Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
Mitarbeiterin von Frau Striegel ein anderer
Mensch geworden. Einer mit vielen Facetten und vor allem einer mit einer
Vergangenheit, die wahrscheinlich so bewegend für die Tote wie aufschlussreich
für ihre, Paula Steiners, polizeiliche Arbeit war. In diesem Moment ahnte sie,
dass sie tief hinabsteigen musste in das Leben der Elvira Platzer. Und ebenso
bewusst war ihr, dass dies nicht nur im übertragenen Sinn zu bewältigen war.
Sondern auch im ursprünglichen, im wörtlichen Sinn – sie würde in dieser
vollgemüllten Wohnung jedes Blatt einzeln in die Hand nehmen müssen, keinen
Stein auf dem anderen lassen dürfen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

5
    Als sie an diesem Donnerstag um halb zwölf
ihr Büro wieder betrat, wurde sie von Heinrich mit einem triumphierenden
»Mensch, Paula, hier war in der Zwischenzeit die Hölle los!« empfangen.
    Auf ihre Nachfrage stellte sich heraus, dass für
Heinrich die Hölle gleichbedeutend mit sechs Anrufen war.
    »Da hattest du doch recht, dass es besser ist, wenn
einer von uns hier Telefondienst macht. Auf die Zeitungsartikel hin, die ich im
Übrigen sehr mickrig finde, haben sich gleich zwei Zeugen gemeldet, die
angeben, zur Tatzeit einen Mann aus der Eichendorffstraße 73 herauskommen
gesehen zu haben. Ich hab die beiden sofort hierher einbestellt, na eigentlich
hab ich sie mehr gebeten, für die Anfertigung eines Phantombilds. Vielleicht
ergibt sich ja daraus ein Fahndungsanhalt.«
    Sie nickte, als hätte sie genau das erwartet. Doch im
Grunde war sie wie Heinrich sehr erstaunt, dass sich auf diese Kurznotizen in
der Presse überhaupt jemand gemeldet hatte. Hinzu kam die Tatzeit, zu der kaum
mehr jemand unterwegs war: Nach dreiundzwanzig Uhr glich Nürnberg mehr einer
Geisterstadt als einer »Metropolregion«, wie es seit Kurzem in der städtischen
Werbung so vollmundig hieß.
    Jetzt erst registrierte sie das in der Mitte stark
gewölbte Briefkuvert auf ihrem Schreibtisch. Sie öffnete es und fand darin
einen Schlüsselanhänger mit sieben Einzelschlüsseln sowie einen Vordruck des
Präsidiums, der von Klaus Dennerlein unterschrieben war und sie darüber
informierte, dass vier der sieben Schlüssel eindeutig als Haus-, Wohnungs-,
Keller- und Briefkastenschlüssel der Platzer »zuweisbar« seien.
    »Und wer hat noch angerufen?«
    »Ja, wie ich dich kenne, wird dir das nicht so
gefallen. Zum einen hat die Frau Rupp angerufen. Sie wollte wissen, wann sie
über die Wohnung verfügen kann.«
    »Was heißt hier verfügen?«
    »Na, sie sieht sich halt als die Haupterbin. Und
meint, dass ihr diese Eigentumswohnung jetzt endlich zusteht, und möchte sie
baldmöglichst haben, besitzen, du weißt doch, was ich damit meine, Paula.«
    »Das kann schon sein, dass ihr die Wohnung jetzt
gehört. Aber erst nachdem wir mit der Spurensuche durch sind. Und die dauert
speziell in meinem Fall sehr, sehr lang. Ich habe mir nämlich vorgenommen, die
Wohnung komplett auf den Kopf zu stellen, bis ich was gefunden habe, was uns
voranbringt. Dann erst sehen wir weiter, ob Frau Rupp das Erbe überhaupt
zusteht. Es kann ja auch ein Testament da sein, entweder bei einem Notar
hinterlegt oder irgendwo in der Wohnung. Denn ich bin davon überzeugt, die Platzer
hatte mit ihrer Wohnung etwas anderes vor, als sie ausgerechnet ihrer Mutter zu
hinterlassen.«
    In diesem Augenblick wünschte sie sich, dass dem so
wäre. Dass Elvira Platzer ein Testament aufgesetzt hatte, in dem sie ihre
Mutter und auch die übrige zwangsweise adoptierte Verwandtschaft
unmissverständlich von jedem Erbanspruch ausschloss. Auf jeden Fall würde sie
in dem ganzen Müll danach suchen, eingehend und planvoll. Wenn es ein Testament
mit dieser Ausschlussverfügung gab, dann würde sie das auch finden.
    »Was noch?«
    »Das Nächste wird dir auch nicht gefallen.« Heinrich
wand sich hin und her. Erst nach einer längeren Pause rückte er mit der Sprache
heraus. »Die Eva hat angerufen und wollte dich sprechen. Nicht einen von uns
beiden, sondern ausschließlich dich.«
    »Hat sie gesagt, was sie wollte?«
    »Nein, eben nicht. Das möchte sie nur mit dir
bereden.«
    »Da gibt’s nichts mehr zu bereden. Sag ihr das, wenn
sie wieder anruft.«
    »Ach, Paula, sei nicht so hart. Du kannst dir doch mal
anhören, was sie zu sagen hat. Vielleicht geht es dabei ja nur um eine
Formsache. Um irgendeinen Papierkram. Um irgendwelche Unterlagen, Zeugnisse
oder Ähnliches.«
    »Das hätte sie ja auch mit dir besprechen können.
Nein, nein,

Weitere Kostenlose Bücher