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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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heim.
    Für diesen Außendienst und vor allem für die
stundenlange vermaledeite Warterei dieses ausgedehnten Arbeitstages hatte sie
sich, fand sie, eine kleine Belohnung verdient. So stieg sie im
Vestnertorgraben erst in den Keller hinab, um sich dort die letzte Flasche
Scheurebe aus dem Würzburger Weingut Juliusspital von 2009 zu holen. Das
Abendessen entfiel heute, als Ersatz dafür diente ein ausgiebiges Abendtrinken
in der Gesellschaft der sehr aromatischen und gottlob gar nicht süßen Scheurebe
aus Würzburg.
    Verwundert wachte sie am nächsten Morgen nach
einem tiefen und erfrischenden Schlaf auf: Sie fühlte sich putzmunter, sogar
ein wenig beschwingt. Und das trotz ihres ausgiebigen Weinkonsums der
vergangenen Nacht. Nach einem kurzen Frühstück eilte sie an ihren Arbeitsplatz.
    Auf der Treppe wurde sie von Kriminaldirektor Winfried
Bauerreiß angesprochen.
    »Gut, dass ich Sie treffe, Frau Steiner. Ich wollte
Sie schon seit Längerem etwas fragen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr
Mitarbeiter, Oberkommissar Bartels, häufig, sehr häufig sogar, krankgeschrieben
ist. Und dass sich das oft wochenlang hinzieht.«
    Als sie nicht darauf reagierte, ihn nur bestürzt
anblickte, sagte er noch: »Muss ich mir Sorgen machen um den Bestand und die
Effizienz Ihrer Kommission?«
    »Nein, das müssen Sie ganz und gar nicht, Herr
Kriminaldirektor.«
    Für einen Moment hatte sie die Fassung angesichts
dieses frühmorgendlichen Anschlags aus dem Hinterhalt verloren, doch jetzt
hatte sie sich wieder in der Gewalt und schoss zurück.
    »Weder um das eine noch um das andere. Herr Bartels
ist immer noch einer der besten Kommissare hier im Haus. Wenn nicht der beste.
Da spielt es fast keine Rolle, ob er mal einen Tag fehlt oder nicht, wie das
bedauerlicherweise in den letzten Monaten hin und wieder der Fall war. Nicht
nur für mich ist er un-ver-zicht-bar«, intonierte sie das Adjektiv silbenweise,
»sondern für uns alle. Auch, wenn ich das so sagen darf, Herr Kriminaldirektor,
für Sie, der Sie doch fähige Leute so schätzen. Nur um ein Beispiel zu nennen:
Bei unseren laufenden Ermittlungen war es Herr Bartels, der die entscheidende
Spur aufgetan hat. Sein Einsatz ist nicht nur beträchtlich, sondern
unermüdlich. Trotz seiner … äh … Angina Pectoris, die ihn manchmal zwingt, der
Arbeit fernzubleiben. Und niemand bedauert das mehr, das können Sie mir
glauben, als Herr Bartels selbst.«
    Sie fand, das musste als Erklärung für Heinrichs
Krankfeierei hier zwischen Tür und Angel reichen. Und Bauerreiß schien sich
auch damit zufriedenzugeben.
    »Das wusste ich ja nicht, dass Bartels Angina Pectoris
hat. Das kann verdammt unangenehm werden, ich weiß das aus eigener Erfahrung.«
In seiner Stimme klang jetzt sogar ein Fünkchen Sorge und Mitgefühl für den
Mitarbeiter mit. »Na, dann wollen wir alle hier hoffen, dass er sich davon
nicht in die Knie zwingen lässt.«
    Als sie den Treppenabsatz zur ersten Etage bereits
erreicht hatte, rief ihr Bauerreiß noch leutselig nach: »Und sagen Sie Bartels
meinen Dank für sein ungebrochenes Engagement, Frau Steiner.«
    Sie wusste, ab sofort würde Heinrich nicht mehr nur
unter ihrem persönlichen Schutz stehen, sondern auch unter dem des
Kriminaldirektors. Denn so eine gemeinsame Krankheit verband ungemein, fast so
sehr wie das Rauchen derselben Zigarettenmarke.
    In ihrem Büro angekommen, informierte sie Heinrich
augenblicklich über sein neues, mit dem heutigen Tag offizielles Leiden wie
auch über Bauerreiß’ Dank für sein »ungebrochenes Engagement«.
    »Du weißt aber schon, Paula, dass es zwei Arten von
Angina Pectoris gibt, eine in Ruhe und eine unter Belastung, und dass bei der
in Ruhe eine hohe Infarktgefahr für den Patienten besteht. Welche habe ich denn
nun?«
    »Natürlich die unter Belastung!«, antwortete sie
lauter als beabsichtigt. »Sonst entfernen sie dich ja sofort aus dem aktiven
Dienst. Und ich kann schauen, wo ich bleibe.«
    »Wie bist du denn da so schnell draufgekommen?«
    »Das war die einzige Krankheit, die mir in dem Moment
eingefallen ist und die in dem Zusammenhang auch was hergibt. Weil ich wusste,
dass Bauerreiß ebenfalls Angina Pectoris hat. Also, du kennst dich aus?«
    Dann unterrichtete sie Heinrich und Eva Brunner über
die negativen Ergebnisse der Speichelproben und über ihre abendliche Vernehmung.
    »So wie sich das anhört, sind die Webers für dich
damit aus dem Rennen«, merkte Heinrich dazu an. »Du scheinst dir ja jetzt mehr
von

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