Mord in der Vogelkoje
Brüder –, dassan der Ostküste der USA ein Mann an Bauchtyphus gestorben ist, und die Wissenschaftler vermuteten, die Austern wären schuld. Die Fanggründe da drüben sind stellenweise sowieso leer gefischt. Und in den übrigen schwimmt …«
»… die Kacke?«
»Ja, ich wollte allerdings von Fäkalien sprechen.«
»Und du meinst also, ein reicher Mann wie Christensen, der auf Föhr gebürtig ist, sucht nach Wegen, sauber Austern in die USA zu exportieren?«
»Es wäre immerhin denkbar. Lass uns jetzt Feierabend machen. Morgen früh fahren wir als Erstes nach Munkmarsch und danach nach Kampen. Vielleicht ist Petersen ja endlich zurück.«
K APITEL 13
In Munkmarsch lauschte der Hafenmeister Mart, der auch für die Fähre die Fahrkarten verkaufte, bereitwillig der Beschreibung, die Matthiesen von Hank Christensen lieferte. An einen auffälligen amerikanischen Fahrgast in Jagdkleidung konnte er sich nicht erinnern. Sehr wohl aber an einen Mann, der sich während des Fahrkartenkaufes die Freya betrachtet und dann gesagt hatte, solche Raddampfer gebe es auch auf dem Mississippi, allerdings seien die meisten doch größer und nicht so putzig. »Und ist das nicht ein Fluss in Amerika?«, vergewisserte er sich treuherzig.
»Doch«, bestätigte Asmus wohlwollend. »Das ist genau das, was wir wissen wollten, Mart. Ist dieser Mann denn schon zurückgekommen?«
»Ich glaube nicht. Er trug eine auffällige Kappe. Und jetzt, wo ich weiß, dass es wichtig ist, werde ich auf ihn einAuge haben. Soll ich in der Wache anrufen, wenn ich ihn sehe?«
»Ja. Aber lass Lorns Matthiesen oder mich an den Fernsprecher holen. Die anderen wissen nicht, worum es geht.«
Als sie schon unterwegs waren, fragte Matthiesen: »Traust du Sinkwitz immer noch nicht?«
»Nicht allzu sehr, um ehrlich zu sein«, rief Asmus zurück. »Ich habe nicht vergessen, dass die Liste mit den Fangzahlen aus meinem Schreibtisch verschwand und nie wieder aufgetaucht ist. Und ihm sind die Preise in der Blauen Maus bekannt, ohne dass er einschreitet, das kommt hinzu.«
»Ja, klar. Welchen Weg willst du denn nehmen?« Matthiesen war hörbar erstaunt, weil Asmus nicht zur Hauptstraße zurückfuhr.
»Den Nebenweg von Braderup nach Kampen. Mal eben am Neubau vorbeischauen, wie weit sie gekommen sind. Außerdem fallen wir dann hoffentlich dem Tiglat-Pileser nicht in die Hände. Ich hatte vor ein paar Tagen das Vergnügen. Er ist leider so begeisterungsfähig. Und anhänglich …«
Auf dem weniger benutzten Sandweg war das Fahren schwierig, und auf dem Anstieg zur Düne musste Asmus das Motorrad zwischen einzelnen Krüppelkiefern, Heckenrosen und einer unendlichen Heidefläche hindurchschieben.
Sie erreichten das Gelände der Fabrik von der Südseite her. Der First war fertig gelegt.
»Sieh mal«, sagte Asmus und wies mit dem Kinn auf den Mann in der grauen Uniform, der das Haus umkreiste. »Da ist der Bewacher des Geländes. Der Besitzer hat Angst vor Dieben. Der Mann wohnt in einer Hütte auf der anderen Seite des Neubaus.«
»Der trägt sogar offen seine Flinte herum. Darf der das?« Matthiesen runzelte verwundert die Stirn.
»Tja. Vor drei Tagen hatte er noch kein Gewehr. Wahrscheinlich hat die Behörde, die die Baugenehmigung erteilte, auch eine Waffe erlaubt, sofern es nur eine Jagdwaffe ist. Mündlich natürlich nur. Sofern es überhaupt eine Baugenehmigung gibt.«
»Sollten wir nicht Sinkwitz darauf aufmerksam machen?«, schlug Matthiesen vor.
Asmus zog die Nase kraus. »Er befasst sich nicht gerne mit Dingen, die ihn auf Kollisionskurs zu Vorgesetzten bringen können.«
»Mit anderen Worten: Jep oder ich.«
»Du.«
»Mir bleibt aber auch nichts erspart«, klagte Matthiesen.
Asmus grinste. »Sei dankbar für die Möglichkeiten zur Bewährung, die du bekommst.«
»Dann lass uns jetzt schnell den nächsten Ort meiner Bewährung aufsuchen.« Matthiesen stieg auf den Soziussitz, und Asmus startete.
Die obere Türhälfte in Petersens Haus war weit aufgeschlagen, und von drinnen hörte man laute, ärgerliche Stimmen. Hoffentlich hat er nicht Besuch, dachte Asmus und ließ den Motor noch einige Sekunden laufen, damit man ihn wahrnahm. Aber dann beendete eine helle Frauenstimme die Diskussion mit einem Satz, in dem das Wort Enten fiel, und eine Tür knallte zu.
Nickels Petersen erschien mit grimmiger Miene hinter der Halbtür. »Ach, Sie sind’s«, murrte er. »Was ist denn so wichtig, dass Sie mich belästigen, kaum dass ich wieder hier
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