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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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eine weiß gesprenkelte Hand zum Gruß. »Da Sie heute in Zivil sind: ein kleiner Köm willkommen? Oder haben Sie keine Zeit?«
    »Doch, doch. Und ja, gerne«, antwortete Asmus.
    »Gibt mir auch einen Grund, mal Pause zu machen. Meine Frau kann nicht mit mir schimpfen, wenn ich mich mit der Obrigkeit unterhalte. Das gehört zum Amt.«
    Asmus grinste und machte einen kleinen Bogen um die frische Farbe, um Jensen zur Haustür zu folgen. »Ich bin überzeugt, dass sie auch so nicht mit Ihnen schimpft.«
    »Ach, wenn nötig, tue ich das schon mal«, tönte es aus dem geöffneten Küchenfenster, neben dem Jensen und Asmus auf einer Bank Platz nahmen. Danach reichte sie zwei gefüllte Gläschen heraus.
    Nach dem gegenseitigen Zuprosten schwiegen sie, ließen die Blicke über die menschenleere Gasse schweifen und genossen den Schatten der Nachmittagssonne. »Wie steht es mit der Schießerei?«, erkundigte sich Asmus. »Hat sich Tiglat-Pileser Müller noch mal beschwert?«
    Jensen brach in Gelächter aus. »Unser Tiger! Der doch nicht! Der spricht in höchsten Tönen von Ihnen, vor allem, seitdem die Schüsse aufgehört haben. Er meint, jetzt hätten Sie den Schützen dingfest gemacht, wie Sie versprochen haben!«
    »Ach, ja?«
    »Ja, bestimmt. Gestern fiel kein einziger Schuss und heute Vormittag auch nicht. Ich hatte den ganzen Morgen auf der Kampener Ostseite zu tun und traf dort den Dichter, der sofort auf mich zustürzte.«
    »Ich fürchte, ich konnte bisher nur das Gewehr verhaften«, gab Asmus mit bescheidenem Augenzwinkern zu.
    »Erzählen Sie«, bat Jensen mit funkelnden Augen.
    »Es muss unter uns bleiben«, verlangte Asmus.
    Jensen nickte und schob das Küchenfenster zu, das auch prompt von drinnen festgehakt wurde.
    »Matthiesen und ich wurden vorgestern auf der Straße zwischen List und Koje beschossen. Der Schütze entkam uns, aber seine Schrotflinte konnte nicht so schnell laufen und versteckte sich in einem Brandgansgang.«
    »Sie sind ja ein Witzbold. Und Sie haben ihn nicht zu Gesicht bekommen?«
    Asmus schüttelte den Kopf und seufzte. »Leider nicht. Bedauerlicherweise muss ich vermuten, dass er sich ein neues Gewehr verschaffen wird.«
    »Das wird schon schwieriger. Da müsste er jemandem erklären, warum er seine eigene Flinte nicht benutzt und was er zu dieser Jahreszeit illegal schießen will.«
    »Würden Sie die Ohren offen halten?«
    »Selbstverständlich«, beteuerte Jensen und erhob sich wie schon Asmus. »Ich muss auch an die Arbeit zurück.«
    »Danke für den Köm. Auch Ihrer Frau.«
    Jensen nickte und sah Asmus nach, der durch die offene Pforte schritt und von dort aus zurückwinkte.
    Wenn Jensen so anschmiegsam war, wie Ose ihn beurteilt hatte und woran Asmus nicht zweifelte, würde er dem Schützen auf dessen Bitte hin wahrscheinlich die eigene Flinte leihen und schwören, ihn nicht zu verpetzen.

    Asmus beschloss, durch Kampen eine Runde zu drehen. Es  konnte nicht schaden, sich mit den Häusern besser vertraut zu machen. Auch mit den Bewohnern. Mit etwas Glück würde jemand ihm etwas Verwertbares anvertrauen.
    Allerdings war kaum jemand unterwegs. Auch das Gasthaus zum rothen Kliff , das als Treffpunkt der Künstler galt, war noch geschlossen. Die Bauern machten wahrscheinlich ihre Schweineställe sauber oder inspizierten die Weidezäune, und die Frauen waren in der Küche.
    Arbeitende Männer sah er erst im Gelände der Fabrik. Asmus stellte den Motor aus und blieb neben dem Maschendrahtzaun stehen.
    Seit seinem letzten Besuch waren die Mauern aus Backstein hochgezogen worden. Die Fensterrahmen waren noch nicht eingepasst, aber der Dachdecker Lars hatte das Dach schon fast fertig. Beim Festnähen des Reets arbeiteten die Männer für gewöhnlich zu zweit, einer außen, einer innen. Jetzt war Lars dabei, den First aus Grassoden zu legen, und das machte er allein. Sein Lehrling war nirgends zu sehen.
    Einer der Männer, wohl der Wächter in einer Art grauen Uniform, hatte soeben das Tor geöffnet, um einen anderen mit einer Schiebkarre hereinzulassen, die hoch beladen war mit frisch geschnittenen Grassoden. Das war sicher Lars’ Lehrjunge.
    Asmus schob sein Motorrad näher zum Tor hin. Ein mit einem Pferd bespannter Ackerwagen folgte dem Schiebkarren im Schritttempo. Er war beladen mit einem Gerät, das Asmus noch nie gesehen hatte.
    Es war ein großer Tisch, viel größer als ein Nähmaschinentisch, darauf fest montiert ein kleiner Kasten, an dem auf der einen Seite ein kräftiger

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