
Bekannten?«
    Die Antwort ließ lange auf sich warten.
    »Wissen tu ich es nicht, da haben Sie schon recht.
Aber ich glaube, Elvira hatte niemanden, keine Freundin oder so was in der
Richtung. Das hatte sie früher, als wir noch zusammenlebten, auch nicht. Wir
haben ganz allein gelebt, nur für uns, damals schon. Wenn ich mich mit jemandem
treffen wollte, musste ich das außer Haus machen. In die Wohnung konnte man ja
keinen mehr hereinlassen. Und warum sollte das jetzt anders geworden sein?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Würden Sie mir freundlicherweise beschreiben, wie
Ihre Exfrau war? Welchen Charakter sie hatte, was ihr wichtig war und was
nicht?«
    »Elvira war im Grunde ein ganz lieber Mensch«,
antwortete Platzer, wieder nach einer längeren Pause. »Die hat alles für einen
gemacht, wirklich alles! Wenn sie helfen konnte, hat sie geholfen. Und man
konnte sich gut mit ihr unterhalten. Über alles. Auf der anderen Seite war sie
aber auch sehr empfindlich, nicht nur gegenüber anderen, auch bei sich selbst.
Sehr empfindlich, sensibel eben. Fast schon ein wenig kompliziert. Ihr dumm
daherkommen durfte man nicht, da war sie tagelang beleidigt. Aber das ist ja
auch kein Wunder bei den Verhältnissen, in denen sie aufgewachsen ist.«
    »Warum,

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