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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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genug vom Graben im Sand bekommen konnten. Das Nachtlokal hatte geöffnet, um den Strandflüchtlingen nächtliche Unterhaltung zu bieten.
    Leise Klaviermusik empfing die Polizisten. Ein kleines Podest stellte eine von tiefroten, mit Samt bezogenen Wändenumgebene erhöhte Bühne dar. Gäste waren noch nicht anwesend, wie sie trotz des schummerigen Lichts erkennen konnten.
    Der Mann hinter dem Tresen hätte um ein Haar das Glas, das er gerade abtrocknete, fallen lassen, als er sie sah.
    »Es ist Anzeige erstattet worden«, erklärte Asmus zuvorkommend.
    »Weshalb?«
    »Nepp. Überteuerte Preise. Ihre nackten Damen und die frivolen Lieder interessieren uns selbstverständlich nicht. Zeigen Sie mir bitte die Getränkekarte.«
    Der Barmann schob sie ihm schweigend hin, dann nahm er einen nervösen Zug aus der Zigarette, die neben ihm am Rand eines Aschenbechers glomm.
    Asmus überflog die Liste von Getränken. »Die Getränke kosten nichts?«
    »Doch, natürlich.«
    »Aber?«
    »Die Preise werden individuell ausgehandelt.« Zu seiner Überraschung hörte Asmus dem Dialekt des Mannes an, dass er irgendwo aus dem Süden kam.
    »Aha. Individuell. Der Gast, der Anzeige erstattete, zahlte pro Glas Champagner 33 Dollar, das sind knapp 140 Rentenmark.«
    Der Barmann schwieg.
    »Was sagen Sie dazu?«
    »Gar nichts. Ich mache die Preise nicht.«
    »Aber Sie stellen sie in Rechnung. Unkenntnis können Sie nicht vorschützen. Sie gehen genauso ins Gefängnis wie Ihr Chef.«
    »Die Amerikaner beschweren sich sonst nie«, klagte der Barmann. »In den Staaten ist Champagner noch teurer! Auch für die meisten europäischen Gäste ist er bei uns preiswerter.«
    »Dazu muss man offenbar wissen, woher sie stammen, und den Preis geschickt aushandeln.« Asmus schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Sie sprechen von Süddeutschen oder Schweizern?«
    »Von Schweizern.«
    »Erzählen Sie mir ein bisschen über Ihre Schweizer Kunden. Vielleicht lässt sich das Unglück, in das Sie hineingetappt sind, etwas abmildern.«
    Der Barmann nickte bereitwillig. »Zu dieser Jahreszeit sind sie seltener, die Saison hat ja noch nicht angefangen.«
    »Umso besser erinnern Sie sich.«
    »Genau genommen waren es in jüngster Zeit drei Schweizer Gäste. Der eine war ein Herr, der ist nur einmal gekommen. Die anderen beiden sahen aus wie Bergsteiger und gehörten zusammen. Die waren regelmäßig hier, einmal im Monat bestimmt. Beim letzten Besuch kam aber nur der eine.«
    »Haben sie erzählt, was sie auf Sylt wollten?«
    Der Barmann grinste anzüglich. »Sie sind wohl noch nie in einem Nachtlokal gewesen, Herr Wachtmeister. Hier wird nicht erzählt. Hier wird geprasst und geschwelgt. Aus Gläsern und noch mehr mit den Augen. Gelegentlich bieten wir auch gratinierte Champagneraustern auf einem Bett von Salicornes an.«
    Weniger protzig auch Queller genannt, und man fand sie hier vor der Haustür, ergänzte Asmus in Gedanken. »Können Sie die Bergsteiger beschreiben?«
    Die Augen des Barmanns weiteten sich vor Überraschung. »Sind Sie etwa wegen dieser beiden hier? Ich wunderte mich schon, dass der Sinkwitz euch plötzlich wegen einer Anzeige herschickt, obwohl er unsere Preise doch kennt.«
    Asmus klemmte die Zähne zusammen und schwieg.
    »Na gut. Der, der zuletzt hier war, war ein ländlicher Durchschnittstyp, ein bisschen langsam und bedächtig. EinBauer mit roten Backen, der viel an der frischen Luft ist, sicher auch Jäger, vermute ich. Ihm kullerten die Augen aus dem Kopf, wenn unsere Damen die Bühne betraten. Der andere war anders.« Der Barmann runzelte die Stirn und schwieg nachdenklich. »Typ Großstadtratte, wenn Sie mir den Ausdruck nicht übelnehmen, immer am Sichern, was in seiner Umgebung geschah. Sie wählten stets einen Tisch an der Wand.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ach so. Groß, mager. Schwarzhaarig, aber seine Augen waren wie ein Bergsee so blau, dass sich die Frauen darüber unterhielten. Unsere Frauen, meine ich natürlich, die fliegen auf so etwas.«
    »Wann war das eigentlich?«
    »Die Besuche? Der Schweizer Herr, der nur einmal da war, kam, glaube ich, Ende April. Die Bergsteiger waren zuletzt im Mai hier.«
    »Ja, gut. Ihr Chef wird von uns hören.« Damit verließen Asmus und Matthiesen das Lokal.

    Abends wartete Asmus ungeduldig auf den Kaufmann. Er kam spät und entschuldigte sich sofort. »Ausgerechnet heute war meine Gehilfin krank, und ich habe sie früher entlassen. Ich musste selber abschließen.«
    »Bonde, es gibt keinen

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